Im Zug mit Baschi
26.05.2013; Text: Nico, Bilder: Monthy / Promo
Obwohl das Kalenderblatt schon Mai anzeigt, bleiben wir vom Regen einfach nicht verschont. Dieses Wetter ist langsam aber sicher allen verleidet, denn leider regnet es zur Zeit alles mögliche vom Himmel, nur kein Gold. Auch Baschi wäre jetzt lieber auf den Malediven. Doch, wie heisst es so schön, zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Also sorgte er mit einem neuen Album dafür, dass auch die Radiostationen den Goldregen dämpfen können. Baschi selbst kümmert das Wetter nun wohl auch ein bisschen weniger, denn er sitzt im Zug Richtung "Endstation. Glück." Wir trafen Sebastian Bürgin, wie Baschi mit bürgerlichem Name heisst, am Tag des Cupfinales in Bern zum Interview. Unser Termin fiel zeitlich genau auf das Einlaufen der Fussballfans, die in Scharen Richtung Stade de Suisse unterwegs waren. Kein Wunder also, wollte Fussballfan Sebastian das Interview im Freien machen.
Seine Zugreise kann man sich seit dem 17. Mai anhören. Doch wo steigt man ein, wenn die Endstation Glück ist? „Ich glaube eingestiegen bin ich, als ich auf die Welt gekommen bin und aussteigen werde ich, wenn ich diese Welt wieder verlassen werde...“, entgegnet mir mein Gegenüber und fügt weiter hinzu, „und ich versuche eigentlich immer im Zug sitzen zu bleiben. Dabei genisse ich die Aussicht und steige auch mal aus und mache einen Zwischenhalt...“, „um dir eine Zigarette zu genehmigen?!“, entgegne ich ihm und wir müssen beide lachen. Der 26jährige erzählt weiter „Endstation. Glück.“ stehe bei ihm für zwei bedeutende Abschlüsse in seinem Leben. Einerseits das Endprodukt, das ebendiesen Namen trägt, also sein neuer Silberling, und andererseits für die Fertigstellung des Tonstudios, welches er in Basel gebaut hat.
„Wir werden alle einmal den Planeten verlassen müssen und wenn wir dann zurückschauen und sagen können: Doch plus, minus bin ich gut durchs Leben gekommen und das Leben hatte mir viel Freude bereitet, dann kann man von Endstation Glück sprechen.“, fasst der Basler die Frage abschliessend zusammen. Baschis Lebenszug fährt in ganz verschiedene musikalische aber auch emotionale Richtungen. Einigen Songs hört man an, dass er sich mit der Trennung von Katy Winter besonders textlich auseinander gesetzt und diese vielleicht sogar ein Stück weit damit verarbeitet hat, was uns Sebastian auch unterschreibt: „...logisch ich denke, dass das sicherlich abgefärbt hat. Die ganzen Gefühle, die da eine Rolle spielen, das ist sicherlich in die Texte eingeflossen und hat mich auf gewisse Weise auch inspiriert.“ Trotzdem ist es dem Musiker wichtig zu erwähnen, dass noch ganz viele andere Gefühle auf der CD platz fanden.
Meiner Meinung nach der gefühlvollste Song ist „Chalti Brise / Erklär mir Liebi“. Ein Feature mit Kutti MC, dem Berner Rapper. Mittlerweile sind die beiden Musiker gute Freunde geworden. Sebastian meint dazu, Gegensätze würden sich anscheinend anziehen. „Es war eine tolle Zusammenarbeit und ich bin unglaublich stolz auf den Song. Es ist sicherlich einer meiner Lieblingstracks auf dem Album. Ich kann mir vorstellen, wenn die Leute offen genug sind, könnte sie der Song umhauen.“, erzählt er sichtlich berührt und voller Freude. Der Song entstand unter Mithilfe von beiden. Kutti MC steuerte die zweite Strophe und sein Outro bei und Baschi war für den Rest zuständig. Es erstaunt umso mehr, dass zwei so unterschiedliche Künstler es geschafft haben, zusammen einen so harmonischen und zutiefst berührenden Song zu erschaffen. Doch es macht ganz den Eindruck, als hätten sie sich bei der Titelauswahl einfach nicht einigen können. Als ich Sebastian mit meiner Annahme konfrontiere, fängt er an zu lachen und meint nur, „ja, genau so war's... „Chalti Brise“ ist meine Version und „Erklär Mir Liebi“ ist die von Kutti... „Chalti Brise hat eher etwas Düsteres und „Erklär Mir Liebi“ ist eher poetischer Herkunft, was ja gut zu Kutti passt.“ Da beides für den Song sehr zutrifft, kam es, dass dieser gleich mit zwei Titeln versehen wurde.
Auf meine Frage, ob Kutti fand, er bringe ihm nun das Rappen bei, fing der charismatische Ex-MusicStar-Kandidat nur an zu Lachen. Ich erwähne den Song „Gib nit uf“ und füge hinzu, dass ich dies definitiv schon als Rap bezeichnen würde. Sebastian beugt sich näher zu mir ran und singt mir auch gleich den Teil „Du bisch zeichnet vo Narbe und Wunde...“ in einer sanfteren Version und dann im Original vor und erklärt mir dazu, dass er die Worte sehr punktuiert betont, weil es sonst immer noch nach Sprechgesang klingen würde „...und richtig nach vorne...Ich finde, das ganze Album ist nach vorne fokussiert...ich weiss, wo ich hin will mit diesem Song.“ Bei genauerem Nachhaken verrät mir mein gleichjahrgängiges Gegenüber, dass er Musik machen will, die die Leute da draussen berührt. - „Ich habe kein Konzept oder Schema, ich mache einfach, was ich fühle und das ist glaube ich auch, das einzige, was ich kann, denn ich bin kein begnadeter Sänger oder Musiker, aber dafür habe ich ehrliche Gefühle, bin authentisch und was ich nicht kann, mache ich nicht“, gesteht er weiter.
Eine Aussage, mit der Baschi klar macht, dass er sich selbst treu bleibt und nicht verbiegen lässt um andern zu gefallen. An dieser authentischen Art, mit der er an die Dinge ran geht, muss es auch liegen, dass Baschi – trotz seines „nur“ sechsten Platzes bei MusicStar – die Gewinner aller Staffeln weit hinter sich gelassen hat. Doch was bedeutet "Glück" nun für ihn? „Weisst du manchmal ist das Glück so nahe. Ich glaube viele Leute haben zu grosse Vorstellungen und suchen zu weit danach. Ein Haus, eine intakte Familie, Geld, Materialismus, ich glaube, wenn wir alle ein bisschen runter kommen würden, dann würde das Glück auf der Strasse liegen. Aber wir laufen alle mit dem Handy vor dem Gesicht herum, sodass man nicht sieht, was es sonst schönes zu sehen gibt.“ Der Musiker gesteht auch, dass er selbst nicht besser sei und ihm Songzeilen, wie „...öffned öyi Auge fanged a dra z glaube, es Läbe voll mit Liebi, das cha jedem Mensch sis Ziel si“ auch immer wieder seine eigenen Augen öffnen. Mit Beendigung dieser schönen Schlussworte erklingt der Lautsprecher: „Endstation: Das Zugteam bittet Sie auszusteigen und verabschiedet sich von Ihnen.“