Make Plain - Aussagekräftig ohne grosse Erklärung

09.08.2014; Text: Nico, Bilder: Matthias Keller
Make Plain am Gurtenfestival
Auf dem wohl höchsten Punkt des Gurtenfestivals hatten wir uns mit Rüfi aka Migre le Tigre in der Bamboo Bar verabredet. Geplant war das Interview direkt nach dem Gig. Doch, wie heisst es so schön: Erstens kommt alles anders und zweitens, als man denkt. Oben angekommen, sehe ich einen Moment lang einer Band beim Soundcheck zu, die so gar keine tigerähnlichen Züge aufweist. Beim Zücken des Programmhefts schliesse ich darauf, dass es sich bei den Jungs bereits um die Band nach Migre le Tigre handeln muss, doch wieso spielen die während Rüfis Zeitfenster? Diese Frage beantwortet uns ein Bamboobarverantwortlicher damit, dass Rüfi krank sei und leider nicht auftreten kann. In diesem Moment meldet sich die Newcomer Band „Make Plain“ - auf deren Interview-Anfrage wir noch kein OK bekommen haben – bei uns um den Güsche-Talk zu bestätigen. So nah liegen also Pech und Glück beieinander dachten wir uns und waren glücklich, dass wir die beiden Tessiner, deren berührend authentischen Countryklängen wir kurz zuvor noch vor der Waldbühne lauschten, gleich auf den Zahn fühlen dürfen.
Make Plain am Gurtenfestival
Vor dem Mediencorner angekommen, steht eine Gruppe italienisch-sprechender Backstagebändeli-Träger...und siehe da auch die zwei Musiker scheinen uns gesichtet zu haben und lachen uns herzlich zu. Eine freundliche und aufgestellte Truppe, die zu unserem Leid nicht deutsch spricht und wir zu ihrem Leid den Italienisch-Unterricht ein bisschen zu oft schwänzten. Bei dieser Ausgangslage scheint es selbst mit einem Bandnamen, wie Make Plain nicht einfach zu sein, sich zu verständigen. Da alles etwas spontan war, blieben unsere Recherchen etwas auf der Strecke deshalb und aufgrund der Sprachbarriere entschlossen wir uns daher für ein Gruppentalk – in Englisch. Die beiden Bandmitglieder machen gleich zu Beginn ihrem Namen alle Ehre und machen uns klar, dass ihr Englisch nicht so gut sei und sie noch fleissig am Lernen seien. Die aufgestellte Managerin der beiden beherrscht zu unser aller Glück italienisch und englisch und springt daher gerne als Dolmetscherin ein. Voller Stolz und trotzdem ohne Überheblichkeit erzählen uns die beiden Tessiner, wie sie es schafften, über das Onlinevoting in den Live-Contest im Bierhübeli und dort tatsächlich unter den 4 Bands waren, die von der Jury ausgewählt und somit als Gewinner eines Güsche-Waldbühnen-Auftritts feststanden.
Make Plain am Gurtenfestival
Es scheint fast, als könnten die zwei es immer noch nicht richtig glauben. Sie verraten uns aber auch, dass sie vieles auch ihren treuen Fans verdanken, welche sie ins Bierhübeli begleitet und tatkräftig angefeuert haben. Und wer bei ihrem Auftritt auf der Waldbühne genau hinschaute, konnte den einen oder die andere in der ersten Reihe sämtliche Songtexte Mitsingen sehen und hören. Im Tessin scheint das Duo also schon sehr bekannt zu sein, doch wie ist das mit der musikalisch-geografischen Ausrichtung eigentlich genau? Ist man als Tessiner Band automatisch nach Italien ausgerichtet? Bei dieser Frage scheinen sich die beiden einig zu sein, denn wie aus der Pistole geschossen entspringt den beiden ein deutliches „No!“, das so überzeugend klingt, dass ein Lacher darauf folgt. Die Erklärung folgt sogleich: „In Italien hast du wenig Möglichkeiten in einem Club oder an einem Festival, wie diesem zu spielen, also haben wir uns der Situation angepasst.“ Doch auch wir Deutschschweizer lauschen italienischem Gesang à la Jovannoti oder Laura Pausini gerne, daher lag uns die Frage, weshalb die zwei denn nicht in Italienisch singen auf der Zunge. Als diese raus sprang, folgte auch gleich die Antwort: „Weil der Klang der englischen Wörter besser mit unserer Musik harmoniert: Country Musik klingt einfach besser in Englisch.“
Wo sie recht haben, haben sie recht. Doch irgendwie stellen wir uns das Songwriting ganz schön schwierig vor, gerade, weil nach der letzten Aussage nochmals der Anfangssatz folgt, „...wir wissen, dass wir englisch lernen müssen...“. Make Plain schreiben aber ihre Songtexte trotz Sprachbarriere selbst: „Wir schreiben die Songs in englisch, welche wir dann per E-Mail jemandem schicken können, der diese für uns korrigiert.“ Wir fragen nach, ob die Texte nach der Redigierung nicht total verfremdet seien - daraufhin müssen wir alle lachen, weil wir die Frage gar nicht so böse stellen wollten, wie sie rüber kam. Die Managerin legt aber noch einen drauf und meint: „Alles ist rot, wenn die Texte zurück kommen.“ Eine richtig lustige Truppe haben wir hier getroffen oder, ob's an der tropischen Hitze hier vor dem Mediencorner liegt? Man weiss es nicht, aber die Augen tränen jedenfalls. Die Managerin der beiden erklärt uns aber, dass es natürlich nicht so schlimm sei, mit dem Einsatz des Rotstifts. Dieser komme vor allem dann zum Einsatz, wenn sich die Tessiner einer italienischen Redensart bedienen und diese eins zu eins ins Englische übersetzen, was dann oftmals in Englisch keinen Sinn ergebe. Doch mitten ins Herz trifft die Musik von Make Plain hauptsächlich durch akustische Gitarrenklänge die sich melodiös dem Schlag unseres Herzen anpassen.
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