Alf Pastix - Von 0 auf den Gurten in einem Mail

27.04.2014; Text: Monthy, Bilder: Promo
Ich schreibe nun schon seit gut 15 Jahren über Schweizer Musik - von Alf Pastix aber vernahm ich erstmals, als mir Zahra eine E-Mail schrieb. Hintergrund des Ganzen: Alf Pastix' kommender Auftritt auf dem Berner Hausberg diesen Sommer. Also erlaube ich mir eingangs unseres Gesprächs am Karfreitag, das mangels Feiertags-Alternativen in einem chinesischen Restaurant stattfindet, überspitzt zu fragen, ob ich nun etwas verpasst hätte und das quasi mein Fehler sei? - Sänger und Gitarrist Max lächelt bescheiden und meint: "Nein, ich denke nicht. Das Projekt ist halt gerade erst am Anfang. Möglichkeiten, uns kennen zu lernen hättest du allenfalls an kleinen Shows in Fribourg gehabt, aber das wäre fast zu viel verlangt..." Möglich wäre auch gewesen, dass mir irgendwie das Album "Fairytales at half past six", welches Alf Pastix letzten November releast haben, in die Hände gerät. Ungleich vielen anderen Bands und Musikern, die ihre Alben möglichst genau so timen, dass sie dann eben auch im Fokus der Openair-Programmgestalter stehen, hat Max sein Werk mehr "für sich selbst" gemacht: "Deshalb ist es auch so breit angelegt. Weil es wirklich nichts Kommerzielles ist. Ich konnte damit neue Freunde finden, die diese Musik hören und an diese Band glauben." So habe das Projekt denn auch seine Richtung gefunden und wer auch immer Anteil nahm und nimmt daran, hilft Alf Pastix, mehr Schwung aufzunehmen und das Pendel höher schwingen zu lassen.
Promo-Bilder Alf Pastix
Alf Pastix - so viel sei hier jetzt mal verraten, denn den meisten geht es wohl wie mir bis vor kurzem - spielt einen relaxten Sound mit viel Jazz-Einflüssen, mit gerappten Teilen genauso wie mit gesungenen. Das ganze tun sie jedenfalls so professionell, dass die Leute vom Gurtenfestival darauf angesprungen sind. Und irgendwie glaube ich dem mir zuliebe in englisch Auskunft gebenden Romand, der immer nach möglichst präzisen Ausdrücken sucht, wenn er mir den Vorgang als eher unaufgeregt beschreibt: "Ich habe ihnen geschrieben - sie haben mir daraufhin den Slot auf der Bamboo Bar angeboten und gefragt, ob ich interessiert wäre." Und so ist Alf Pastix zum sicher bedeutendsten Gig in der noch jungen Bandgeschichte gekommen. Als langjährigem Partner des Gurtenfestivals reicht mir diese Antwort aber natürlich nicht, obwohl es sicher die einzige ist, die ... mir geben kann. Warum genau, Alf Pastix ausgewählt wurde und was man sich von ihrem Auftritt erhofft, habe ich daher auch Valérie Loretan von der Medienabteilung des Gurtens gefragt: Co-Programmgestalter Philippe Cornu vom Appalooza Booking weist erst mal darauf hin, dass unzählige Demos bei ihnen eingingen und sie es sich zum Ziel gesetzt hätten, alle Anfragen zu prüfen. Zum vorliegenden Fall meint er: "Alf Pastix hat mit seiner einzigartigen Stimme spontan überzeugt und wurde vom Fleck weg auf die Newtalent-Stage der Bamboo-Bar gebucht."
Promo-Bilder Alf Pastix
Nicht nur hinsichtlich Gurten sondern ganz allgemein frage ich, ob seine Musik, die eher ruhig und ausserdem oft mit einem melancholischen Einschlag versehen ist, denn auch catchy genug sei. Viel zu oft, sind es ja eben nur die Lautesten, die man hört... - Max: "Das ist gemeint, wenn ich sage, meine Songs sind ohne Berechnung geschrieben. Ich mache einfach das, was ich am besten mag und hoffe, es die Leute mögen es ebenfalls." Die Traurigkeit im Werk - nach eigenen Aussagen immer auch mit einem Touch Hoffnung versehen - erklärt er mir so: "Das bin eben ich. Es fiel mir schon immer viel leichter zu schreiben, wenn ich nicht glücklich bin. Dann spricht diese Musik mit Melodien und Gefühlen aus mir." Ein Phänomen, von dem ich schon öfter gehört habe. Ich suggeriere, ob das Leben in diesen Moment vielleicht intensiver sei? Max kehrt es um: "Vielleicht ist es eher so, dass wir keine Lust haben zu schreiben, wenn wir glücklich sind. Weil wir dann lieber Party machen und so." Wenn er also Songs schreiben will, hat er wohl keine Wahl. "Das ist mein Universum - ich ziehe mich dann in mein Kämmerchen zurück und grabe mich so ein bisschen ein." Das mache dann auch die nachdenkliche Stimmung in vielen seiner Songs aus.
Promo-Bilder Alf Pastix
Dazu sollte man vielleicht noch wissen, dass Alf Pastix trotz Name eigentlich eine Band und dann doch wieder vor allem Max Torché ist. Er komponiert die Songs an der Gitarre, nimmt sie auf und spielt sie dann erstmal der ganzen Band vor. Diese ist denn auch relativ spontan seinem Umfeld entsprungen. Max: "Mein Vater hat ein Tonstudio. Meine Schwester spielt Piano und singt sehr gut. Ich musste also nie Musiker suchen - sie waren schon um mich herum. Glücklicherweise haben sie auch noch das zu bieten, was meine Musik braucht. So ist alles ganz organisch aus meiner Familie und meinem Freundeskreis gewachsen." Live seien es zwar jeweils weniger Leute, aber dieselben. "Sonst hätten wir neun oder zehn Musiker auf der Bühne. Und das wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gut. Man muss mit der Zeit wachsen und ich will nicht überambitioniert sein."
Promo-Bilder Alf Pastix
Die Vielfalt auf "Fairytales at half past six", die mich insbesondere an Buckshot Lefonque erinnert, bringt sowohl gesungene Parts von Max und seiner Schwester mit als auch Rhymes von Max sowie Features von einigen seiner Freunde. "Ich habe mit Rap angefangen vor etwa zehn Jahren. Vor drei Jahren kam die Gitarre dazu, weil ich mehr Möglichkeiten haben wollte. Aber ich habe nicht aufgehört mit Rap. Und es war für mich selbstverständlich, dass dies und meine Freunde auf meinem ersten Album sein müssen. Später wird das vielleicht mal ändern." Hinischtlich singen meinte Nico bei einer Hörprobe, er singe nicht richtig, es sei mehr wie wenn James Blunt rede. Ich konfrontiere Max damit - "Das ist es! Es gibt viele die sagen, ich sei weder Sänger noch Rapper. Weil ich vom Rap her komme, fliessen halt auch andere Techniken ein und ich mache vieles anders als normale Sänger." Davon kann man sich dann also auf dem Gurten selbst überzeugen und das Konzert sei hier schon mal empfohlen. Zu erwarten hat man dabei den puren Alf Pastix. Denn jemand, der so authentisch ist und erst noch zu entdecken, wird jetzt natürlich nicht weiss nicht was auf die Beine stellen. Wieviele seiner Freunde er aber auf die Bühne mitnimmt - das wissen auch wir noch nicht...
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