Aextra und die vielen Fragen
12.8.2011/Text: Ko:L, Bilder:
on-pictures.ch, Mauro Buffolino
Thun, Thunfest, Startschuss um 19 Uhr auf dem Thuner Rathausplatz. Der Platz ist gut gefüllt, das Publikum wartet gebannt. Viele sind gekommen, um zu sehen, ob sie's noch können, ob sie noch rocken – und ob die Gerüchte Stimmen, der bevorstehende Gig sei der letzte. Es sind Aextra, die vier Thuner Giele und ihre beiden Mitmusiker, die im Fokus des Interesses stehen. Gitarrist Ändu Sigrist ist seit langem mit DJ Bobo unterwegs, seit einiger Zeit auch mit Comedian Grosi. Frontmann Schibä hat sein Solo-Projekt Schibae unplugged weit getrieben und wurde vor kurzem als neues Mitglied der Bieler Funpunker QL vorgestellt, und Gitarrist und Sänger Kusi Jaun werkelt an einer Solo-Platte. „Wir haben uns diese Freiheiten immer gegeben – und jetzt nehmen sie halt Zeit und Platz“, wird Ändu nach einer begeisternden Show am Thunfest sagen.
Nach dem Konzert ist man sich allenthalben einig: Der Gig hat mächtig Spass gemacht – und zwar der Band und dem Publikum. Beide Seiten haben sich köstlich unterhalten und bei herrlicher Abendstimmung am Fusse des Thuner Schlossbergs ein äusserst stimmiges Konzert zum Auftakt des diesjährigen Thunfest genossen. „Die Stimmung war Hammer“, sagt Schibä und Ändu meint: „Für solche Auftritte macht man Musik. Und auch wenn jetzt nicht der hinterste und letzte Ton perfekt gesessen hat: Das Publikum hat uns getragen und wir habens richtig geniessen können.“ Dass sie geniessen konnten, glaubt, wer die Gesichter der Jungs während dem Auftritt gesehen hat. „Wenn der ganze Platz 'Füür u Flamme' singt, dann ist das halt schon...“, versucht Ändu seine Gefühle in Worte zu fassen – offenbar erfolglos.
Seit dem letzten Konzert von Aextra sind anderthalb Jahre vergangen – danach ist die Band in der Öffentlichkeit tatsächlich in der Versenkung verschwunden. Auch wenn zwischen den Bandmitgliedern nie Funkstille geherrscht hat – gegen aussen war definitiv Grabesstille. Umso mehr ist der erfolgreiche Gig am Thunfest, an dem sich der Rathausplatz während zunehmender Konzert-Dauer mehr und mehr füllte, als Erfolg zu werden. Und so drängt sich die Frage auf: War das jetzt der letzte Gig von Aextra, oder kommt da wieder mal mehr? „Wir wollen gemeinsam wieder was machen“, sagt Schibä, und Ändu fügt an: „Wir haben uns jetzt mal darauf geeinigt, offiziell bis 2013 Pause zu machen – aber dann ist es sehr gut möglich, dass wieder ein Album kommt.“ Und er sagt zu Schibä: „Ich würde auf jeden Fall gerne eines machen.“ - „Ich bin dabei“, gibt dieser grinsend zurück und im Hintergrund schreien wieder ein paar fanatische Girls nach den beiden, als wollten sie ihnen diese Worte als Versprechen abnehmen.
„Weisst du, es ist schon schön, wenn du nach mehr als anderthalb Jahren ein Konzert spielen kannst und so viele Leute kommen und wollen dich noch oder wieder sehen, obschon wir genau gar nichts neues bieten konnten“, sagt Schibä. „Das zeigt, dass es wirklich Leute gibt, die an uns glauben und denen wir mit unserer Musik viel Freude machen“, fährt Ändu fort – als wolle er sein Bekenntnis zu Aextra und der Zukunft der Band untermauern. Schibä bringt derweil einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Stell dir vor, wir sind alle in anderen Jobs engagiert – musikalisch oder nicht – und können so unseren Broterwerb sichern, ohne von Aextra abhängig zu sein. So kann Aextra zu einem totalen Spass- und Plausch-Ding zur Freude werden. Weisst du welche kreative Energie durch diese Freiheit entstehen kann? Das wäre doch das geilste, das uns allen passieren könnte.“ Wie und was nun der Antrieb für Aextra sein könnte, eine vierte Platte zu machen, dürfte den Fans ziemlich egal sein. Hauptsache, die Jungs geben noch einen drauf!