Dario & Spinfire - Romanisch romantisch

12.10.2011; Text/Bilder: Monthy
Kronenhof Pontresina - herrlich ausgeleuchtete Location
Noch ist es nicht soweit, dass alle gleich den Kopf drehen, wenn von Dario & Spinfire gesprochen wird. Die junge Bündner Rockband fiel mir persönlich vor einem knappen halben Jahr auf. Und zwar so, wie es schon manche Band geschafft hat, aus der Anonymität heraus zu treten - auf einem Sampler nämlich. "Mit Sentimaints waren wir auf 'Bock uf Rock' vertreten", bestätigt Bandleader, Sänger und Gitarrist Dario Widmer, der unter Beobachtung seiner Kollegen steht. Jedenfalls hatten sie ihn vor dem Interview damit aufgezogen, dass sie dann kontrollieren wollen, ob er Mist erzähle. Das tut er aber nicht. Ganz allgemein könnte er aber ein wenig ausschweifender antworten, was meine Begleitung treffend mit den Worten: "Er ist halt ein Bündner" umschreibt. Direkt auf den Punkt und lieber etwas zu wenig sagen als zu viel...
Kurt Cobain war auch da...
Also krame ich das bisschen einer Idee, das ich von Dario und den Feuerrädern habe, hervor. Insbesondere zielt dies natürlich auf die Sprache. Rumantsch oder Romanisch ist zwar in der Musik fast überdurchschnittlich vertreten, wenn man die Ethnie der Schweiz als Massstab heranzieht. Trotzdem - wie immer wenn jemand etwas nicht so macht wie die anderen - hat es immer noch diesen Nischen-Charakter. Der Grund, die vierte Landessprache bandintern zur Nummer eins zu machen, liegt allerdings tiefer. Dario: "Wir machen es mit Herzblut - hoffentlich offensichtlich..." - und aus den genau gleichen Gründen wie ein Mundart-Act Dialekt singt. "Ich mache seit 2007 Musik in romanisch. Zuerst war ich eine Zeitlang alleine unterwegs und jetzt mit der Band. Und ich habe von je her romanische Texte geschrieben. Deutsch texten liegt mir gar nicht und englisch kann ich nicht gut genug." Dass Dario ein waschechter Romanischer oder zumindest Bi-Lingue ist, wäre somit auch gleich geklärt...Natürlich habe ich einfach so behauptet, dass romanisch speziell ist. Wie sieht es denn mit unserer oft ein bisschen an den Rand gedrängten vierten Kultur wirklich aus? - Dario: "Gerade im Unterland gibt es einige Bands, die Rumantsch singen. Da ist es eigentlich gar nicht so speziell..." Und auch ausserhalb der Musikszene, meint Dario, sei Romanisch wieder im Kommen - besonders bei den Jungen.
Dresscode für Dario & Spinfire!
Grossgeschrieben wird bei Spinfire Charme - sicher auch an der Sprache aufgehängt, aber nicht nur. Beim Soundcheck im Grand Hotel Kronenhof, wo Dario & Spinfire hernach zum Dinner aufspielten, fielen mir vor allem die akustischen Gitarren auf. Und auch das Programmheft stiess mit "romantischem Pop-Rock" in ein ähnliches Horn. "Das hier ist allerdings ein Acoustic-Set", wirft Dario ein und bekräftigt mehr mit Worten denn mit seiner Stimme, dass sonst auch elektrische zum Einsatz kämen, "Wir sind schon eine Rockband!" Dass man sie mit dem etwas seichteren Pop in Verbindung bringt, ist wohl dem stark auf Stimme und akustische Performances ausgelegten Event geschuldet. "Sonst sagt man uns das nicht wirklich nach", rückt Dario den Fokus zurecht. Das Repertoire der Band umreisst er mit: "Punkrock und Rock bis hin zu Schnulzen..."
Interviewgast, Sänger und Gitarrist Dario Widmer
Wie die regionale Kultfigur Heidi treibt es auch Dario & Spinfire ins Unterland - wenn auch (noch?) nicht ganz bis nach Frankfurt. Denn die Band wird mehr und mehr nicht nur auf Grischa sondern auch in den Unterländer Radios gespielt. Dario: "DRS3 spielt 'Sentimaints' - sagen wir mal - ab und zu... Kürzlich - am 29. September genau - waren wir zudem fürs SF DRS und DRS3 auf dem Bundesplatz und durften dort aufspielen." Dass es ein steiniger und langer Weg - quasi ein Bergweg in den Himmel - darin sind wir uns einig. Im Vorprogramm von Marco Masini ("Vaffanculo"...) spielen zu dürfen, ist da sicher ein Etappenziel, das Dario an diesem Tag erreicht. Mit dem italienischen Künstler verbinde ihn zwar nicht dermassen viel, meint der Einheimische lapidar, streicht aber heraus, dass es eine Ehre sei. Speziell ist das Konzert aber schon nur wegen der Location. Im Kronenhof bucht man nämlich nicht nur ein Konzert, sondern auch gleich noch ein Dinner mit. Der Saal ist nicht nur bestuhlt, sondern auch noch betischt - und obendrein herrscht Dresscode! "Ja, wir müssen uns in Schale werfen, was für mich relativ neu ist", schmuntzelt Dario mit wohl etwas gemischten Gefühlen, "ein Hemd habe ich zwar meistens an, aber das reicht normalerweise. Am Schluss sind es ja nur Kleider..."
Im Vordergrund dunkel das an Tischen sitzende Publikum
Bevor ich die Jungs der steigenden Nervosität überlasse, interessiert mich noch, ob es für Romanische Acts eigentlich logisch ist oder wäre, sich nach Italien zu orientieren. So wie Deutschschweizer sich gerne nach Deutschland und Romands in Richtung Frankreich orientieren. Die Frage bezieht sich hauptsächlich auf das relativ frische Album "Liberta" und wie man das promotet. Dario: "Italiener verstehen uns ja knapp in einem Gespräch. Musikalisch schiele ich schon immer ein bisschen nach Italien. Ich habe auch schon mit der Plattenfirma gesprochen und vorsondiert. Zuerst wollen wir aber mal in unserem Stammgebiet grösser werden." Als Schweizer in Italien dürfte er allerdings dann ziemlich einsam sein. Jedenfalls fällt weder mir noch ihm ein hiesiger Act ein, der es im sonnigen Süden geschafft hätte. - Wir einigen uns darauf, dass dies ein Ziel für Dario & Spinfire sein könnte...
Dario & Spinfire im Kronenhof - ein Feuerwerk in Ton und Bild
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