Backwash - 100 % Kick Ass R'n'R
Text/Bilder: Monthy
Die einzelnen Elemente, die Backwash auf der Bühne verwendet, mögen nichts eigentlich Neues sein. Bobs Plüsch-Zylinder kennt man von Slash, die grossen Brillen von diversen Künstlern und auch Notters Moves an der Rhythm Guitar könnten aus Rock-Videos sein. Wie Backwash das ganze aber präsentieren und rüberbringen, ist einmalig und äusserst authentisch. Die KickAss-Rocker sind eine der Bands, die Mütter auch heute noch dazu bringen kann, ihre Töchter einsperren zu wollen. Auch wenn sie soweit noch nicht sind. - Bob nimmt Stellung: "Ich persönlich besitze nicht ein Rock-Video - die sind einfach zu teuer... Den Hut hab ich mal an einer Drogen-Exzess-Party geschenkt gekriegt, weil er mir so gut gefiel. Und ohne Sonnenbrille gehe ich eh nicht aus dem Haus. Am Morgen will ich der Menschheit auch mein Gesicht nicht antun. So kann ich mich dahinter verstecken. Deswegen auch grosse, runde Gläser..."
Stichwort: Drogen. Das Thema ist ja heikel. Trotzdem hat Bob schon in zwei Songansagen darauf angespielt. Ist es seit Marylin Manson einfach so, dass Rockbands damit kokettieren müssen? - Bob: "Ich finde, man soll ausprobieren, was man Lust hat auszuprobieren. Drogen haben nebst vielen negativen Effekten auch einige positive. Es wäre angebracht, zwischen Verharmlosung und Verteufelung einen Weg der Aufklärung zu finden. Ich fände es extrem weich, wenn das zum Rock-Cliché würde wie Hotelzimmer-Verunstalten und so. Und dazu hätte ich eh keine Lust - die Lobby oder die Bar wären mir lieber..." hat er wohl auch Band-Schlampe Notter kennen gelernt, oder wie war das? - "Als wir uns kennen gelernt haben, war es das erste Mal das ich jemanden sah, der genau gleich daherkam wie ich und dies nicht wegen mir. Cowboystiefel - keine Sau trägt Cowboystiefel! -, damals noch einen Cowboyhut - er einen schwarzen , ich einen weissen... Wir wussten einfach, dass wir die gleiche Wellenlänge hatten und vielleicht ist es darum so eine Freundschaft geworden. Weil es am Anfang so war, dass du alles versuchst, um auf der Strasse blöd angemacht zu werden und dann steht da auf einmal dein Ebenbild..."
"Es ist sowieso unglaublich, was man heutzutage alles tun muss, um sich vor ein paar Girls das T-Shirt ausziehen zu dürfen... - eine Band aufstellen, Konzerte suchen...", werfe ich im ursprünlichen Tonfall ein und Bob geht gerne wieder darauf ein: "Niemand würde sich das antun, eine Rockband zu gründen, wenns nicht ums andere Geschlecht ginge. Den Krampf auf sich zu nehmen, ohne Verdienst in den übelsten Spelunken oder in besetzten Häusern zu spielen, das machst du eh nur wegen den Frauen. Und wenn du zum ersten Mal eine Stromgitarre in Händen hälst, findest du.. Ja, Mann!" - "Die hat nicht umsonst solche Kurven...", assoziere ich nicht ganz frei und Bob gibt den Satz von sich, den ich noch hören wollte: "Also, ich ziehe gern mein T-Shirt aus!" Der Album-Release verzögert sich etwas und Bob steht nun eine Woche "Abstinenz von allem ausser Schlafen und Essen" bevor, weil er dann ins Studio muss. "Im Moment läuft´s gut. Wir hatten viele Troubles, aber wir arbeiten mit Leuten zusammen, die wirklich an uns glauben, sich für uns einsetzen und uns immer wieder eine Chance geben. Wir sind echt keine einfache Band..."
