Stress, Noah und Bastian bringen „Noël’s Room“
19.11.2012/Text: Ko:L, Bild: Cover
Das ist eine Geschichte, welche die Schweizer Musikszene eine neue Boulevard-Liga katapultieren wird: Stress – angeschissen von der Trennung von Melanie Winiger – holte Pegasus-Fronter Noah Veraguth zu sich in die zu grosse und zu leere Hütte, um gemeinsam abzuhängen, zu feiern, zu reden und Musik zu machen. Bastian Baker komplettierte die Crew nach wenigen Wochen – und innert kürzester produzierten diese drei angesagtesten Schweizer Musiker der Neuzeit eine Platte, auf der sie sich Lust und Frust des Musikerlebens von der Seele schrieben – und zwar in jenem Zimmer der Casa Stress, in der Melanie Winigers Sohn Noël lebte, bis die beiden auszogen. Therapeuten würden diesen konstruktiven Ansatz in höchsten Tönen loben – und die Inhaber der Plattenfirma werden sich die Hände gerieben haben, als die drei mit den Songs auf der Matte standen. Der 13 Tracks starke Longplayer ist definitiv ein Highlight der jüngeren Schweizer Musikgeschte und in Anbetracht der Erfolge, welche alle drei Musiker in den letzten Monaten ausweisen konnten, darf man das Trio Stress, Noah Veraguth und Bastian Baker druchaus als erste Supergroup der Schweizer Szene bezeichnen. Musikalisch bewegen sich die 13 Tracks zweifellos am nächsten an Stress’ Gefilden. Aber spätestens seit Pegasus’ Grosserfolg „Human.Technology“ sind Stilgrenzen sowieso obsolet – sodass der Überbegriff „grosser, zeitgemässer Pop“ reichen muss, um die Sounds auf „Noël’s Room“ zu beschreiben. Von Electro bis klassischer Songwriter-Kunst reicht das Spektrum der Einflüsse, sodass schon jetzt klar ist: Auch diese Platte wird nächtig durch die Decke gehen. Dass Karolyn, M.A.M und Büezer-Rapper Bligg auf „Noël’s Room“ gastieren, ist quasi noch das Sahnehäuchen...
„Für mich war seit unserer ersten Zusammenarbeit klar, dass ich noch mehr mit Noah arbeiten will“, lässt sich Stress anlässlich des Releases von „Noël’s Room“ zitieren. „Es war glaube ich für alle von uns grossartig, dass wir einfach mal zusammen Musik machen konnten – ohne Druck und anfänglich auch ohne Zweck. Es floss einfach aus uns heraus – und es tat richtig gut.“ Auch Noah Veraguth erinnert sich an das erste Zusammentreffen mit Stress, das letztlich die Initialzündung für das nun vorliegende Album war: “Wir verstanden uns sofort perfekt”, sagt er, „und blieben von da an ständig in Kontakt.“ Das Album, das am nun Zollikerberg entstand, sei für ihn immer die Erinnerung „an einen grossartigen Sommer.“ Und: „Der Song ‚All My Life’ wurde zu einem meiner liebsten Songs aller Zeiten. Es war riesig, mit den Jungs zusammen zu arbeiten und dieses Album in diesem speziellen Umfeld aufzunehmen." - “Ich wollte etwas Positives schaffen im Raum, den die Person, die ich vermisse (Melanie Winigers Sohn Noël, d.Red.), hinterliess“, begründet Stress die Tatsache, dass die Songs ausgerechnet im ehemaligen Kinderzimmer aufgenommen wurden.
„Natürlich ging es darum, gemeinsam Spass zu haben”, sagt Bastian Baker stellvertretend für die anderen beiden. „Und wir haben richtig gefeiert. Aber nicht nur. Wir haben uns auch lange und intensiv unterhalten.” Es seien schwere Entscheide mit Blick auf seine Karriere gewesen, die er im vergangenen Sommer habe fallen müssen, sagt Basitan Baker. „Stress und die Freunde im Haus halfen mir, Antworten zu finden, die ich selber kaum gefunden hätte. Und alles ein wenig weniger wichtig zu nehmen – und dafür etwas lockerer. “ So entstand ein Album, das irgendwo zwischen der Leichtigkeit des Seins und der Schwere des Alltags ein ziemlich genaues Abbild des Lebens in der Schweiz im 21. Jahrhundert zeichnet...