Asita Hamidi's Bazaar - Marktplatz der Kulturen

Text: Monthy
Bilder: Bazaarpool.com
Aktuelle CD: Asita Hamidi's Bazaar Live
Als ich den Namen Asita Hamidi zum ersten Mal las und ihre Musik hörte, hatte ich gerade gelernt, dass auch in der Schweiz Musik gemacht wird. Nebst Polos "Eden" war vor allem eine CD dafür mitverantwortlich, das Mani-Matter-Tribute "Matterrock". Zugegeben, Asita und ihr Begleiter Pascal Dussex konnten mich weniger begeistern als andere. Einerseits lag das an der Songauswahl "Ballade (Lied vom Film Dällebach Kari)", andererseits an der Umsetzung des Themas. Ich schreibe das hier nicht, weil ich Asita kritisieren will. Ihre Art von Musik anzunehmen fällt mir auch heute noch schwer und ich weiss, dass es vielen anderen auch so geht. Orientalische Rhythmen, Melodien und Gesangskunst verfliessen in der Person Asita Hamidi, welche von einem zigeunerhaften Zauber umgeben scheint, als ich sie und ihren Kollegen Björn Meyer in ihrem Atelier im Progr am Waisenhausplatz besuche. Die dunklen Augen und pechschwarzen Haare verstärken meinen Eindruck nochmals. Der kleine Junge von früher, musiktechnisch gesprochen, hätte jetzt vielleicht sogar etwas Angst.
Marktfrau Asita mit ihren drei starken Männern
Heute sitze ich Asita fasziniert gegenüber und kriege nur wenig von dem mit, was mein Aufnahmegerät so protokolliert. Ihre Schönheit fasziniert mich, zumal ich jetzt schon spüre, dass sie auf der Bühne in ihrem Element noch viel mehr davon zu bieten hat. Die in Wien geborene und im Iran aufgewachsene Asita macht das, was man gemeinhin unter dem Begriff Worldmusic zusammenfasst. Wenn sie ihren Kehlkopf in Schwingung versetzt, fühlt man sich manchmal fast von einem Muezzin zum Gebet gerufen. Ich hatte, währenddem ich mich krampfhaft bemühte erwachsen zu werden, in London erste tiefere Berührungen mit asiatischem Sound, aber auch heute noch Mühe, eine ganze CD am Stück zu hören. Asita hingegen hat sich in all den Jahren eine eigene Welt erschaffen. Das beste daran ist aber, dass sie diese Welt mit vielen anderen Leuten teilt. Diese Leute verstehen Asita und ihre mitmusizierenden Kollegen aus aller Welt im Vergleich zu mir viel besser. Wortwörtlich dürften allerdings die wenigsten verstehen, was die babylonischen Zungen der Welt genau zu sagen haben.
Die Harfe - dahinter kann es in der Schweiz fast nur eine geben...
Björn Meyer beispielsweise ist Skandinavier, was man seiner Sprache ganz leicht, seiner Betonung allerdings ganz extrem anhört. Ich spreche ihn darauf an, dass diese Mischung eigentlich sehr gegensätzlich ist. Björn widerspricht mir im Kern, will aber die schon nur optisch offensichtlichen Unterschiede auch nicht verneinen. Er ist der ganz rechts hinter dem Sofa auf dem ersten Foto... "Wir machen ja irgendwie alle Folklore und das Projekt lebt eben von den verschiedenen Kulturen. Deshalb passt auch das nordische Element gut dazu." Mit dem Projekt meint Björn konkret "Asita Hamidi's Bazaar Live" in Form einer CD und einer Konzertreihe. Asita hatte zuvor verschiedenste Projekte und schliesslich den Bazar, den Marktplatz der Kulturen, zu ihrem Symbol gemacht, noch bevor sie Björn kennen lernte. Und auch er unterhielt einen musikalischen "Bazar". Was lag da näher, als es gemeinsam auf dem Markt zu versuchen. Ich habe zwar nicht konkret nachgefragt, denke aber, dass sich so auch das zweite 'a' im Wort "Bazaar" erklärt.
Björn und Asita mit ihren Saiteninstrumenten auf dem Sofa
So sassen wir nun zu dritt im Atelier, tranken Kaffee und schwatzten rund zwanzig Minuten lang. So weit so gut. Wer mich ein bisschen kennt, fragt sich schon lange, wo die haufenweise Zitate bleiben, die ich normalerweise lieber sprechen lasse. Nun, die fragliche Disc wanderte erstmal in meine Tasche und begleitete mich am nächsten Morgen nach Paris. In der Stadt der Liebe verliess sie mich für einen schäbigen Taschendieb. Und sie war doch noch so jungfräulich. Nicht ein einziges Mal hatte ich sie mir anhören können. Jetzt war sie weg und ich sass unter dem Eiffelturm und meine einzige Erinnerung bleiben diese magisch dunklen Augen. Gesprochen wars mit tausend Zungen und ich hatte meinen Turm zu Babel nun endgültig gefunden. Ein paar Brocken habe ich durch die Löcherbeckenwüste im hinteren Teil meines Endzeitgedächtnisses gerettet, der Grossteil aber bleibt dort, wo man unseren Dialekt ganz sicher nicht versteht. Auch eine Art der Völkerverständigung. Und nur noch ein Grund mehr, die laufende Tour von Asita dann zu ihrem Abschluss mit einem neuerlichen Besuch zu würdigen. Bis dahin, hoffe ich, habe ich dann wenigstens den Rest meiner Ausrüstung ersetzt bekommen...
War übrigens der Soundtrack für meine Parisreise - Bazaar live...
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