Stahlberger - Die Gschicht isch besser (Irascible)

02.04.2014; Text: Monthy, Bild: Cover
Cover Die Gschicht isch besser von Stahlberger
Drei Jahre haben sich Stahlberger seit ihrem letzten Album "Abghenkt" Zeit gelassen - und das kommt nicht von ungefähr. Weil dieses nämlich ziemlich einschlug, waren die Ostschweizer gefordert hinsichtlich eines Nachfolgers. Ihre primäre und gut getroffene Antwort auf das Problem: Näher zusammen rücken. Sie hätten sich musikalisch nun noch viel mehr gefunden und spielten direkter und konsequenter auf. Tatsächlich sind die Songs sehr modern und dicht instrumentiert und gefallen mit ausgefallenen Sounds. Diese sind allerdings nicht nur Zierde sondern ein Teil des Setups. Über diesen State-of-the-Art-Sounds veredeln Stahlberger textlich den Alltag und das Unspektakuläre. Als Mischung kommt es einem irgendwie so vor als ob man durch eine Betonwüste von Fassaden schreitet und man zwar weiss, dass sich dahinter Geschichten wie die von dir und mir verstecken - aber hören oder sehen kann man davon nichts. Stahlberger aber haben den Röntgenblick und ihre Musik lässt die Mauern verschwinden. Eigentlich eine tolle Idee für ein Video, obwohl dies ja nicht zu meinen Aufgaben gehört... Eine melancholische Club-Halbballade wie "Tanze" drückt diesen Archetypus des in der Technik vereinsamten Menschen in einer neuen Art aus. Vielleicht wirkt es auch deshalb so speziell, weil man in der Mundart schon immer über Normalos gesungen hat (zB Stop the Shoppers). Stahlberger heben diese Tradition musikalisch in die Gegenwart. Ihr Opener "De gröscht Maa" erinnert in seiner unaufgeregten Auregung über die Ankunft des offiziell grössten Mannes der Welt in einer kleinen Stadt schon fast poetisch an Dürrenmatts "Besuch der Alten Dame". Auch ganz typisch ist die Radiosingle "Du erwachsch mal wieder nume i dinere Wonig" - lapidar, vielleicht ein klein wenig enttäuschend aber auch ein sicheres Gefühl. In der zweiten Auskopplung "Die Gschicht isch besser" besingen die St.Galler das Schicksal von Zweien, die sich in zwei abfahrenden Zügen kurz sehen und ineinander verlieben können - und sie führen es eher unerwartet zu einem Happy End - weil sie zwar vielleicht manchmal etwas ironisch sind, aber eigentlich doch grossartig...
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