Adrian Weyermann - La poeta - Live in Gampel
Text/Bilder: MonthyChristo
Wenn ein Journalist ein gutes Album kritisiert, benutzt er gerne die Reise als Symbol für das entstehende Werk. Adrian Weyermann, aufstrebender Singer/Songwriter dieser Tage, ist mit seinem Solo-Debut "La poeta" nun aber der schreibenden Zunft zuvorgekommen. Das Album ist Resultat einer wirklichen Reise, einerseits durch Amerika, andererseits zur Liebsten und sich selbst. Der Autor ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Als Sänger von Crank war er Teenie-Star und -Idol und ist dabei zu einem Musikkünstler rarer Klasse herangereift. Talentiert und geübt erzählt Adrian W. mit Band aus dem Leben darüber, dringt unter die Haut und öffnet Herzen. "La poeta" - respektvoll Kleinod genannt - ist ein Tanz über Wolken, ein Blick in die Sonne
Wichtig und auch für den Namensgeber des Projektes überraschend war, dass die dazugeholten Musiker schnell verstanden, worum es bei seiner Musik geht "und dem auch die richtige Note geben." Gert Stäuble und Mich Gerber sowie als Gast unter anderen Anka Lüthi (ex Swandive) im Background von "profound" verleihen "La poeta" diese Würze in respektvoller Weise und passend zum Charme Adi Weyermanns. Die bedachte und abwechslungsreiche Instrumentierung verleiht dem Album eine zusätzliche Tiefe - sprich Ferne - zu welcher sich der Künstler aber oft fast zwingen muss: "...wenn ein Song mit einer Gitarre alleine funktioniert, dann könnte er auch so bleiben."
Das Auftreten Adi Weyermanns auf der Bühne ist das eines grossen Stars, geprägt nicht durch Allüren und Attitüden sondern andachtsvolle Gesten. Und Worte? Nein, Adi braucht deren nicht viele auf den Brettern, die seine Welt bedeuten. "Ich habe auch schon öfter - zumeist zu Versöhnungszwecken - einer Frau auf den Anrufbeantworter gesungen. Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass ich nicht reden kann, aber dass ich besser reden kann mit meiner Musik", meint ein verschmitzter Adi Weyermann im kurzen Gespräch nach dem Konzert.
Dieses passte gar nicht so schlecht auf den frühen Samstagnachmittag, birgt doch "La poeta" ein gewisses Potential, einen zum Nachdenken zu bewegen. Zu anstrengend für meinen Kater, welcher sich ob solch ungeahnter geistiger Nahrung bald trollte. Mein Geist ward nun vom ruhigen und gerade deshalb so nachhaltigen Sound zu wehmütig/fröhlicher Schizophrenie geschaukelt, worauf alsbald der ganze Körper in Schwingung geriet. Gute Droge! Erstaunlich jedenfalls, wie viele tanzende Schatten vergangener Nacht schon kurz nach High Noon wieder auf die Beine gefunden hatten.
Am Ort des inoffiziellen Abschiedskonzert seiner langjährigen Band Crank präsentierte Adi seinen Erstling. Zwei Jahre waren vergangen und der neue Name ist noch nicht allen geläufig. Dennoch reichte es für die Gampjer Hauptbühne, wo manch ein Zuhörer von der inneren Kraft "La poetas" positiv überrascht wurde. Unterwegs mit Adis Musik und einem Koffer voller Geschichten! In viel gepriesener aber selten gerechtfertigter Sänger/Songschreiber-Manier lässt er teilhaben an diesem Teil seines Lebens, der zweifellos sehr bewegend gewesen sein muss und seinen Drive in sanften, vollen und Zwischentönen erhalten hat.
Adrian Weyermann hatte das Gefühl, alles gesagt zu haben, was er mit Crank, "dicken Gitarren und lauter Musik" zu sagen hatte. "La poeta" sei Dank hat er zu den ruhigen Tönen in sich selbst gefunden und kann selber sagen: "Es ist das Beste, was mir im Moment passieren konnte."