Bliss - Auch ohne Casting gut aufgestellt

Text: Monthy
Bilder: Bliss
Als Bliss angefangen haben, mit dem was sie noch heute tun, habe es halt noch keine Castingagenturen gegeben, heisst es in der Pressemitteilung zum vor kurzem erschienenen zweiten Album der A-Capella-Truppe mit Rheintaler Wurzeln. Dass ein wenig Support heutzutage nicht schaden kann, ist mir schon klar. Trotzdem will ich zuerst einmal wissen, warum das denn wichtig hätte sein können? Christian meint, dass vielleicht das Sängerische etwas mehr gewichtet worden wäre. Sprich, es wären heute wahrscheinlich nicht sechs Freunde am Wirken. Gefunden haben sich die begeisterten Sänger nämlich auf privater Basis. Eine Castingagentur hätte sicher genauer darauf geschaut, dass die richtige Mischung von Typen zusammen gekommen wäre. Was hat sich denn in dieser Hinsicht auf natürlichem Weg ergeben? Christian: "Ursprünglich waren wir ein Haufen Freunde, die Freude am Singen und Saufen hatten. Und auch die neuen Mitglieder haben wir nicht via Casting gefunden. Wir haben zwar mal eines gemacht, aber das ging total in die Hosen. Wir hatten 15 Anmeldungen, davon haben wir vier vorgeladen. Bei dreien war schon vor dem ersten Ton klar, dass es nicht klappt..." Die Zugehörigkeit zu Bliss ist also eher Vorbestimmung und da meine eigentliche Frage gar nicht beantwortet wurde, muss ich aufs Gruppenbild unten verweisen. Dort sind alle elegant gekleidet, was wiederum zum Begriff "A-Capella-Ensemble" passt, den Christian im Schwank übers Bliss-Casting verwendet. Sei's drum. Die Suche ist jetzt jedenfalls erstmal vorbei. Denn mit dem Release des zweiten Albums, getauft auf den Namen "Superstern", stehen wichtigere Aufgaben an."Es gab einige Wechsel innerhalb ziemlich kurzer Zeit", gibt Lukas zu und Christian führt aus: "In der Urformation hatten wir ein Repertoire von etwa 50 Songs, für jedes Stück braucht ein Sänger circa 3 bis 4 Wochen zum Einstudieren. Bei den beiden neuen Sängern mussten wir uns deshalb auf die Lieder der CD und des Live-Programms reduzieren."
Das zweite Bliss-Album namens Superstern - Cover
Bevor wir das "Biz" themenmässig endgültig verlassen, spreche ich Bliss noch darauf an, ob A-Capella - noch dazu mit Coversongs - heute überhaupt noch reichen, um irgendwo hin zu kommen? Lukas: "Das ist wirklich die Frage... Neu ist es sicher nicht. Was uns ausmacht, ist dass wir die Songs selber arrangieren, und zwar auf eine hoffentlich gute Art und Weise. Ausserdem haben wir angefangen medleymässig Songs miteinander zu kombinieren, die man sonst so nicht hört." Christian als Arrangeur bringt ein Beispiel: "'Shout' von Tears vor Fears kenne ich sonst nicht als A-Capella-Song. Das ist ja eine richtige Rock-Hymne. Auf die Idee, den zu arrangieren, kam ich überhaupt nur, weil ich so einen Klangteppich wollte und wegen der geilen Stimmen... Auch 'All the small things' von Blink182 ab unserem Debut ist wahrscheinlich einzigartig. Bei einer A-Capella-Band kommt ein grosser Teil der Faszination daher, dass man einfach wissen will, wie dieser und jener Song akustisch tönt. Es ist spannend, anders als man es kennt..." "Superstern" ist nicht nur der Titel der neuen CD sondern auch des Live-Programms. Worin unterscheiden sich die beiden - ausser natürlich im Volumen? Lukas: "Wir haben bei diesem Casting einige Jingles produziert, die wir als Auflockerung ins Live-Programm einfliessen lassen. Das sind übrigens auch die einzigen eigenen Texte. Ansonsten bringen wir die Songs aber schon so, wie sie auch auf der CD sind. Plusminus."
Die witzige Truppe zwischen Herausputzen und Apero - von rechts nach links
Die einst fehlende Unterstützung wird Bliss mittlerweile unter anderen durch die Promo-Agentur Das Office geliefert. Wie hat sich das auf die Perspektiven ausgewirkt? Christian: "Wir profitieren schon jetzt erheblich davon. Das neue Album wurde ja von Luk Zimmermann von Lunik produziert, was uns zu unserem Label geführt hat. Im Zuge dieser Entwicklung haben wir dann noch einige Tips erhalten, wer uns allenfalls noch helfen könnte. Das wirkt sich jetzt bereits aus." Dass Bliss nicht als A-Capella-Act verniedlicht werden, verdanken sie zu gewissen Teilen auch ihrem Produzenten. - "Luk hat ganz klar gesagt, dass er ein Pop-Album machen will. Das war auch genau unser Fokus. Wir bringen ja schon eine Liste mit Hits mit. Die eignen sich dann auch entsprechend dafür." Lukas versteht meinen Einwand schon: "Bei vielen A-Capella-Bands hat man den Eindruck, es brauche einfach nur Mikrofon und Stimme. Das reicht aber nicht, auch wenn die Ansätze bei vielen Bands durchaus originell sind. Unsere CD ist auch nicht überproduziert, aber eher an der oberen Grenze." Das erklärt dann auch gleich, dass die Radiosingle "The girl is mine" nicht als stures A-Capella daherkommt, sondern mit Perkussion. Christian: "Es war für uns von Anfang an klar, dass wir auch Instrumentalisten drauf nehmen. Allerdings nur Perkussion. Wir haben keine E-Bässe, auch kein Drum-Set. Aber es gibt dem ganzen auch noch etwas mehr Pep." Was Konzerte betrifft, "könnte auch mehr kommen", gibt Christian zu Protokol, relativiert aber, "unser Booker Chrigu Schmutz (Bluff) ist noch nicht so lange dabei. Und gerade die Konzertanfragen brauchen Zeit. Zudem waren wir für dieses Jahr ein bisschen spät dran und mussten uns vertrösten lassen. Aber es kommt..."
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/b/bliss/bliss_auch_ohne_casting_gut_aufgestellt.htm