Echte musikalische Leidenschaft: The Passengers

Text: Sandy
Bilder: musicbild.li
Montreux ist nicht unbedingt der Ort für ein- und aussteigende Passagiere, sondern vielmehr die Stadt mit einer offenen Mentalität zu allen Menschen - und ganz sicher hat sie ein Herz für berührende Musik. Genau deshalb liegt es wohl auf der Hand, dass die vier Musiker der Newcomerband The Passengers dort ihre Heimat gefunden haben. Das ist die Band, die am sonnigen Samstagnachmittag den Schattenplatz der Zeltbühne in Gampel erleuchtet. Leadsänger Mark Kelly bringt die Sonne gleich selber mit auf die Bühne. Sein südländisches Aussehen lässt sofort karibische Träume aufkommen. Das Bühnenbild präsentiert sich ohne Schnick-Schnack, einzig Mark’s rotes Shirt und Bassel, in Orange gekleidet, geben die leuchteten Farben rein. Aber mehr ist gar nicht nötig, denn dort oben überzeugt jetzt pure Musik, ohne Video- oder Protestgesang-Animationen. Mark Kelly (Gesang, Gitarre), Bassel Tabet (Gitarre, Effekten), Fabien Vodoz (Schlagzeug, Perkussion) und Livio Melileo (Bass, Keyboard) bringen Pop-Rock mit vielen musikalischen Nuancen.
The Passengers live am Openair Gampel
Die Songs von The Passengers werden meist durch ein Instrument allein gestartet, aber nie übernimmt das Gleiche diese Aufgabe. Es steht auch nicht immer derselbe Musiker im Mittelpunkt. Die Bühnenplätze werden getauscht und dadurch wird das Geschehen auf eine natürliche Art lebendig. Mark und Bassel schaffen es auch nur zu Zweit da zu stehen und die Musik mit einer Gitarre und zwei klatschenden Händen zu einem schlichten Ganzen zusammenzubringen. Überzeugend klingen sogar die Töne, die nur aus dem Gitarrenhals heraus gespielt werden. In ihrem Sound spürt man Indie-Einflüsse und erkennt Spuren aus der Sparte Weltmusik. Marks Stimme tönt manchmal wehmütig. Und dann schreit er Emotionen wieder mit seiner ganzen Energie heraus, dass der Zuhörer fast ein wenig mitschwebt. The Passengers bringen Musik zum Geniessen, Mitfühlen und glücklich sein. Diese guten Gefühle lassen einem vielleicht nachdenklich werden, wenn Mark mit einer Bestimmtheit singt: „I killed a women last night.“
The Passengers live am Openair Gampel 2007
Beim anschliessenden Treff hinter der Bühne sind in Mark jedoch keine Killerzüge zu erkennen. Seine hellen grünen Augen wirken ungewöhnlich zu seinem dunkeln Teint. „Ja, ich habe Wurzeln in Jamaica, aber ich weiss nicht von wo. Es ist eine lange Geschichte“, sagt er zu seinem Aussehen, in Englisch natürlich, weil er kaum Deutsch versteht. Seit sieben Jahren sei er jetzt in der Schweiz, in Montreux. Vorher habe er im englischen Manchester gelebt. In die Schweiz sei er zuerst wegen einer anderen Band gekommen. Dann sei er mal hier gewesen und mal da. Mark erlebt hier in der Schweiz keinen so starker musikalischen Konkurrenzkampf wie in England. Und so etwas Eindrückliches wie das Festival in Gampel, so was gebe es dort nicht. Er weiss auch zu berichten, dass in einem englischen Club mindestens fünfzehn Leute im Publikum sein müssen, sonst erhalten die Bands überhaupt kein Geld. In England sei es auch so, dass die Musiker kommen, spielen und gleich wieder gehen. Sie bewegen sich nach dem Konzert nicht einfach frei herum, wie zum Beispiel hier in Gampel.
The Passengers live am Openair Gampel 2007
Eineinhalb Jahre sind die Vier von The Passengers zusammen. Mit einem Unterbruch zwar, weil Bassel sechs Monate in Amerika war. Seit Januar arbeiten sie nun intensiv an ihrem Projekt und konnten neben anderen Gigs bereits am Jazz Festival Montreux und eben hier in Gampel spielen. „Wir sind erstaunt, bereits im ersten Jahr solche Auftritte zu bekommen und sind sehr glücklich darüber“, sagt der Sänger. Ein möglicher Grund könnte der vielseitige Musikstil, ein Mix aus verschiedenen Richtungen, sein. Mark überlegt lange und versucht eine Beschreibung zu finden und sagt: „Real direct music!“ Bassel wirft auch seine englische Schlagwörter ein: „Groovie Pop-Rock.“
The Passengers live am Openair Gampel 2007
Christian, der Manager von The Passengers lässt es sich nicht nehmen, über die Zukunftspläne der Newcomerband zu informieren. Das Ziel sei auf Frühling 2008 eine CD zu veröffentlichen. Heute ist bereits eine EP mit vier Songs erhältlich. „In diesem Business gibt es jedoch immer Berg- und Talfahrten und man hat immer das Gefühl, 'Jetzt passiert es richtig.' Und dann fällt man gleich wieder in ein Tief“, weiss er aus seinen Erfahrungen zu berichten. Sie seien jedoch ziemlich zuversichtlich und mit verschiedenen Plattenfirmen in Verhandlungen. Es sei aber nötig, vorher an sich zu arbeiten, so dass die Produzenten zum Schluss kommen, 'Jawohl die Band ist jetzt reif genug für eine CD.' Geplant sei auch eine Tour, vielleicht als Support Act.
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