Adrian Sieber lebt in zwei Welten
Text: Ko:L
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musicbild.li „Keine Ahnung, ob das immer so ist, dass Mitglieder erfolgreicher Bands plötzlich Solo-Alben machen.“ Das sagt Adrian Sieber, eigentlich Kopf der Basler Lovebugs, aber derzeit einer der erfolgreichsten Schweizer Künstler auf Solo-Tour, bei seinem Halt am Openair Lumnezia. „Aber wenn du so intensiv in einer Band arbeitest – wir sind mit den Lovebugs seit 14 Jahren dran – hast du wenig Kapazität, nebenbei was anderes zu machen.“ Trotz unzähligen erfolgen mit der Band hat nämlich auf Adrian das Bedürfnis „einfach mal was anderes auszuprobieren.“ Und weil das Timing stimmte, bot sich ihm die Möglichkeit, ein Solo-Album zu machen.
Doch auch grenzenlose Freiheit hat ihre Tücken, gerade wenn man wie Adrian jahrelang in ein Bandgefüge integriert war. „Ich muss gestehen, dass ich anfangs mit dieser Freiheit fast ein wenig überfordert war“, gibt der sympathische Blondschopf unumwunden zu. „Ich hätte mit irgend einem Produzenten eine Platte machen können, oder einem Orchester oder einem DJ oder was weiss ich.“ Doch am Ende entschied sich Adrian – wie so mancher schon vor ihm – für das Naheliegendste: „Ich merkte, dass ich mich auf das besinnen muss, das ich selber am besten kann. Jeder muss innerhalb seiner Limiten seine Sache so gut wie möglich machen. Von da an wusste ich, wohin der Weg führen muss.“ Zweifellos kam ihm dabei zu Gute, dass er sich – und damit auch seine Limiten – selber sehr wohl einschätzen kann. „Ich bin einer dieser Musiker, die alles ein wenig können, aber nichts richtig“, sagt Adrian mit einem Lächeln auf dem Gesicht, „das ist ein verbreitetes Phänomen. Cure-Frontmann Robert Smith etwa, einer meiner Favourites, war immer ein sehr limitierter Musiker. Aber er machte genau das zu seiner Stärke und seinem Charakter.“ Die logische Folge: Man fokussiert sich auf eine Spezialität und wird so wiedererkenn- und fassbar.
Nicht alle sind wie Adrian in der glücklichen Lage, neben einer erfolgreichen Bandkarriere auch die Solokarriere erfolgreich zu lancieren. „Zum Glück habe ich mir in dieser Hinsicht nicht zu viele Gedanken gemacht“, sagt er und grinst. „ich habs einfach mal gemacht, weil ich das Bedürfnis danach hatte. Dann lief alles über den Erwartungen und alle Beteiligten sind heute extrem glücklich. Und das macht mich wiederum sehr froh, denn das Ganze hätte auch voll in die Hosen gehen können...“ So nimmt er auch den Medien- und Promorummel, der nun nicht nur um den Frontmann der Lovebugs besteht, sonder auch um Adrian Solo, gelassen. „Das gehört dazu und das muss jeder wissen, der in irgend einer Band mitmacht. Du musst deine Sache an die Öffentlichkeit bringen wollen. Sonst passiert nichts.“
Auch wenn er den Band-Spirit seiner Live-Formation geniesst und seit der Veröffentlichung des Albums schon wieder neue Songs entstanden sind, denkt Adrian Sieber derzeit nicht an Adrian Solo 2. „Im Moment lebe ich wie in zwei Parallel-Welten“, sagt er. Denn: Neben der aktuellen Solo-Tour ist er schon wieder mit den Lovebugs voll dran. „Wir sind neues Zeug am austüfteln und daran, zu überlegen, wie und mit wem wir ein nächstes Album aufnehmen könnten. Da drauf wir mein Fokus in nächster Zeit gerichtet sein.“ Was hier so locker dahergeredet scheint, stellte für den Basler zumindest anfänglich jedoch eine ziemliche Herausforderung dar: „Du wirst ständig zwischen zwei völlig verschiedenen Welten hin und her geworfen. Hier bin ich der und im Proberaum bin ich der Andere. Das ist nicht ganz einfach.“ Dann kommt er aber ins Schwärmen. „Auf der anderen Seite ist es etwas vom schönsten, wenn du dein Solo-Ding machen kannst und gleichzeitig in der besten Band der Welt mit dabei bist. Es könnte nicht besser sein!“