Pete & Pelos: "Halte deinen Traum am Leben"

27.07.2015; Text: Monthy, Bilder: Pete&Pelos
Gut drei Jahre ist es her, seit die Einsiedler Pete & Pelos ihr Debutalbum „Unreturned Love“ veröffentlicht haben. Als ich mir die erste Single-Auskopplung „Dream Alive“ von „Janus Face“ anhöre, stelle ich aber mit Freuden fest, dass sich der Grundton nicht verändert hat. „Akustischen Grunge“ hatte ich den Sound damals getauft und darauf angespielt, dass die Stimme konsequent einen Halbton neben der Spur verläuft. „Allgemein ist es jetzt etwas weniger düster und negativ“, beschreibt Sänger Philipp Werner die konzeptionellen Anpassungen, „Ich habe jahrelang fast nur in diese Richtung getextet. Erst jetzt im Nachhinein fällt mir auf, dass plötzlich mehr Licht da ist. Auch vom Sound her ist es vielseitiger und lebhafter geworden.“ Ich gebe bereitwillig zu, dass es sonst tatsächlich nicht mehr genauso ist, wie es früher war. „Du kannst ja sogar korrekt singen“, necke ich meinen Gesprächspartner und entlocke ihm ein Schmunzeln: „Wenn ich mich selbst höre, wie ich vor zehn Jahren gesungen habe, dann darf ich sagen: es geht etwas. Warte nochmal zehn Jahre…“. – Ich hatte mich bei Philipp immer gefragt, ob die Songs schon dissonant in seinem Gehör entstehen oder ob sich das dann erst ergibt…? – Philipp: „Dissonanz ist nie der Fokus. Ich sitze an meiner Gitarre und spiele für mich. Wenn ich ein Fragment finde, das mich packt, gehe ich dem nach, ohne zu wissen, wohin das zielt. Dieses Ur-stück schaue ich mir dann mit Gitarrist Pete Seitz an. Er hat einiges mehr drauf und trägt viel dazu bei, wie es dann im Endeffekt tönt. Gerade auch die Abwechslung ist vor allem ihm zu verdanken.“
Cover Janus Face von Pete & Pelos

 
 
 
Wie bereits zwischen den Zeilen ausgedrückt, entsteht bei Pete & Pelos also zuerst der Text und danach die Musik. Ich frage nach, ob das eher schwieriger sei als umgekehrt? – Philipp: „Ich kann es gar nicht sagen. In der Regel habe ich schon eine Melodie im Kopf, aber mehr so ‚Lalala‘. Ich denke, entweder es funkt zwischen den Songschreibern oder eben nicht. Und bei uns hat’s von Anfang an gepasst und das ist bis heute so geblieben. Spannend ist, dass es in ganz verschiedene Richtungen gehen kann – vor allem wenn wir es dann auch noch mit Sämi und Cyrill zusammen spielen.“ Die beiden – auch bekannt als die „Zahner Brothers“ – sind mittlerweile auch im Bandnamen integriert. Früher hiess die Band noch explizit „Pete & Pelos & the Zahner Brothers“… Das im aktuellen Album thematisierte „Janusgesicht“ ist den meisten bekannt. Der Kopf mit den zwei Gesichtern, der oft auf römischen Münzen zu sehen ist. Ausserdem ist Janus auch der römische Gott des Anfangs und des Endes. Ich drücke meine Hoffnung aus, dass letzteres kein Omen sei… „Uns geht es mehr um den ersten Aspekt – also dass man die Dinge von zwei Seiten her betrachtet. Und das war bei mir schon eher unausgewogen, immer so schwerfällig. Langsam kommt jetzt auch die andere Seite mit rein…“ Dieses Düstere, auf das Philipp anspricht, ist allerdings für den Hörer gar nicht so offensichtlich – auch weil die Stimme in ihren dissonanten Teilen eher „nach oben verreist“. Die Schwermut lag also vor allem in den Texten. „…und auch in der Rhythmik. Der Albumtitel ‚Unreturned Love‘ sagt ja auch schon einiges. Jetzt ist dieser Einfluss spürbar weniger dominant“, präzisiert Philipp. Musikalisch höre ich in den neuen Tracks auch sehr viel Country. Ein Verdinest von Pete? – Philipp lächelt: „Das habe ich jetzt schon öfter gehört, obwohl wir nicht darauf hinaus wollten.“ Ich hake nach, wo sich Pete & Pelos denn selbst einteilen würden? – „Am ehesten ist es wohl eine Rock-Geschichte. Aber es tun sich alle recht schwer, eine Schublade zu finden. Und für uns ist es einfach, das was wir machen wollen. Das braucht auch keinen Namen. .Es ist einfach spannend, welche Einflüsse zusammen kommen.“
Bandfoto Pete & Pelos

 
 
 
Das Album erschien bereits im Dezember, was mir erlaubt, nach Feedback zu fragen… - Philipp: „Es ist das erste Mal, dass wir unser Produkt auch promoten, und zwar mit Rolf Schlup und seinem Office. Wir sind selbst gespannt, weil wir uns selbst nicht wirklich gut verkaufen können. Das liegt weder mir noch Pete und kostet auch enorm viel Zeit. Daher sind wir froh, haben wir jemanden gefunden, der für uns spricht und sind – immer noch – sehr gespannt, was dabei raus schaut.“ Die graue Eminenz der Schweizer Musikszene war insbesondere auch für die Auswahl der Single zuständig, was ich mit einem nickenden Lächeln kommentiere. Denn auch ich hätte „Dream alive“ gewählt – halte den Song aber hinsichtlich Airplay für eher suboptimal, weil er nicht die neuen Pete & Pelos zeigt, sondern eher die alten. Und dass am Radio jeder „falsche“ Halbton schnell ganz durchfällt, ist ja kein Geheimnis. Philipp: „Wir haben ihm da freie Hand gelassen. Dass die erste Single noch wie früher tönt, ist vielleicht gar nicht so schlecht. Die zweite wird dann wohl schon ein wenig stromlinienförmiger...“ Undiskutabel tauglich ist jedenfalls die Aussage des Songs – und „keep your dream alive“ ist wohl mindestens genauso an die Band selbst gerichtet, wie es für jeden da draussen gilt, oder? – Philipp: „Jeder hat doch irgendetwas in seinem Leben, das er erreichen will. Der Song fragt ein bisschen, wie schnell man solch einen Traum aufgibt oder eben nicht. Zurückblickend hätten auch wir oft aufgeben können…“
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