KUNZ - MundartFolk

24.10.2015; Text Nico, Bilder: Monthy
Kunz beehrte auf seiner Tour natürlich auch Olten
Die Eisenbähndler- und Autoren-Stadt ist seit letzten Freitag auch als MundartFolk-Mitstampf-Stadt bekannt. Für alle, die es noch nicht erraten haben, die Rede ist von Olten. Verantwortlich dafür ist niemand geringeres, als Marco Kunz, auch bekannt, als Traumschwiegersohn vieler Mütter. Mit seinem weissen Hemd und den Hosenträgern könnte er doch glatt bei der Kultserie „Unsere kleine Farm“ mitspielen. Irgendwie assoziiere ich mit diesem legeren Hosenträger-Look noch heute ganz viel Lebensfreude, die aus Erlebtem und nicht aus Materiellem geschöpft wird: einfach gestrickt eben. Das merkt man auch seiner Musik und seinem Auftreten an. Vor dem „Kunzert“ in der Schützi in Olten durften wir Marco zum ersten Platz in den Schweizer Albumcharts gratulieren. „Vielen Dank. Ich bin immer noch sehr überrascht und hätte wirklich nicht gedacht, dass wir es auf die 1 schaffen.“ bedankt sich der Luzerner und verrät weiter, dass er sich den Sprung in die Top 10 gewünscht hat, da der Erstling auf Platz 13 einstieg. Dann kam eins nach dem anderen, die Vorverkäufe liefen gut und so stiegt auch die Hoffnung auf eine noch bessere Platzierung. Marco und seinen Band erhofften sich zu diesem Zeitpunkt, dass sie es mit „MundartFolk“ in die Top 5 schaffen, bis sie erfuhren, dass sie laut Trendcharts bereits auf Platz 4 sind, folgte natürlich die Hoffnung auf eine Bronzemedaille, doch aus Bronze wurde Gold: „Dann kam eine SMS mit der Nachricht, es ist Nummer 1!“, was Marco nicht glauben konnte und sich zuerst noch einen telefonische Bestätigung abholen musste.
Beim Konzert in der Schützi hatte Kunz nur scheinbar Mühe, die Fans zu hören
Das Schweizer Volk hat also in dieser Woche am meisten KUNZ-Alben gekauft, und das, wenn man sich vorstellt, dass Zürich den Konsum der Scheibe durch deren Inhalte doch gar nicht unterstützen kann. Marco erklärt mir aber lachend, dass er davon ausgeht, dass sein Album auch in Zürich gekauft wurde, da Zürcher diese Ironie mögen würden. Doch, was ist eigentlich mit den Oltenern? Es scheint, als würden es die Oltener mögen, wenn man sich über ihre Stadt lustig macht? Oder finden sie es einfach schön, dass auch einmal jemand über ihre Stadt singt? Marco schätzt die Oltener, als sehr realistisch ein diesbezüglich, obwohl nicht alle Dreitannen-Bürger positiv auf seine „Hommage“ an Olten reagiert haben, wie er uns berichtet: „Es gibt beides, es gibt also auch die, die es gar nicht mögen. ... Ich glaube einfach, dass die Oltener wissen, wie die Restschweiz Olten sieht. Man muss ehrlich sein, wenn du nicht in Olten lebst, fährst du normalerweise nicht zwingend mit dem Auto durch Olten, wenn, dann fährst du mit dem Zug durch und dann kennst du Olten, einfach nur als hässliche Bahnhofstadt. Ich denke auch, dass die Oltener dies wissen.“ Der Musiker erklärt weiter, dass er in seinem Song das ganze zwar in erster Linie ins Gespräch bringt, aber auch zugleich mit diesen Vorurteilen aufräumt, indem er sich singend sogar vorstellen könnte, wegen einer Dame in Olten sesshaft zu werden. Der Videoclip zum Song zeigt, wie Olten aussieht, wenn man das Bahnhofsgebäude verlässt und ist daher ein Muss für alle, die Olten nur auf den Bahnhof reduzieren. Und wer weiss, vielleicht schafft es KUNZ sogar, dass die Anwohnerzahl dadurch noch höher steigt. Marco konnte die Stadt jedoch schon soweit überzeugen, dass er sein Zuhause für eine Woche verlässt, um sich in Olten einzuquartieren.
