Cha Da Fö & Thomas Cathomen - regionale Küche zum Apéro

21.10.2014; Text:/Bilder: Monthy
Immer im besten Licht - Konzerte im Rahmen von Voices Meet

 
 
Von A wie CApuns bis Z wie SalsiZ har die Bündner Küche viel zu bieten. Ob dies der Grund dafür ist, dass bei den "Apéro Konzerten" am Voices on Top, auch bekannt unter dem Namen "Voices Meet", heuer einheimische Kost angesagt war, entzieht sich meinen Kenntnissen. Aber es passt jedenfalls. Mit dem knorrigen Rätoromanisch verfügt nämlich auch die Bündner Musik über eine Spezialität, die man ausserhalb Räthiens wohl kennt, aber selten zubereitet, sprich in diesem Zusammenhang: verwendet. Serviert wurde der musikalische Apéro 2014 erstmals im Kongresszentrum Rondo und nicht in einem extra aufgebauten Zelt von Cha Da Fö... Von wem?, werden Sie jetzt wohl fragen und sind damit exakt auf meinem Wissenstand vor der diesjährigen Ausgabe des Engandiner Dorffestivals mit den schönen Stimmen. "Als Einheimischer an so einem Event mit Namen wie Alex Hepburn oder Angélique Kidjo spielen zu dürfen, macht besonders Freude. Man fühlt sich dann halt eben auch als Teil dieser Gesellschaft und kann ein wenig an diesem grossen Ding schnuppern", zeigt sich Roli erfreut über die gebotene Gelegenheit. Umso mehr, als es eben kein Einzelauftritt sei, sondern eine kleine Konzertreihe mit Gästen. Diese durften Cha Da Fö denn auch selbst bestimmen, ausser:..: "Ein Vorschlag von uns wurde abgelehnt, weil dieser Musiker letztes Jahr hier gespielt hat. Ansonsten hatten wir aber freie Hand..."
Cha Da Fö und Thomas Cathomen am Voices on Top 2014

 
 
Cha Da Fö machen das, was man heutzutage unter Indie-Rock klassiert. Eine unaufgeregte Art Rock, meist eher auf leisen Pfoten - und in diesem Fall mit einer Sprache untermalt, die von wenigen verstanden wird. Ganz ehrlich - die Versuchung, sich dem Small-Talk und seinem Bier hinzugeben anstatt der Band zu lauschen, ist schon vorhanden. Sänger Roli und Drummer Rolf Caflisch zwei von insgesamt sieben Bandmitgliedern und dem in Mexiko lebenden Gastmusiker Thomas Cathomen fiel also die Aufgabe zu, die Leute dort abzuholen und ihnen die Wartezeit bis zum Hauptact des Abends zu verkürzen. Mit dieser Ausgangslage mussten Cha Da Fö schon zuerst klar kommen. Roli: "Man zieht halt einfach sein Ding durch. Mit einer gewissen Erfahrung ist es sicher leichter, sich nicht davon verunsichern zu lassen, dass eine vergleichsweise grosse Unruhe herrscht. Irgendjemand will immer zuhören - und im Endeffekt machen wir das ja auch für uns. Wenn der Lärmpegel auf die Bühne kommt, ist es sicher nicht einfach, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es genau dann besonders spannend ist, sich nicht von seinen Zielen abbringen zu lassen. Einer ist immer da, der Freude daran hat. Das darf man nicht aus den Augen verlieren." Thomas schützte sich schon dadurch: "...dass ich keine Erwartungshaltung hatte. Es mag auch sein, dass ich durch meine Erfahrungen in Mexiko eine andere Sichtweise mitbringe. Schon nur die Organisation hier hat mich schwer beeindruckt und ich nehme auf vielen Ebenen etwas von hier mit."
Cha Da Fö und Thomas Cathomen am Voices on Top 2014

 
 
