Bensch - Ein Solothurner an der Zürcher Slangnacht
Text/Bilder: Monthy
Eigentlich stammt Bensch ja aus dem hiphoptechnischen Niemandsland, der ehemaligen Rock-Hochburg der Schweiz. Weil aber Solothurn zwischen den HipHop-Epizentren Basel, Bern und Zürich liegt, bringt der Standort vielleicht sogar Vorteile. Das herauszufinden habe ich mir fürs Interview an der Slangnacht in der Zürcher Kaserne vorgenommen. Während ich mein MD aufrichte, muss Bensch kräftig Hände schütteln, weshalb mein Auftakt so lautet: "Als Berner habe ich vorgesorgt und Treffen arrangiert, damit auch jemand mit mir redet hier. Du hast das scheinbar nicht nötig, oder?" Bensch lächelt bestätigend: "Ja, man kennt sich halt so. Unter Künstlern..." Ich hake ein und frage, ob das den Charakter der Slangnacht treffe? - "Ich weiss nicht, bin ja zum ersten Mal da. Allgemein findet man sicher schnell gemeinsame Nenner, wenn man einigermassen den gleichen Sound macht. Das gilt vielleicht hier auch..."
Ohne den hübsch entwickelten Boom Mundart-HipHop wäre ein solches Event jedenfalls kaum möglich. Wenn´s momentan aber den Anschein macht, dass laufend frische Acts entstehen, ist das nur halb korrekt. Viele sind schon lange dabei, erhielten aber erst jetzt die Möglichkeit, eine Platte zu machen. Auch Bensch? - "Ich habe vor über zehn Jahren angefangen damit. Der Aufschwung wurde auch dank den Vorreitern möglich, die ihre Sachen früher durchgezogen haben. Damit wurde der Weg für viele andere geebnet. Man kann da sicher von einem Aufschwung sprechen, vor allem hinsichtlich Releases von jensten Künstlern aus allen Regionen der Schweiz." CH-HipHop-Erzeugnisse werden hauptsächlich im Trendmarkt der Teenies abgesetzt. Kümmert einen das beim Schreiben, angesichts des etwas höheren Alters vieler Künstler? Bensch: "Grösstenteils schreibe ich schon total von mir ausgehend und schaue nicht auf Zuhörermeinungen oder -empfindungen. Da gibt es keine Anpassung, sondern es ist so, wie es für mich stimmt. Es ist aber eine Tatsache, dass sehr viele junge Menschen sich von HipHop angesprochen fühlen."
Trotz dieser witzigen Geschichte kommt auch Bensch nicht an meiner Standardfrage vorbei, ob es neben dem eigenen einen Dialekt gibt, den er gerne beherrschen möchte? Bensch winkt ab: "Ich bin zufrieden mit meinem Dialekt, spreche ja sowieso schon ein Gemisch aus Solothurnerisch und irgendwelchen anderen Dialekten. Das ist cool so." Weil ich Bensch nicht zum Zürcher Lebensgefühl befragen kann, begebe ich mich mental in den Solothurn und will wissen, wie es sich im Land von Krokus so anfühlt, HipHop zu machen? - "Das solothurnerische Lebensgefühl ist jetzt das Bensch-Gefühl."
Was - auf den Abend bezogen - hingegen nicht ganz stimmt, ist Bensch´s Slang - Solothurnerisch. Ich frage frech, was er denn hinsichtlich Slang zur Zürcher Slangnacht beitragen könne? - "Es ist ja mehr so, dass diese Slangnacht einfach in Zürich stattfindet. Es hat aber Berner, Luzerner, Basler sind da - ein Solothurner... Ich habe immerhin einen Zürcher DJ. Wenn mich die Leute also nicht verstehen sollten, können sie ihn fragen." Und wie gerufen stösst der Zürcher DJ gerade dazu und wird von mir genötigt, auf die selbe Frage zu antworten - "Ich kann Beats beitragen, damit Bensch darüber rappen kann. Allzu viel zürcherisches ist da nicht bei..." Bensch bemerkt amüsiert: "Er ist mein Übersetzer, eine Komponente, die mir auch erlaubt, Konzerte in Zürich zu geben..."
Da drängt es sich zum Abschluss natürlich auf, die Konkurrenz in Solothurn abzuchecken. Bensch lässt sich nicht lumpen, bemerkt aber vorab: "Konkurrenz ist immer so eine Sache. Das würde bedeuten, dass wir versuchen, uns gegenseitig die Butter vom Brot zu nehmen. Bei den Leuten, mit denen ich zusammenarbeite, ist das nicht der Fall. Deshalb reden wir nicht von Konkurrenz - wir pushen einander gegenseitig. Es gibt in Solothurn viele Leute, die HipHop machen. Da werden jenste Dinge kommen - wir haben Manillio Mars, Bash, die Apes sind dran..." - Tja, und nach dem Interview ist Bensch dran, an der Zürcher Slangnacht.