Bligg – 0816 (Universal)

Text: Ko:L
Bild: Cover
CD-Cover: Bligg - 0816
Bligg hats bereits im letzten Sommer angekündigt: „Es ist durchaus möglich, dass ich künftig folkloristische Instrumente in meine Musik einbaue“, sagte er im Interview zusammen mit der Streichmusik Alder am Openair Hoch Ybrig, und erklärte: „Was im HipHop die Strings sind bei den Alders die Violinen und was bei Dr. Dre das Spinett ist bei den Alders das Hackbrett.“ Deshalb gibts jetzt auf Bligg's neustem Album „0816“ jede Menge Violinen und Hackbrett und Harmonika. Bligg schliesst damit die Emanzipation vom HipHop, die er mit „Mit Liib & Seel“ vor zwei Jahren eingeläutet und mit „Yves Spink“ letztes Jahr vorangetrieben hatte, endgültig ab. „10 Chlini Appenzeller“, der herrlichste Süffel-Song seit „Eisgekühlter Bommerlunder“, könnte wenigstens musikalisch genauso gut aus Büne Hubers Feder stammen, wie aus der von Bligg. „D'Heimet“, die Hymne an das Land mit „gmischti Kulture, Stedter und Buure“ ist Ike Turners „Nutbush City Limits“ entsprungen und wird zu einer Bläser-Schwangeren Nummer versetzt mit sexy Bluesharp vorangetrieben; „Rosalie“ und „Ciao Bella“ laden mit viel Groove und Rhythmus zum Shaken. Am Ende ist „0816“ aber vor allem Bliggs Ehrerbietung an seine Heimat – die musikalische, die familiäre und die gesellschaftliche. Ob diese Heimat in verruchten HipHop-Kellern oder an einer Bergpredigt mit Hackbrett, Jodel und Kuhglocken stattfindet, ist Bligg egal. „Ha nie e Flagge wellä wo mir seit wer ich bin“, sagt er in „Söldner“, „Freiheit isch schönschte, will mer d'Freiheit nöd chaufe chan.“ Und diese Freiheit, die nutzt er auf „0816“ gnadenlos aus. Zum Beispiel, wenn er Gölä an Bord holt, um mit ihm in „Das döfsch nöd“ eine herrlich augenzwinkernde Macho-Nummer abzuzihen. Ansteckend!
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