Wie oben erwähnt lebt Gast Thomas Cathomen, der mir sogleich eine vor zwölf Jahren aufgenommene CD seiner damaligen Band Tartaruga in die Hand drückt, in Mexiko, wo er seit zehn Jahren als Lehrer tätig ist. Dort hat er auch eine Band. Er ist zwar nicht extra wegen Voices on Top in die Heimat gereist, aber: "Es war der Grund, meinen sommerlichen Aufenthalt zwecks CD-Produktion und ein paar kleineren Konzerten halt noch ein bisschen zu verlängern." Am Konzert hatte ich den Eindruck, Band und Gast würden sich schon länger kennen, was Thomas aber relativiert: "Sagen wir es mal so - wir kennen uns aus der Ferne. Ich beobachte auch von Mexiko aus die Schweizer und die Bündner Szene. Also wussten wir voneinander und ich fand Cha Da Fö schon immer super. Ich halte Roli für einen ausserordentlich professionellen und doch leidenschaftlichen Musiker. Jetzt haben wir einander kennen gelernt, miteinander aufgenommen und gemerkt: Es gibt da so eine Seelenverwandschaft."
Cha Da Fö und Thomas Cathomen am Voices on Top 2014

 
 
Einen besonderen Zusammenhalt unter den rätoromanischen Musikern sieht Roli zwar nicht, aber jeder habe so seine Nische und sie würden sich gegenseitig inspirieren und auch unterstützen. So suche man etwa telefonisch nach Ersatz, wenn einer mal ein Konzert nicht spielen könne. Dies wohlgemerkt unter fast allen existierenden Bands in dieser zwangsweise kleinen Szene, wo jeder den anderen kennt. Nun klagen sogar Mundart-Acts, dass ihr Markt halt einfach zu klein sei und ich frage mich, was denn die Rätoromanen sagen sollen...? - Roli: "Du musst halt einfach damit rechnen, dass bei einem Konzert in Baden nur fünf Leute anwesend sind... Das coole ist, wenn du dann in Deutschland spielst, hast du automatisch einen grösseren Markt." Die Sprache sei dahingehend aber schon eine Barriere. "Besonders in der Deutschschweiz geben die Leute einem kaum eine Chance und am Radio gespielt zu werden, ist extrem schwierig. Du wirst erst mal einfach belächelt... Wenn sie dir aber doch eine Chance geben und sich das anhören, finden es viele eigentlich richtig gut." Rolf macht's dementsprechend wie IKEA - er entdeckt die Möglichkeiten: "Wir müssen keiner Vorgabe entsprechen, wie etwa jemand der Mundart macht. Wir können frei gestalten, was Einflüsse angeht. Deshalb ist die Szene vielleicht auch so vielfältig und vielschichtig."
Cha Da Fö und Thomas Cathomen am Voices on Top 2014

 
 
Geprobt hätten die Drei Musketiere ihren Auftritt einmal und sie haben sich beim Programm mit Songs von beiden Bands (fast) gar nichts anmerken lassen. Trotzdem muss ich einfach fragen, ob der Unterschied zwischen eigenen und fremden Songs von der Gefühlslage her - sprich Nervosität - gross sei? - Roli: "Natürlich! Kaum geprobt passieren natürlich Fehler und die Akkorde auf dem Blatt sind manchmal verwirrend, weil man nicht mehr weiss, wo man jetzt genau ist. Man will das ganze ja auch geniessen und sich fallen lassen. Und dann verlierst du halt schnell den Faden. Weil man es gut machen will, ist es eine Mischung aus Genuss und extremer Konzentration. Das Feeling muss ja schon auch da sein." Mit dieser Einstellung wurde aus der Herausforderung schnell eine Erinnerung. Ganz ähnlich wie die CDs, die sowohl Cha Da Fö als auch Thomas Cathomen produziert haben, und über die wir abschliessend noch etwas philosophieren. Bezeichnend für diese handgestrickten Musiker ist für mich, dass sie auch im digitalen Zeitalter halt schon lieber etwas in der Hand halten. Auch wenn es natürlcih nicht in Stein gemeisselt sei und in dieser schnelllebigen Zeit vielleicht gar nicht mehr zeitgemäss. Ein Zwiespalt, der für Musik in unserer vierten Landessprache zwischen Tradition und Moderne ganz besonders zutreffend scheint und auch auf dem Cover der aktuellen Cha-Da-Fö-CD zu finden ist. Das Titelbild: Ein altehrwürdiges Engadiner Haus. Der Titel: Automatic...
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