Sir Joe - Treasures in a Box (The Song Brewery)

28.10.2014; Text: Monthy, Bild: Cover

Sein Debutalbum soll jetzt offenbar die ganze Geschichte erzählen - Von Serge Christen, dessen Name von amerikanischen Mitstudenten nicht richtig ausgesprochen werden konnte und die aus Sergio - Sir Joe - werden liessen. Nach seiner pulsfühlenden EP "Half the story" von 2012 ist der Mann mit der Stimme von der Castingformate als Kandidaten träumen nun also zurück und öffnet seine Schatzkiste. Dass dieser Begriff für ihn eine durchaus zwiespältige Bedeutung hat, sei hier nicht verschwiegen. Seine Gitarre sei Sir Joe zu selbiger Schatzkiste geworden, als er den Tod seines Vaters und seiner Schwägerin verarbeiten musste. Den Songs, die modernem Singer/Songwritertum entsprechen und den schönen Kategorientitel Ktchen Folk verliehen erhalten haben, hört man dies wenig bis gar nicht an. Sie schweben mit einer Leichtigkeit und Souplesse durch den Raum und inszenieren eine Stimme, die dunkel genug ist, dir ins Gewissen zu reden, aber doch warm genug, um dich darin geborgen fühlen zu können.Country- und Western-Rock-Einflüsse rühren vielleicht nicht von ungefähr, sondern von seiner Zeit am Musicians Institue in L.A. Besonders schön dargestellt werden sie in der Coverversion von "Crossroads", die dem Song Hühnerhautcharakter verleiht. Sir Joe zeigt darauf schon das Potential eines amerikanischen Singer/Songwriters und wir tun gut daran, ihm hier Sorge zu tragen. Bekannt wurde der Bieler übrigens fast noch mehr durchs Fernsehen als durch seine Musik bzw. durch eine Mischung von beidem in einem Werbespot von Rivella. Sein Album bezeichnet selbst die Promo als "Sammelsurium von Singles", was aber dem Hörgenuss gar nicht abträglich ist. Stil und Stimme sorgen da schon für genug roten Faden. Grund dafür sei, dass sich Sir Joe "immer wieder von inspirirenden Dingen am Wegesrand" aufhalten lässt. Und genauso wirken sie auf mich auch: Aus dem Leben gegriffen und ohne zuviel Schnickschnack ehrlich präsentiert.