Da Cruz - Disco e Progresso (Boom Jah Records)

13.04.2013; Text: Monthy, Bild: Cover

Es kann nur eine geben - Mariana Da Cruz... - Die Rede ist vom eigentlich richtigen WM-Song für die Schweizer Fussball Nationalmannschaft. Schon nur ihre Herkunft aus Brasilien spricht dafür, auch der südamerikanisch-europäische Sound des ungleichen Duos Da Cruz / Ane Hebeisen, den wir schon früher als heiss-kalt beschrieben haben. Nur eben - man kennt ja das Schweizer Fernsehen - dort wählt man nicht den richtigen Sound aus, sondern die momentan angesageste Band. Oder zumindest wen man im Leutschenbach gerade so empfindet. Pegasus und Anna Rossinelli durften zuletzt ran und bestätigen meine obigen Worte. Mit "Disco e Progresso" legt Da Cruz gleich eine Doppel-CD auf, die schon im Titel sehr brasilianisch daher kommt. Auf der Flagge des Samba-Staates steht nämlich geschrieben: "Ordem e Progresso", übersetzt: Arbeit und Fortschritt. Der DaCruz-Titel "Disco e ..." entspricht vielleicht eher der gängigen Meinung über das Land mit dem integrierten Hüftschwung. Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund der Aufbau der DCD - die erste CD ist die helle Seite, die zweite die dunkle. Und gerade diese versucht man in Brasilia, Rio oder Manaus vor dem Hintergrund der anstehenden Grossveranstaltungen (WM 2014; Olympische Sommerspiele 2016) ja zu negieren. Die helle Scheibe ist dabei eher, was man erwarten würde - die dunkle hingegen ist für mich viel interessanter. Das mag einen Zusammenhang haben. Der enormen Lebensfreude und Energie der ersten CD folgt eine zwielichtige, mit härteren Sounds und wehmütigeren Vocals. Die fast abghackten, kalten Beats und die warme Stimme erzeugen eine Spannung, die mich packt und nicht mehr stillstitzen lässt. Dafür steht beispielsweise der Didgeridoo-Ton im zweiten Opener "Aonde vai". Seine hypnotische Rhytmik fährt fast noch mehr in die Beine als die auf Latino-Beats aufgebauten hellen Tracks. Die beiden CDs lassen sich gut mit dem Karneval vergleichen. Während die helle auf den Hauptstrassen der offiziellen Parade huldigt, läuft die dunkle in den gefährlichen Gässchen abseits ab. Dort, wo man lieber keinem Maskierten begnene möchte. Den Übergang zwischen den CDs markiert das Cover "Campari Soda", versehen mit portugiesischen Voclas (obwohl die Brasilianer ja eigentlich Wert darauf legen, ihre eigene Sprache zu sprechen, ist es im Grunde Portugiesisch...). Damit wäre ich - einfach vom Platz her - schon ziemlich am Schluss meines Reviews, fürchte aber, ich schulde jetzt noch den WM-Track, der natürlich trotz meiner Präferenzen von der ersten Scheibe stammen muss. Dafür vorgesehen ist wohl kein Track - meine Wahl fällt vor allem des mitsingbaren Refrains (Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah) auf: "Rolar a Bola" - jedenfalls aber empfiehlt sich die DCD für ale Nati-Fans. Sei dies nun zuhause oder vor Ort...