Jen Dale - Jimi Otis Bacon & Eggs EP

12.07.2015; Text: Monthy, Bild: Cover

Jen Dale ist eine jener Künstlerinnen, von denen wir Schweizer irgendwann erstaunt sagen werden, dass wir gar nicht wussten, dass sie Schweizerin ist. Die Tochter einer Schweizer Mutter und eines Englischen Vaters tut auch gut daran, sich was ihre musikalische Karriere angeht, nicht allzu lange mit der kleinen Schweiz aufzuhalten. London - oder auch Berlin, wo Jen mittlerweile lebt - scheint mir da das bessere Pflaster zu sein. Zumal Jen Dale alles mitbringt, um sich als Sängerin auch international durchzusetzen. So demonstriert sie in den ersten Songs ihrer EP - übrigens dem Start zu einer Trilogie, wie es heute schon fast üblich ist - "Show me", "Lifted me up" und "Wondering" ein Flair für den Soulfunk der guten alten Zeit. Wieviel vom Eindruck der Musik geschuldet ist, darüber kann man diskutieren. Wenn man die Augen schliesst, kann man sich aber durchaus vorstellen, dass so eine Aretha Franklin heute tönen könnte. Welch wohltuend tiefgehender Unterschied ist dies zu den seichten Soul-Sternchen, die einem in Amerika am Laufband präsentiert werden. Auch in weniger funky angelegten Songs, in denen mehr der Big-Band-Charakter überwiegt, schwingt da stets viel Tradition in der jungen Stimme mit. Die Frau, die sich Marvin Gaye und Ella Fitzgerald genauso verbunden fühlt wie - etwas überraschender - den Dire Straits und Jimi Hendrix realisierte erst, was sie in den Menschen mit ihrem Gesang auslöst, als sie ihren Grossvater mit einem Song zu Tränen rührte. Und mit ebendiesem Herzblut - nur ohne die sonst eben auch oft üblichen Schnörkel - schreibt sie auch ihre Songs, die in ihrer Nostalgie viel Zeitloses in sich bergen. Nach fünf Songs bleibt da eine gewisse Spannung in mir. Eine Neugier auf die restlichen Songs des dreigeteilten Albums einer Künstlerin, die wir in der Schweiz schon kennen sollten, wenn sie dereinst international einschlägt...