VA - Bock uf Metal (Bluemoon Musix)

25.1.2012; Text: Monthy, Bild: Cover
Geissbock mal anders - Cover Bock uf Metal
Man muss Chris Bluemoon, den Herausgeber der Bock-uf-Reihe, schon respektieren. Es gehört doch ordentlich Mut und Idealismus dazu, in der Schweiz einen regionalen und auf einen Musikstil begrenzten Sampler zu machen. Zwar zeigt das nationale Pendant der Heavy Metal Nation von Quamlibet Records, dass die Schweiz hinsichtlich Metal locker das Potential für eine regelmässig erscheinende Compilation hat. Dass dies aber auch aufs Bündnerland herunter gebrochen stimmt, musste erst noch bewiesen werden. Die Nummer 1/666 ist deshalb nicht nur dem Stil angemessen sondern zeugt auch ein bisschen von vorhandener Selbstironie. Der Mann hat scheinbar auch noch einen langen Atem... Angefangen hatte alles mit Rock. Irgendwann gesellte sich dann auch noch eine Rap-B-Seite dazu. Doch damit ist dem Geschmack der Böcke noch nicht Genüge getan. "Bock uf Metal" liefert nun der Langhaar-Fraktion aus Rhätien Futter, genau 16 mundgerechte Häppchen, die ich probiere, ohne vorher die Menukarte gelesen zu haben. Denn zu wissen, wer es spielt, trübt oft das Urteilsvermögen... Bald schon lässt sich sagen, dass das Niveau im Kanton Graubünden fast so hoch ist wie die Berge, da im Südosten der Schweiz. Auffallend ist zudem, dass viele Bands einen sehr modernen Metal spielen. Die Trends gehen beispielsweise hin zu mehr und anforderungsreicheren Bässen. Das Instrument ist nicht zuletzt durch Bands wie Queens of the Stone Age zu mehr Ansehen gekommen. Wo es früher reichte, einfach immer schneller und härter zu spielen, ist heute mehr Differenzierung gefragt - auch um sich von all den anderen Bands abzugrenzen. Ganz ähnliche Gründe dürften dafür sorgen, dass vor allem bei der Stimme die Scheu vor Verzerrungen und Effekten langsam zurück geht. Obwohl natürlich gewisse Bands immer lieber auf variable Sänger oder Choräle zurück greifen werden, um dieses - früher zumindest war es eins - Problem zu vermeiden. Am Schlagzeug ist der Trend zu immer mehr Tempo dagegen ungebrochen. Die wirbligen Doppel-Fusstrommeln sind mittlerweile schon fast ein bandübergreifend obligatorisches Element und bringen es zum Teil auf unheimliche BPM-Werte. Zurück zum Sampler, der mir am Anfang genau ein Fragezeichen aufgibt. Denn der Opener ist ein punkiger Hardrock, der nicht wirklich etwas mit Metal zu tun hat. Als ich nach dem Probehören schliesslich die CD umdrehe, finde ich meine Antwort gleich in mir selbst. Denn Paganini ist tatsächlich der einzige aufgeführte Name, den ich bewusst schon gehört habe. Viel räpresentativer dagegen sind Avelanche of Blood mit ihrem "Vuschs en mei". Der Song ist als Dialog zwischen einer dämonisch fiesen und einer dunklen Stimme aufgebaut und sehr lebendig. Die Bässe gehen teilweise in den Doom-Bereich hinein, Breakdowns und irritierende Elemente - Gitarre im Ton eines Singalhorns etwa - brechen immer wieder den Rhythmus. "Dreaming of a free Rätia" von Rätier ist aufgebaut wie ein Sonnensturm, um ein aktuelles Beispiel aufzugreifen. Dabei übernehmen die Insturmente den Part der Sonnenpartikel, die mit voller Wucht auf die von kräftigen und teils wirklich mitreissenden Chorälen gespielte Erdatmosphäre prallen. A phobic smile probieren sich im Crossover von Metal und New School Punk, wobei sich der Mut zu einer ganz "normalen" Stimme auszahlt. Im Kontrast zum trashigen Sound und der kreischenden Zweitstimme ergibt sich ein faszinierendes Wechselspiel, das an sich nicht metal-untypisch ist, aber in dieser Form etwas leichter zu verdauen. "Dreamwalls" ist deshalb in ganz besonderer Weise ein typischer Song für die Compilation. Denn man erkennt in ihm ein kleines bisschen den Mann dahinter...
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