Ivo - Vor lauter Intimität bleibt die Anerkennung auf der Strecke

16.04.2014; Text: Nico, Bilder: Promo / Cover
Promo-Bilder von Ivo
Vier Jahre mussten Ivos Fans nun auf neue Klänge des Zentralschweizers warten. Vier Jahre sind auf dem schnelllebigen Musikmarkt eine sehr lange Zeit, doch wenn man sich das Album zu Ohren nimmt, erzählt bekommt, wie das ganze entstanden ist und erfährt, welche prägenden Ereignisse sich zwischen dem letzten und diesem Album sonst noch zugetragen haben, wird diese Zeitspanne plötzlich legitim. Jedem der 13 Songs fühlt man den Herzblutmusiker an, sodass es auch nicht weiter erstaunt, dass Ivos selbstbetiteltes Album, welches am 28.3.2014 erschien, ein hohes Mass an Hitpotenzial mitbringt. Für mich versammelt das Album das Beste, was ich von Ivo je gehört habe. Als ich den Musiker beim Interview mit dieser Aussage konfrontiere fühlt er sich geehrt und gesteht schmunzelnd: „Ich finde es schön, dass du es als das beste Album bezeichnest, welches ich bis jetzt veröffentlicht habe, denn das finde ich nämlich auch.“ Ivo verrät weiter, dass er als Musiker reifer geworden sei, was man seinen Songs anhört und er zudem das Gefühl habe, dass dieses Album einen perfekten Bogen habe. Bei dieser Erklärung zeichnet Ivo eine bergartige Bewegung in die Luft, wo er hingegen seine letzten Alben mit Wellenförmigen Luftzeichnungen bebildert.
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Ob das der Grund sein könnte, weshalb man eine CD nach sich selbst benennt, frage ich mich währenddem wir noch lachen. Als ich meine Frage laut ausspreche, verneint Ivo: „Nein, der Titel ist nicht bewusst gewählt. Ein Song heisst ja „A place to call home“, was ursprünglich als Albumtitel geplant war, doch, als wir das neue Logo in Verbindung mit dem Coverbild sahen, wirkte das optisch so gut, dass wir uns für IVO entschieden.“ Er erklärt weiter, dass es sich bei „IVO“ um das wohl intimste Album überhaupt handle und er dies so gut, wie alleine produziert habe, weshalb er sich sicher ist, dass es die richtige Entscheidung war, diesen Tonträger nach sich zu benennen. Wie sich diese Intimität auszeichnet und welche Botschaft er damit ans Volk tragen möchte, kann mein Interviewpartner nicht in einem Satz ausdrücken, man merkt, es ist etwas, das ihn sehr beschäftigt und auch gleich sehr nachdenklich wirken lässt. „Ich singe da nicht von meinem Leben oder bete eine Geliebte an...Gewisse würden wahrscheinlich sagen, ich sei friedenstaubemässig unterwegs, wenn man sich beispielsweise die Songs „Peace & Freedom“ oder „We are One“ anhört...Ich glaube einfach, es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, dass nicht die ganze Welt so privilegiert ist, wie wir hier. In meinen Augen ist unsere Wahrnehmung oft sehr eng. Die Welt ist riesig und das Elend ist riesig und ich glaube, dass wir eine Verantwortung haben, allen gegenüber – erst recht, weil es uns so gut geht.“
Promo-Bilder von Ivo
Dies ist eine der Ivo-Seiten, die wir so ausgeprägt bis jetzt noch nicht von ihm zu hören bekamen. Doch man hört der Musik an, dass in der Zeit vom letzten bis zum aktuellen Album sonst noch ein prägendes Ereignis im Leben des Künstlers stattgefunden haben muss. Bevor ich nachfragen kann rückt er – offen, wie er ist – auch gleich selbst damit heraus: „Die Tatsache, dass ich vor vier Jahren Vater geworden bin, hat mich als Person weniger verändert als, vielmehr meine Weltanschauung und den emotionalen Blick auf die Weltgeschehnisse. Viele der Songs handeln davon. “In der Zeit, als meine Tochter etwas mehr, als ein Jahr alt war, ging der „Arabische Frühling“ los. Danach kam der Krieg in Syrien, wo mittlerweile eine Million Menschen vertrieben wurden: Das sind hunderttausende Kinder, die nichts haben und wenn du da zuhause ein Mädchen hast, für das du alles machen würdest und du siehst am Fernsehen tagtäglich dieses Elend, dann kannst du den Schmerz der Betroffenen und deren Ohnmacht viel mehr nachempfinden.“, erzählt mir Ivo nachdenklich. Mit seinem Album ist er einerseits Sprechrohr und will in uns andererseits das Bewusstsein wieder hervorrufen, wie gut wir es hier haben und an die soziale Seite in jedem von uns appellieren.
