Anna Kaenzig - Four Acres and no Horse (Nation Biztribution)
28.1.2011; Text: Monthy, Bild: Cover
Ein Trend setzt sich durch - nach Sophie Hunger, Lesley Meguid oder Caroline Chevin folgt hier die jüngste Neu-Entdeckung. Die Zürcherin Anna Kaenzig erforscht mit ihrem Debut die Untiefen des folkigen Pops, mischt jazzige Pianos und lüpfige Country-Rhythmen oder mal einen Kontrabass mit ein. Obwohl man mittlerweile viele Vergleiche ziehen könnte, ist wohl die Referenz Norah Jones die vielsagendste. Dabei ist es Produzent James Gruntz perfekt gelungen, Kaenzig zwischen Zerbrechlichkeit und Selbstvertrauen zu inszenieren. Das geht so weit, dass im Song "You and I" die eh schon zurückhaltende Musik ganz verstummt und nur noch Annas Stimme übrig bleibt. Ein Trick, den ich sonst nur von Ikonen der musikalischen Emanzipation kenne - Janis Joplin und Doro Pesch fallen mir auf die Schnelle ein. "Gedanken einer mutigen Frau, die sich nicht von ihrer eigenen Unsicherheit fürchtet", umschreibt dies der Pressetext äusserst treffend. Obwohl der Titel - Vier Äcker, aber kein Pferd um sie zu pflügen... - eigentlich nach schweisstreibender Arbeit tönt, hüpft Anna Kaenzig mit Souplesse von Ton zu Ton. Ihre Stimme ist der absolute Aufhänger des Albums, was den oben erwähnten Zwiespalt wohl überhaupt erst möglich macht. Ohne diesen sinnlichen Zauber wäre das Album vielleicht sogar ein nachdenkliches geworden. Dass sie diese Melancholie durch Hoffnung ersetzen kann, macht "Four Acres and a Horse" zu einem Werk, dass zwar flufflig tönt, aber gerade in den Texten auch über die nötige Tiefe verfügt. Ein Versprechen für die Zukunft!