Adrian Weyermann - Home (BMG)
Text: MonthyChristo
Bilder: Christian Amman
Der Inbegriff des Singer/Songwriters scheint mir im Mövenpick Hotel Glattbrugg gegenüber zu sitzen. Ein Mensch, der seine Musik immer bei sich hat und der nicht zuletzt dank der Musik in sich selbst gefestigt ist. Dennoch gelingt es mir, ihn das eine oder andere Mal ins Grübeln zu bringen. Wie und warum könnt ihr am 1. 11. 04, 20 - 22 Uhr in unserer Radiosendung auf Radio Emme selber hören. Verraten sei hier nur noch Adis Reaktion auf den Begriff Mainstream: "Man kann Mainstream machen und trotzdem darin extrem dagegen anschwimmen. Das ist auch etwa der Spagat, den ich versuche. Mein Problem grundsätzlich ist, dass ich extrem angezogen bin von Popmusik, wenn auch vielleicht in einem anderen Verständnis von Popmusik - mehr 60er oder 70er Jahre vom Geist her. Quasi, ich will Inhalte vermittlen, aber ich will den Leuten auch eine gute Zeit geben oder eine schöne Melodie."
Sehr zuhause im Startrack, Schaffhausen sei Adi Weyermanns zweite Solo "Home" entstanden. Er habe ausser Essen, Schlafen und Zugfahren - natürlich zwischen zuhause und Startrack - nichts anderes gemacht, sei dauernd im Studio gewesen und dort praktisch alleine. Adrian Weyermann gibt sich im Interview gewohnt ruhig und seelenvoll. Ich fühle mich auch sogleich wie zuhause. Dass die Fäden im Leben des spitzbübigen Beaus momentan beim Thema Häuslichkeit zusammenlaufen mag seine Gründe mit darin haben, dass er die Songs der vorangegangenen CD "La Poeta" unterwegs geschrieben hatte. Jedenfalls unterstreicht Adi "Ace" Weyermann unaufdringlich dass er wieder da ist und demonstriert, wie heimisch er sich im Medium Musik fühlt.
Weyermann präsentierte jüngst einige seiner Songs an einem Showcase nur mit Begleitung der E-Gitarre. Live gedenkt er aber im Trio mit Tinu Gerber und Drummer Luca Ramella anzutreten. Im Studio zeichnet Adi nebst Gitarre und Gesang auch gleich für Piano, Keys, Bass und Drum verantwortlich. Eben Weyermann pur und das heisst auch 2004 schöne Melodien, einfache Songs und das bisschen Feinfühligkeit, welches man sonst in dieser Welt oft vermisst. "Home" ist gradlinig wie in der Single-Auskopplung "Simple Song" angedeutet, etwas für alle wie "Everybody", leidenschaftlich entbrannt wie "On Fire" und sehr heimelig - eben wie der Titelsong. Selten hat ein Titel mehr als zwei Worte ("Days of pain"), selten bedient sich Weyermann mehr Worten als gerade nötig um seinen Eindruck zu vermitteln, seine Sichtweise oder Gefühlslage zu präsentieren. Wohlgemerkt ist Adrian W. "ein Minimalist, aber nicht genügsam." Die Reduktion auf das Wesentliche macht aus "Home" ein Werk, das man mit den Gefühlen voran geniessen kann.