Bonaparte - Intime Gedanken eines Reisenden

16.7.2012; Text: Monthy, Bilder: on-pictures.ch
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Bis in letzter Sekunde war nicht klar, ob das geplante Interview wirklich zu Stande kommt. Der Bonaparte-Tourbus stand im Stau und so kamen sie – dank des Abholdienstes der Gurtencrew – ca. eine Stunde vor dem Gurten-Gig, auf dem Berg an. So flexibel, wie der Berner Sänger Tobias Jundt ist, durften wir kurz vor dem Auftritt aber doch noch ein sehr amüsantes und intimes Interview mit ihm führen.
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Als ich im Backstage-Bereich zu Tobias an den Tisch geführt wurde, staunt ich nicht schlecht, als ich sehe, was dort alles steht. Ein riesiger Salatteller, ein Hauptgericht und diverse Desserts. Genau so skurril, wie der Bonaparte Sänger ist, isst er auch. Immer wieder wechselt er zwischen Dessert, Hauptgericht und Vorspeise ab. Ich kann ihm dabei fast nicht zusehen Ich weiss nicht, ob es ihm so besser schmeckt, oder ob er sich einfach dachte, dass im Magen ja sowieso alles zusammen kommt.
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Erst auf dem Gurten angekommen, sitzt mir Tobias schon mit Farbe im Gesicht gegenüber. Ich will von ihm wissen, ob er denn immer geschminkt sein? „Wie geschminkt? Hää..das verstehe ich nicht. Du bist ja auch geschminkt oder?“ kontert der Berner. Schnell merke ich, das wird ein wirklich lustiges Interview werden. Er fügt dann an, dass er noch in seiner Privatkleidung vor mir sitze und daher etwas 'im Schuss' sei, da er sich gleich für die Bühne umziehen müsse (und evtl. noch nachschminken, denke ich mir...)
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Eigentlich wäre fürs Essen und die Vorbereitung etwas mehr Zeit eingeplant gewesen, doch dank Stau in Deutschland, schaffte es die Band wie gesagt nur ganz knapp vor dem Konzert auf den Gurten. Tobias erklärt mit halbvollem Mund: „Wir sind 22 Stunden im Auto gewesen. Von Morgens um 1:00 Uhr bis jetzt. Gerade eben sind wir hier angekommen. Wir kamen von Berlin und hatten überall Stau. Wir mussten sogar unseren Nightliner stehen lassen und wurden dann irgendwo bei Freiburg im Breisgau vom Gurtenteam in diversen kleinen Autos abgeholt, sonst hätte wir es nicht mehr geschafft, weil unsere 3 Fahrer nur je 8 Stunden am Stück fahren dürfen.“
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Da der Nightliner und somit auch die Schlafmöglichkeit der Band in der Nähe von Freiburg im Breisgau stehen geblieben ist, frage ich, wo sie denn schlafen werden. „Ja, ich wollte jetzt eben dich fragen, ob ich vielleicht bei dir übernachten könnte?!“, fragt er keck und ohne mit der Wimper zu zucken. Selbst die Tatsache, dass ich einen Freund habe (welchen er ebenfalls kennt) schreckt ihn nicht ab, doch leider scheitert es dann daran, dass unsere Wohnung nicht mit einem Kachelofen ausgestattet ist. Schade aber auch, denke ich mir und lenke gekonnt die nächste Frage ein, ohne dass da noch peinliches Schweigen aufkommt :)
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Bonaparte erinnert ja schon sehr an den französischen Kaiser, der auf St. Helena verbannt wurde, oder? „Ich kenne ihn nicht so gut. Ich habe ihn nie persönlich getroffen. Ich habe einmal ein Buch angefangen zu lesen „Napoleon und die Frauen“, aber es war so schlecht, dass ich aufgehört habe mit Lesen. Ich habe dann gemerkt, dass mich die Frauen in meinem Leben mehr interessieren, als die in seinem Leben.“, lacht Tobias verschmitzt. Dieses Buch besitzt er nun schon doppelt, weil er es anschliessend noch geschenkt bekommen hat, sowie alles mögliche, was mit Napoleon in Verbindung gebracht werden könnte. Es gibt also auch Schattseiten eines solchen Bandnamens.
Bonaparte auf der Gurten-Zeltbühne
Nun möchte ich natürlich auch noch musikalisch auf dem Laufenden bleiben und frage: "Vor zwei Jahren seid ihr das letzte Mal am Gurtenfestival aufgetreten, was hat sich musikalisch in dieser Zeit getan?" - „Da wir so viel auf Tournee sind, habe ich nicht so viel Zeit gehabt, im Studio zu sein, daher haben wir erst gestern das neue Album fertig gemacht und jetzt spielen wir vielleicht 3-4 Songs davon. Weisst du, wenn ich es im Studio aufgenommen habe, heisst das noch lange nicht, dass wir alle diese Songs live schon spielen können. Im Studio habe ich meine Maschinen, die mir helfen und hier auf der Bühne machen das vier Musiker.“ Nun lasse ich Tobias ins Kostüm hüpfen, damit er es noch pünktlich auf die Bühne schafft.
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