Bligg - Mit Liib & Seel (Muve)

Und damit zu Marco Bliggensdorfer alias Bligg-Blizo, auch Che Guevarra des CH-Hiphops genannt. Der sagt zu seinem neuen Album: "Es ist das persönlichste, das ich je gemacht habe" und gibt mir damit eine Arbeitsgrundlage. Der von Haus aus ironische Zürcher widmet sich zu Beginn seines neuesten Werkes der Lage der Welt, gibt zu Protokoll: "Es isch chrank, es isch heikel - wenns so wiiter gaht verlüüre mer s Gsicht wi de Michael". Auch deshalb braucht Bligg eine Therapie, vor allem aber wegen den Chicas, die nicht von ihm ablassen wollen. Dass er sich die Freiheit trotzdem nicht nehmen lässt, bekräftigt er mit "Frei wi en Vogel", was ihn aber alleine auch nicht glücklich macht. So fragt er im nächsten Track: "Mama, wo chömed all die Träne här?" und stellt kurz danach fest "s Läbe isch schwär...". Im Geiste des Caribbean-Hits "Ponx it pon me" ab "Okey Dokey" steht der englisch gesungene, akustische Track: "Rumors". So und ähnlich geht es über vierzehn Tracks, die ich euch aber gerne selber entdecken lasse. Wenn man dem Vorarbeiter des nationalen Sprechgesang-Genres etwas nicht vorwerfen kann, so ist es, dass er langweilig sei. Das fünfte Album in ebenso vielen Jahren vermag immer noch zu überraschen und das ist vielleicht das grösste Kompliment für einen Rapper, Songwriter und Produzenten, der einfach nie aufgibt und getrost als Tausendsassa bezeichnet werden darf. Unterstützung erhält Bligg diesmal von Kollegin Emel, mit der er einst "Alles scho mal ghört" performte und sowas wie den Durchbruch schaffte sowie von seinen Freunden Stress, Shai und KooL Savas. Dieser arbeitet wohl auch diesmal pro bono für Bligg, und muss nicht - wie die Buschtrommeln lange behaupteten - vom Label eingekauft werden. Ansonsten gibt es nur ein Feature auf Bliggs neuer CD, nämlich Newcomerin BB Frances. "Mit Liib & Seel" stehe denn auch - und nun greife auch ich für einmal auf die Promo zurück - vor allem unter dem Motto Bligg-Music!
Der Leib im Bild - die Seele auf der CD
Text: Monthy
Bild: Cover
Bligg releast ein neues Album und ein Blick ins heutige 20min hat mich irgendwie stutzig gemacht. Ist doch darin die Rede vom Vorwurf der Kommerzialisierung und vom "Ausverkauf des Hiphop" hinsichtlich Bliggs Vergangenheit. Ein Blick ins 20min-Archiv hingegen zeigt vornehmlich positive Berichterstattung. Zwar wurde ihm im Zusammenhang mit dem Mixtape "Okey-Dokey" vorgeworfen, "nicht besonders originell" zu sein, aber sonst... Woher also stammt das neue Wissen des Quickie-Mediums betreffend Bliggs Vergangenheit? Ausschnitt aus der von Muve verschickten Promo zu "Mit Liib & Seel": "...seine Neider werfen ihm Kommerzialisierung und Ausverkauf des Schweizer Hiphops vor." Aha! Die undifferenzierte Übernahme von positiven Ansätzen aus einer Promo kann man wohl mit Goodwill erklären, sich aber die kritischen Ansätze - übrigens absolut ohne Zwang - diktieren zu lassen, kann ich nur als Opportunismus bezeichnen. 20 minutes of shame, oder was? Auch eine Google-Search zum Thema "Bligg" ergibt übrigens wenig negative Stimmen und den von 20min kolportierten Vorwurf findet man vielleicht auf Seite 27. So weit habe ich allerdings dann doch nicht gesucht. Wer auf ehrliche Kritik steht, kann sich ja mal bei uns den Review über "Okey Dokey" reinziehen...
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