Dass Backwash rocken können, wusste ich schon aufgrund ihrer EP Feel Rock, im Alpenrock House konnte ich mich davon mit eigenen Augen überzeugen. Die Show ist nämlich eine solche und der Genuss von Rock´n´Roll drang nicht nur durch die Ohren sondern durch jede Pore. Bob, Band-Schlampe Notter an der Rhythm Guitar, Leadgitarrist Volle, der Latino-Typ und ManiMatter-Fan sowie Bassist Toby, der ´cute girls´ liebt und ´cute boys´ hasst, leben spürbar auf der Bühne aus, was ihr Leben ausmacht. Bob meint dazu: "Show wird bei uns schon irgendwie gross geschrieben, aber weil es sich so ergeben hat. Das ist nicht gross geplant. Ich persönlich habe, wenn ich an ein Konzert gehe, Freude daran, wenn etwas abgeht. Ob ich den Sound gut oder schlecht finde, ist teilweise sogar zweitrangig. Wenn nichts abgeht, kann ich genauso gut eine CD kaufen und zuhause anhören. Wenn ich an ein Konzert gehe, will ich auch etwas sehen, will diese Musik spüren. Das Gefühl haben, dass der auf der Bühne, der das von sich gibt, das auch ernst meint und sich nicht darum schert, was die Leute davon halten."
Backwash gehört zu den Bands, die nicht viele Worte brauchen, um ihre Musik zu erklären. Der Wind weht es von den Bergen herunter - Rock´n´Roll! Dementsprechend passend war die Kulisse im Alpenrock House am Flughafen Zürich, wo Backwash am 30. November zusammen mit Kick Ass zu einem Abend voller Totenköpfe, Songs über Drogen und Moves aus allen bekannten Rock-Videos lud. Backwash in Concert ist, wenn die Band-Schlampe im Jaguar-Mantel auftritt und sich einige Jungs nach den ersten Songs ihre Shirts vom Leib reissen. Wer so drauf ist, wird bei uns auch ein bisschen härter rangenommen und so töne ich zum Auftakt des Talks relativ bissig: "Ich habe gelesen, euch sei der Drummer davon gelaufen. Heute hat aber dann doch einer gespielt..."
Sänger Bob Spring nimmt mir meinen Tonfall gar nicht übel, erklärt: "Ja also... Ja, man sagt dem davon gelaufen...." und lacht, bevor er die ganze Situation rund um den leeren Trommel-Schemel bei Backwash erklärt. "Den hier kennen wir schon länger, ein Kollege von uns, der einfach gut drummt, gerade Zeit hatte und sich dazu bereit erklärt hat..." Diese Besetzung ist allerdings nicht definitiv. Der Bruch mit dem ehemaligen Drummer kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt, aber wer weiss - vielleicht doch noch gerade rechtzeitig? - "Es fiel genau auf die Studiozeit fürs neue Album. Nach zwei Studiotagen kamen wir zum Schluss, dass es so nicht gehen kann. Nicht im Sinn von ´Du spielst nicht gut, du bist draussen´ sondern er hat sich mehr und mehr gegen die Band gestellt. Das war nicht cool. Vetterli konnte dann Peter Haas auftreiben, der hat mal mit Krokus gespielt und jetzt mit Adrian Stern. Er ist Schlagzeuglehrer und konnte den Song nach zwei Mal anhören fast besser umsetzen."
Auch sonst klebt den Zürcher Autobahn-Rockern im Moment ein bisschen das Pech an den Rädern. An den Earshaker Days, wo sie im Vorprogramm der Bloodhound Gang auftreten durften, wurde der Merchandise-Koffer der Band gestohlen. Bob stellt richtig: "...das weiss eben niemand so genau. Der Koffer sieht eben auch nicht aus, wie ein Merch-Koffer und ist nicht als solcher gekennzeichnet. Es ist so ein brauner Ledekoffer - kennst du wahrscheinlich von Grossmuttern her - den man eigentlich nicht freiwillig anrühren würde... Es kann sein, dass der irgendwo als Abfall entsorgt wurde..." In diesem Koffer befand sich auch die Backwash-Blache, die denjenigen im Alpenrock House, die nicht wussten, wer da eigentlich auf der Bühne stand, erklärt hätte, das seien Backwash. "Das blöde daran ist, dass diese Blache erst ein Konzert alt und ziemlich teuer war. Sie ist also abhanden gekommen, aber nicht versifft worden!" Der schlacksige Sänger mit den Haaren, die fast noch länger sind als er selbst, nimmt auch hier kein Blatt vor den Mund.