KUNZ im Interview mit Trespass-Reporterin Nico
Das Einleben in Olten sollte für Marco keine Probleme mit sich bringen, denn wie er mir erklärt, kann er sich sehr gut anpassen – jedenfalls, was den Dialekt angeht, denn im Gespräch mit dem Luzerner fällt mir auf, dass sein Dialekt doch stärker wirkt, als ich ihn in seinen Songs herausgehört habe. „Ja, ich habe eigentlich einen Luzerner-Hinterland-Dialekt.“, dieser sei jedoch sehr nahe an Bern und dennoch, wenn er so singen würde, wäre dies doch recht unverständlich, erzählt Marco weiter. Den Luzernern steht aber zu seinen Wurzeln. Obwohl wir während des Interviews auf den gemeinsamen Nenner kommen, dass die Mundart-Tradition im luzernischen eher rar gestreut ist. „Bei uns in der Innerschweiz ist Volksmusik sehr gross, das war schon immer so uns ist noch heute so.“, erzählt er mit strahlenden Augen. So gern Marco diese Tradition auch hat, wurde er doch irgendwie auch von Bern beeinflusst: „...wir hatten keine Troubadouren, – was ich toll finde – wie Bern dies hatte.“ Wenn ihr mich fragt, hört man diesen Troubadour-Wunsch zusammen mit Rock und Volksmusik bei „MunadartFolk“ schon raus, der Künstler selbst sieht es wie folgt: „Wir versuchen uns nicht abzuheben und zu sagen, wir machen jetzt Rock und möchten nichts mit Volksmusik zu tun haben. Wir haben ein Hackbrett dabei. Wenn du früher aber nur Volksmusik hattest, möchtest du dich abheben und möglichst weit weg von dem gehen, aber Mundart ist ein Teil von Volksmusik“, wir kommen zum Schluss, dass sich KUNZ eben trotzdem abhebt, nämlich mit dem, was sich sonst kaum einer wagt: Luzerner Mundart.
KUNZ brachten tolle Stimmung in die Schützi Olten
Der charmante Musiker wehrt sich gegen jegliche meiner Schubladisierungsanmerkungen. Er sieht sich weder als Frauenheld (obwohl ich ihn darauf hinweise, dass er damit doch bereits 1999 anfing, wird dies lachend verneint) noch als Songwriter von Helene Fischer. Meine Aussage, dass „Ergendöppis Liid Ede Loft“ auf Hochdeutsch gesungen doch glatt als Helene Fischer Song durchgehen könnte – was ich übrigens nachdem Marcos spontaner Refrainansingung in hochdeutsch erst recht nicht mehr zurücknehmen wollte - kam bei Marco irgendwie nicht so gut an. „...wenn du jetzt gesagt hättest, es erinnert mich an einen grossen Stadionsong von Coldplay, dann würde ich sagen, ja, das ist ein besseres Kompliment, als Helene Fischer.“, lacht der Sänger. Nachdem mein (ganz ehrlich) lieb gemeintes Kompliment, nicht auf fruchtbaren Boden fiel, gebe ich Marco abschliessend noch die Chance euch etwas Freudiges zu verraten, nämlich den Lieblingssong seines Album: „Es hat in verschiedenen Songs immer wieder einige Stellen, die ich toll finde, wie beispielsweise den Zwischenteil von „1999“, wo der Gesang ins Hackbrett rein kommt oder bei „Strom“, wo es am Schluss noch einmal so richtig abgeht, vom Song her finde ich „Sommerchind“ richtig toll, von der Energie her gefällt mir „Mund Art Folk“ am besten...es hat verschiedene, ich kann nicht bei einem sagen, der ist es!“
Olten singt den Olten-Song - KUNZ dokumentiert mit Handy für die Homepage
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/m/marco_kunz/kunz_mundartfolk.htm