Promo-Bilder von Ivo
Es ist viel passiert, zwischen dem letzten und dem aktuellen Album, doch nicht die privaten und globalen Ereignisse sind Grund dafür, dass wir vier Jahre darauf warten mussten. „Es dauerte vor allem lange, bis ich eine Finanzierung zusammen gebracht hatte...Mit dem Songwriting begann ich Anfangs 2011 und die Idee war, eine Vorproduktion zu machen, mit einem Produzenten zusammen zu sitzen und alles im Studio aufzunehmen. Der Plan war Ende 2012 das Album zu veröffentlichen.“, so der versierte Musiker. Doch wie sagt man so schön, erstens kommt alles anders und zweitens, als man denkt. So war es auch im Fall von „IVO“. Er schlug diesen Weg der CD-Produktion zwei Mal ein und beide Male hat es nicht so richtig geklappt, worauf hin Ivo beschloss, alles auf eigene Faust zu machen. Da er sich dabei aber auf neuem Terrain befand und bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, dauerte es, bis sich der – von mir benannte – Perfektionist alles so beigebracht hat, dass sich das Ergebnis sehen lies. Und der Meister selbst sieht dies so: „13 Songs: Vom weissen Blatt bis fix fertig ist für jemanden der noch nie eine Album produzierte nicht so lang.“
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Dem muss ich zustimmen und füge schmunzelnd hinzu, dass die Freude, das Baby das erste Mal im Arm zu halten, so doch noch viel grösser sein müsse. Mein vis-à-vis entgegnet mir: „Ja, auf jeden Fall, die Freude ist sehr gross und ich höre mir das Album auch immer noch gerne an, was ich bei mir sonst eigentlich eine Seltenheit ist.“ Leider sehen das die Radiostationen noch nicht ganz so, wie der Musiker selbst. Schon, als ich das Thema Radios und deren Feedback anspreche, muss ich feststellen, dass der zuvor so freudige Gesichtsausdruck des Multitalents schwindet und ernster, schon fast melancholischer wird. „Leider sind die Rückmeldungen der Radiostationen für mich bis jetzt enttäuschend. Du musst verstehen, da ist mein Herz und meine Seele drin und, wenn es dann von, so gut wie keinem Sender gespielt wird, dann ist das logischerweise enttäuschend für einen...ich verstehe einfach nicht ganz wieso es nicht gespielt wird.“ Ivo gesteht weiter, dass die erste Single so gut, wie gar nicht gespielt wurde. Mit der zweiten Single taucht Ivo ab und zu im Tagesprogramm bei SRF 3 auf, sowie bei wenigen Privatradios. Das weniger erfreuliche daran ist, dass der Song meistens mitten in der Nacht gespielt wird. Voller Hoffnung, wurde am letzten Dienstag die dritte Single „Love, Love, Love“ ins Rennen geschickt. „...vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Vielleicht ist es jetzt so, dass gewisse Radios bei der zweiten Single bleiben und andere, die bis jetzt noch keinen Song meines neuen Albums gespielt haben, dann die dritte Single ins Programm nehmen...so wird meine Musik hoffentlich breiter gefächert.“ Das hoffen wir auch und können die Radiostationen ebenfalls überhaupt nicht verstehen.
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