DJ Antoine – 17900 (Houseworks/Phonag)
Text: Ko:L
Bild: Cover
Wer kann sich schon eine Glückszahl aus fünf Ziffern leisten? Ein Normalsterblicher bestimmt nicht. DJ Antoine schon. Es ist das vierte Album, das der Basler heuer auf den Markt wirft. "Eigentlich war dieses Album gar nicht geplant, aber beim Mixen im Studio kamen mir so viele neue Ideen, dass ich diese unbedingt eigenständig umsetzen wollte", lässt er sich im Promotext zu „17900“ zitieren. Nun, der erste Gedanke ist nicht selten der Beste. Aber manchmal schadet es auch nicht, die Zeit arbeiten und Ideen reifen zu lassen. Antoine fährt auf „17900“ fährt eine klare Linie: Zeitgenössischer, straighter und purer House. Bloss: Das ist nicht sonderlich spannend. Und dort wo's spannend werden könnte – wenn in „Folklore Gipsy“ jenisch-östliche Fiddeln kratzen oder wenn Klassiker wie „Mr. Tambourine Man“ von den Birds oder Prince's „Purple Rain“ zum Thema werden – klemmt er ab, bevors richtig losgeht. Die House-fremden Elemente werden angedeutet, kriegen aber nicht die tragende Rolle, welche sie auf Grund ihrer musikalischen Grösse eigentlich verdient hätten. So sind es bis auf wenige Ausnahmen – neben den erwähnten sei auch das sphärische „I feel so free“ von Spyzer aufgeführt – vor allem ziemlich simple und anspruchslose Beats und Grooves, welche auf „17900“ den Ton angeben. Dass sinnige Sprüche wie „Das ischs Beschte wos je het gits“ ihren Weg auf die Platte finden, scheint schon fast sprichwörtlich... Schade ist, dass ausgerechnet „Wenn du glaubst, dir geht's schlecht“ - die inhaltlich stärkste Nummer, in der Roby Rob ziemlich unmissverständlich darlegt, dass eben nicht immer alles Houseglitterundglamourundschickimicki ist – musikalisch die wohl dürftigste Nummer auf dem Album ist. Fazit: Antoine kanns besser! Ach übrigens: Lassen wir die Promo-Abteilung noch das Rätsel um die 17900 auflösen: Für sein langersehntes erstes Auto hat der DJ genau 17'900 Franken bezahlt, ist es dann 17'900 Kilometer weit gefahren und konnte es für den gleichen Betrag auch wieder verkaufen. "Ich musste lange sparen, und das erste Auto ist immer etwas ganz Besonderes. Ich habe viele gute Erinnerungen an diese Zeit und werde noch heute wehmütig, wenn ich ein ähnliches Auto sehe", so Antoine schmunzelnd. Ich sage: Ich konnte für mein erstes Auto nur 4500 Franken bezahlen und musste es 120'000 Kilometer weit fahren, bevor es den Geist aufgab. Lieber Antoine, denk doch das nächste Mal auch ein wenig an mich, wenn Du glaubst, dir geht's schlecht...