Stern bleibt dabei und macht „Lieber Lieder“

Text: Ko:L
Bilder: Stern
Adi macht lieber Lieder - als Liebeslieder?
„Öppis Neus“ fordert Adrian Stern gleich zum Auftakt seines neuen Albums „Lieber Lieder“ - und bringt gleichzeitig eigentlich was ganz Altes: Lieder. 13 Stück an der Zahl, alle im Kern schlicht und unauffällig – und doch eingängig und packend. „Es ist ein Floskel – aber eben doch wahr: Ein Song ist dann ein guter Song, wenn er auch dann fesselt, wenn man ihn nur singe und mit der Gitarre begleite“, sagt Stern. Oppulente Arrangements mit Streichern und allem möglichen Beigemüse sind denn auf dem dritten Album des Aargauers kaum mehr zu finden. „Ich arbeitete letztes mit einer jungen Sängerin an Songs für ihr Album und wir fanden, wir könnten eine Band machen. Damit aber alles überschaubar bleibt, musste diese Band mit möglichst wenig Leuten funktionieren.“ So kamen neben der Stimme ein Bass und ein Schlagzeug dazu – und Stern an der Gitarre. „Ich habe schon lange nicht mehr soviel Gitarre gespielt“, erinnert er sich, „vor allem musste ich schon lange nicht mehr so 'vollwertig' Gitarre spielen.“ Will heissen: Eine Gitarren-Linie wurde zum tragenden Element, das gleichzeitig begleiten und grooven musste – und melodiös sein musste. „Ich hatte irrsinnig Freude daran und ich merkte, dass das der Gitarrist Adrian Stern ist, in welchem ich mich voll wohl fühle.“ Die Folge: „Ich wollte die Songs fürs neue Album nicht aufschichten. Vielmehr sollte die 'Basic-Gitarre' mit welcher der Song eigentlich entsteht, die oft aber dann verschwindet, bestehen bleibt und ausgearbeitet wird.“
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„Viele, am meisten meine Mutter, sagten mir immer wieder, ich soll mehr Songs nur mit der Gitarre spielen“, erzählt Stern, „und ich sagt dann immer wieder, 'Hey, ich liebe aber Bands und Drummer!'“ Doch mittlerweile gesteht auch er selber ein: „Sie hat womöglich tatsächlich irgendwo recht. Ich spiele gerne Gitarre, ich singe gerne und glaube wirklich, dass das etwas ist, dass ich vermehrt machen müsste und werde.“ (Noch) ist nicht von einer Solo-Tour die Rede, aber von unplugged-Parts während den nun anstehenden Stern-Konzerten.
...stammt vom offiziellen Shooting von Adi
„Lieber Lieder“ zeigt nicht nur musikalisch einen ungeschminkteren Adi Stern, als auch schon. Auch inhaltlich nimmt Stern sich die Freiheit, seine Geschichten nicht mehr ausschliesslich aus der witzig-ironischen Perspektive zu präsentieren. „Offenbar wirke ich auf viele als einfacher Popsänger. Viele, die mich näher kennen, wissen jedoch, dass ich ein sehr nachdenklicher Mensch bin, der ohne Songs ohne Gefühl und ohne Tiefsinn nicht leben könnte“, sagt Stern über sich selber. „Ich stehe immer wieder vor dieser Frage, welcher dieser beiden Typen ich bin: der fröhliche Traum-Schwiegersohn oder der Singer Songwriter mit poppigem Anstrich, der seine Welt reflektiert.“ Im gleichen Atemzug liefert er allerdings auch gleich die Antwort auf diese Frage: „Für mich selber bin ich der zweite Typ; der Nachdenkliche, der aber auch überzeugt ist, dass das Leben mehr ist, als nur Ernst und Teifgründigkeit. Ich brauche den Ausgleich und muss auch mal etwas witzig und ironisch sagen können.“
...schmückt seine Homepage...
Noch brauche er diesen Ausgleich auch musikalisch, sagt Stern von sich selber. „Ich springe auch gerne mal wie wild auf der Bühne rum – einfach aus lauter Freude an der Musik. Ich muss nicht nur ernst und in mich gekehrt sein, damit ich verstanden werde.“ Diesen Mix aus ernst und ausgelassen brauche er noch, im Moment. „Ich hege allerdings den Verdacht, dass ich mit zunehmendem Alter mehr und mehr zum Geschichtenerzähler werde.“ Deshalb sucht man die „total jugendliche 150 Prozent-Abdrück Nummer auf „Lieber Lieder“ auch vergebens. „Ich hab zu Gunsten nachdenklicher Songs, die mir im Moment einfach näher sind, darauf verzichtet.“ Es sei gut möglich, sagt Stern, dass er bei einem vierten oder fünften Album sagt, „jetzt sind wir mal von A bis Z“ nachdenklich. Will aber nicht heissen, dass das neue Stern-Album im Trübsal ersäuft; luftig-leichte Songs wie „Die woni hübsch find“, haben sehr wohl ihren Platz auf der CD gefunden.
...und repräsentiert das momentane Lieber-Lieder-Gefühl Sterns
Bei der Produktion von „Lieber Lieder“ hat Stern sich nicht nur inhaltlich und musikalisch intensiv auf die Reise zu sich selber gemacht. Er hat auch einen Abstecher in seine Kindheit gemacht. Als er vier Jahre alt war, lebte die Familie des Aargauers ein Jahr in San Francisco. „San Fransico ist seither so etwas wie meine Traumstadt“, sagt er. Die Bilder der Stadt mit Hügeln, Meer und „coolen Bauten“ haben ihn seither nicht mehr in Ruhe gelassen. Seither war er zwei, drei Mal wieder dort. Dabei entstanden Kontakte zu Musikern und einem Schweizer Tontechniker, der in San Fransico lebt und arbeitet; unter anderem zusammen mit Drummer Michael Urbano. „Ich fand den immer schon super, etwa wenn er auf Alben von Sheryl Crow spielte.“ Stern fasste sich ein Herz, erkundigte sich nach der Möglichkeit für eine Zusammenarbeit – und erhielt eine Zusage. „Michael hat wahnsinnig viel Erfahrung“, schwärmt Stern, „der spielt nie etwas Kompliziertes – aber bei ihm muss der Sound grooven.“ So flogen Stern und sein Produzent und Bassist auf „Lieber Lieder“, Thomas Fessler, nach Kalifornien, um die Songs einzuspielen. „Eine Woche lang haben wir dort gelebt und die Songs in einem Studio in Oakland aufgenommen.“ Dass das Studio Green Day gehört und diese nebenan noch mit Proben beschäftigt waren, erwähnt Stern in einem Nebensatz. „Wir haben sie nie gesehen, nur ihre Autos, die dort standen.“ Solche Dinge sind für ihn „mega cool“, aber nicht zentral. Stern macht viel lieber Lieder...
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