Baze, Diens und Greis von Chlyklass zu Solo und wieder zurück
11.07.2013; Text: Nico, Bilder: Nick Werren (Woodrock)
Drei junge Männer mit derselben Begeisterung für Rap gaben sich am späten Samstagabend die Ehre, noch ein letztes Mal die Bühne des Woodrocks zu betreten. Die Berner Gielä Baze, Diens und Greis sind uns nicht nur als Mitglieder der Hip Hop Crew Chlyklass ein Begriff, jeder einzelne hat sich auch als Solokünstler eine Namen gemacht. Wir trafen die drei vor dem Konzert im Backstagebereich. Zwischen fertig essen und letzten letzten Songabsprachen mit dem DJ nahmen sie sich Zeit für meine Fragen. Da ich schon länger nicht mehr von Chlyklass gehört habe und jeder mit seinen eigenen Alben und / oder Projekten von sich hören lässt, trete ich mit Einsetzen der Vergangeheitsform in Bezug auf Chlyklass schon zu Beginn des Interviews in ein Fettnäpfchen. Grégoire alias Greis erklärt's so: "Wir sind immer noch Chlyklass und geben Alben heraus, wie Guns N’ Roses und wir haben noch nicht einmal angekündigt, wann das nächste Album erscheinen wird...Auf unserer Homepage steht, wir geben nächstes Jahr noch Konzerte." Bei dieser Aussage mischt sich Manger und Chyklassmitglied Baldy Minder ein und ergänzt, dass nächstes Jahr das 15jährige Chlyklass-Jubiläum anstehe.
Der heutige Gig im Wald wird jedoch musikalisch wenig an Chlyklass erinnern. Heute wird jeder der drei seine eigenen Songs zum Besten geben und wird dabei jeweils von den anderen beiden unterstützt, verrät mir Etienne alias Diens vor dem Auftritt. "...und für den Fall, dass einer nicht weiss, was er tun soll, haben wir ein Diabolo, eine Dartscheibe und brennende Fakeln mitgenommen.", fügt er hinzu. Grégoir ergänzt, dass sie sich selbst und den anderen auch gerne mal im Weg stehen. Während dem die beiden eine Antwort am Stück geben, beantwortet Basil alias Baze meine Fragen mit den für ihn typischen Pausen zwischen den Worten. Ihm fallen immer wieder Instrumente ein, mit denen er sich beschäftigen wird, fals ihm während eines Songs seiner beiden Kumpels die Ideen ausgehen. Klingen tut dies so: "Djembé ... Didgeridoo ... Triange ...".
Doch was sagen die Rapper, in deren Songs möglichst viele Aussagen in Rhymes gepackt werden, zu einem Song, wie "Ha ke Ahnig" von Steff la Cheffe, welcher überwiegend aus Refrain besteht? Grégoir stellt gleich klar, dass Steff la Cheffes Radiosong mit seinen drei Strophen à 16 Zeilen aus ebenfalls viel Text bestehe. Etienne lacht und meint, es würde ihnen auch gut tun, wenn sie die Refrains etwas öfter wiederholen würden. Basil stimmt dieser Aussage zu und ändert den heutigen Auftritt kurzerhand ab: "Wir sollten noch erwähnen, dass wir aus diesem Grund heute nur Refrains spielen werden." Ich glaube Basil ist richtig angetan von dieser Idee. Wer weiss, vielleicht könnte er sie auf ein neues Album anwenden, denn was das angeht hinkt er Etienne und Grégoir hinterher. Weshalb ich ihn auch direkt mit der Aussage konfrontiert habe, dass er ja von den dreien als einziger dieses Jahr kein neues Album auf den Markt gebracht hat. Grégoir lacht bei dieser Aussage richtig laut heraus. Der Angesprochene verhält sich jedoch seinem Naturell entsprechend gelassen und antwortet mit: "Ja, das kann man so sagen." Im selben Atemzug fügt er hinzu, dass er eine Life-Scheibe herausgebracht hätte. "...plus Boys On Pills, Temple Of Speed...also eigentlich ist richtig viel von Baze herausgekommen", wirft der zuvor noch lachende Grégoir ein. Da sieht man's wieder einmal mehr, der typischste Berner der drei, war wohl der Fleissigste von allen. Und trotzdem weiss Basil, dass ich seine Solokarriere ansprach. "Ja, ich sollte unbedingt etwas machen...der Sommer ist da... und ich habe viele Ideen und irgendwann fällt mir dann auch noch etwas Gutes ein."
Immer öfter höre ich von Leuten aus dem Hip Hop Bereich, dass sie sich von den Radiostationen nicht ernst genommen fühlen. Und sind wir doch ganz ehrlich, wie oft kommt es vor, dass Schweizer Hip Hop am Radio gespielt wird. Daher Interessiert es mich, wie das gestandene Künstler - ja man könnte schon fast sagen - die "alten" Haasen des Schweizer Hip Hops sehen. Etienne stimmt mir, wie aus der Pistole geschossen zu: "Ja, wir fühlen uns benachteiligt." Grégoir ergreift das Wort und kehrt die Sache um und meint trocken "wir benachteiligen das Radio vielleicht selbst ein bisschen." Und der Grund dafür sei, dass sie sich beim Songwriting nicht hinsetzen und sich überlegen "so, was braucht es damit wir im Radio gespielt werden?" Etienne stimmt ihm zu, obwohl er dennoch das Gefühl hat, dass alle von ihnen genügend radiotaugliche Songs in petto hätten. " Von meinem neuen Album wurde meines Wissens bis jetzt noch kein Song auf SRF gespielt." so, Etienne. "Ich finde allgemein, die staatlichen Radiostationen sollten mehr Schweizer Musik spielen...es handelt sich bei den Mitfinanzierer ja auch um die hiesigen Steuerzahler...da sollte die Schweizer Musik Szene unbedingt mehr gepusht werden.", äussert sich Basil zum Thema. Die Musiker stellen Verglieiche mit dem Ausland an und erzählen mir, dass fast überall im Ausland mehr lokale Musik aus dem Radio erklingt, als dies bei uns der Fall ist. Die drei Musiker sind sich einig, dass dies mit dem schweizerischen Unselbstbewusstsein und mit Mutlosigkeit zu tun haben muss. An dieser Stelle meldet sich Baldy zu Wort und ergänzt dies abschliessend so: "Wenn du in Frankreich Radio hörst, brauchst du den Frequenzregler nur antippen und du landest schon auf dem nächsten Sender, hierzulande drehst du 5 Minuten, bis der nächste Sender rein kommt und bei uns wird von Frequenzenknappheit gesprochen." Unser Fazit: Wir brauchen mehr Mut, mehr Selbstbewustsein und mehr Sender in unserem Land.