Shakra: „Mir si eh e cli angers“

10.3.2011/Text: Ko:L, Bilder: Promo
Shakra sind zufrieden
„Gut, aber tönt da und dort fast ein wenig wie Pure Inc.“ – „Grossartige Balladen!“ – „Keine starken Balladen mehr!“ – „So modern – ist das noch Shakra?“ Die Emmentaler Hardrocker sahen, lasen und hörten in den letzten vierzehn Tagen fast alles über ihr neues Album „Back on Track“. Seit dieser Woche ist klar: Egal was gesagt oder geschrieben wird: Das Publikum liebt die Emmentaler und hat sie auf Anhieb auf Platz zwei der Schweizer Albumcharts gehievt – nur geschlagen von Mundart-Überfrau Sina mit ihrem neuen Album. „Das ist doch das ehrlichste Feedback das man überhaupt kriegen kann: All diese Menschen haben unser Album aus freien Stücken gekauft. Niemand wurde mit der Knarre am Kopf dazu gezwungen“, sagt Rhythmus-Gitarrist Tömu Muster. Die Frühlingssonne scheint in sein Gesicht, er lächelt zufrieden, die Welt ist in Ordnung. Seine und die von Shakra. „Dieser zweite Platz tut unglaublich gut“, sagt Lead-Gitarrist Thom Blunier, der gegenüber am Tisch sitzt.
Shakra: Tömu Muster
Beide wissen: Es ist keine Jahre her, die Berner waren gerade mit ihrer letzten Platte „Everest“ auf Platz vier in die Charts eingestiegen, aber im Hintergrund brannte der Baum schon lange. „Wir nahmen damals den Charteinstieg einfach zur Kenntnis, mehr nicht“, erinnert sich Muster, „sonst war da nur noch Leere.“ Der damalige Frontmann Mark Fox und die Band hatten sich zerstritten, Fox verliess die Band. „Viele glaubten nicht mehr daran, dass Shakra noch einmal zurückkehren würden“, sagt Thom Blunier.
Shakra: Thom Blunier
Unverblümt geben die beiden Urgesteine der Emmentaler Band denn auch zu, dass es Momente gegeben hat in den letzten zwei Jahren, in denen sich Gedanken einschleichen wollten, die diesen Zweiflern nachgegeben haben. „Zumindest bei mir war irgendwann schon ein wenig ein Zittern da“, sagt Muster, „und ich hätte plötzlich dazu hinreissen lassen können, auf unserer Suche nach einem neuen Sänger Konzessionen zu machen.“ Blunier sei da eher der Standhafte gewesen. „Was wollen wir mit einem Sänger, der nicht zu uns passt und dessen Stimme uns nicht passt?“, sagt der Angesprochene. „Mir si eh e chli angers.“ Und deshalb sei für ihn immer klar gewesen: „Wir suchen, bis wir den Mann gefunden haben, der zu uns passt.“ Natürlich sei es ein „riesiges Glück“ gewesen, einen Mann wie den neuen Fronter John Prakesh zu finden. Aber den Glauben daran habe er nie verloren.
Shakra: John Prakesh
„Es war einfach klar, dass das mit Shakra weitergeht. Weil wir die Freude nie verloren haben“, sagt Blunier weiter. So wäre auch „Shakra sind nicht totzukriegen“ ein möglicher Titel für diesen Artikel gewesen. „Solange wir Freude daran haben, Musik zu machen, machen wir weiter“, sagt Blunier – schon fast stoisch ruhig. Aber in den Augen blitzt für einen kurzen Moment das Feuer auf, das ihn und seine Mitmusiker antreibt. Schliesslich gab es Zeiten, in denen die Band alles selber machte, inklusive Management, Plattenlabel und Tourbooking... Auch „Totgesagte leben länger“ hätte die Überschrift lauten können – mit Blick auf die Band, aber auch ihren schnörkellosen und direkten Hardrock, der schon unzählige Male totgesagt und -geschrieben wurde. „Wie gesagt: Es gibt Leute, die sagen, ‚Back on track’ sei nicht mehr Shakra, weil zu modern“, sagt Muster. „Aber wir haben nie darauf gehört, was andere gesagt haben.“ Auch wenn es jetzt Stimmen gebe, die sagen, Prakesh-Balladen könnten nicht mit Fox-Balladen mithalten, sei das Humbug, sagt Blunier, „Tömu hat Balladen für ‚Everest’ geschrieben, Tömu hat Balladen für ‚Back on Track’ geschrieben. Da geht es nicht um Prakesh oder Fox.“
Shakra charten auf Platz 2
„B true B you“ heisst der Opener auf dem neuen Album von Shakra, das zu ihrem grössten Erfolg werden könnte. Und vielleicht liegt genau da das Geheimnis der Emmentaler vergraben. „Wir ziehen unser Ding durch, wie es uns gefällt“, sagt Muster. „Es gibt heute viel die geileren Bands, als in den 80er-Jahren“, fügt Blunier an, „und die hören wir und die beeinflussen unseren Sound.“ Hinzu kommt, dass mittlerweile Musiker aus mindestens zwei Generationen Teil von Shakra sind. „Unser aller gemeinsamer Nenner ist die Musik“, sagt Muster, „die leben wir, die machen wir, die wollen wir. Der Rest ist egal.“
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/s/shakra/shakra_mir_si_eh_e_cli_angers.htm