bluetRot schauen vorwärts

Text: Sandy
Bilder: musicbild.li
„BluetRot ist Herzblut“, sagt Ronny Ehrbar, auf dem Stein sitzend am Ufer des Brienzersees. Er habe es interessant gefunden, eine Farbe im Bandname zu haben. „Himmelblau tönt softig, senfgrün hat mir nicht gepasst. Blutrot ist wirklich Herzblut – und das finde ich schön“, erklärt der Frontmann von bluetRot aus Worb. Die Band zeigt auf ihrer Homepage die Bandentstehung in Form eines Gedichtes auf, witzig und fast ein wenig an die Story der zehn kleinen Negerlein erinnernd, immer wieder mit neuen Leuten: „Ich finde das Gedicht sehr schön. Unser Schlagzeuger Steve hat es geschrieben. Es soll eine Willkommensseite sein. Eine schöne Geschichte, wie Musiker gekommen und gegangen sind, und wie es jetzt ist – einfach bluetRot.“ Musikalisch ist das der Inbegriff für satten Mundartrock. Ihre dröhnenden Gitarren heizen den sonnigen Freitagabend des Brienzersee-Rockfestivals an. Die Refrains laden zum Mitsingen ein, auch wenn die berndeutschen Texte manchmal fast einwenig unter dem satten Sound verschwinden.
bluetRot im Talk mit Sandy am Brienzersee Rockfestival 2007
„bluetRot sind gemischte Leute aus jeder Schicht. Uns gibt es in dieser Formation seit drei Jahren“, erzählt Ronny zu der Truppe. Sie seien lange im Keller gewesen und haben einander so kennen gelernt. „Wir wollten spüren, wie es ist, eine musikalische Familie zu werden. Menschen, die aufeinander zugehen und aufeinander eingehen“, sagt er. Dafür benötige man Zeit. Jetzt kommen sie langsam an die frische Luft und gedeihen, wie eine blutrote Rose. Und zwar nicht etwa als kleines unscheinbares Pflänzchen, welches langsam aus den kleinen Clubs zu grossen Anlässen hinauf wächst. Nein, der „bluetRot-Rosenstock“ erklimmt gleich grosse Bühnen, wie die der Bieler Braderie oder eben des am legendären Rockfests in Brienz. Trotzdem macht Ronny klar: Für sie sei das Musizieren ein Hobby. „Wir treten nur einige Male auf. Dann geniessen wir diesen Augenblick sehr“, erklärt der Frontmann und ergänzt: „Die Bühne ist wie ein Wohnzimmer und ich benötige ein grosses Wohnzimmer. Jeder hat ja gerne eine grosse Stube.“
bluetRot im Talk mit Sandy am Brienzersee Rockfestival 2007
Die Fünf, nicht mehr blutjungen, Musiker haben ihre ersten Sporen bereits in anderen Bands abverdient; bei Swiss Made Chaos oder Never Mind etwa. Gefunden habe sie der Frontmann Ronny per Internet unter der Rubrik „Ich suche eine Band.“ - „Ich finde unsere Zusammensetzung interessant, weil keiner gleich ist. Jeder Musiker ist total verschieden und genau das fordert uns.“ Diese Unterschiede manifestieren sich auch auf der Bühne. Der Schlagzeuger trägt ein Hippie-Kopftuch, ein anderer Musiker ein Cowboyhut. Und einen Punk, mit einem blutroten Kamm natürlich, hat es auch in der Band. bluetRot habe sich auf ein individuelles Erscheinungsbild geeinigt. „Jeder will in diesem Moment seine Figur leben. Darum haben wir den Cowboy, den Punk und mich im schicken Kittel, auf der Bühne. Und das ist wunderschön“, stellt Ronny fest. Am Anfang seien sie alle mit schwarzen Shirts aufgetreten. Aber so stehe man wie eine Fussballmannschaft da, und das wollen sie nicht.
bluetRot im Talk am Brienzersee Rockfestival 2007
„Mundart ist meine Muttersprache. Die einzige Sprache, die ich beherrsche. Ich habe schon viel von der Welt gesehen und alles auf Berndeutsch erlebt. Es geht auch in New York damit, wenn du Zeit hast“, sagt Ronny zur Wahl, wie sie ihre Songs singen. „Ich mache die Texte und der Rest der Musiker das schöne Schlafgewand darum – die Melodie und der Sound. Und wir treffen uns dann voll in der Mitte“, verrät der Sänger. Die Themen der Texte seien manchmal totaler Blödsinn, Blitzgedanken oder der Alltag – und auch über ihre musikalische Zukunft machen sie sich nicht zuviel Gedanken. „Wir leben das, was wir jetzt gerade leben und fragen uns nicht, ‚Was wird?’ oder ‚Was möchten wir gerne?’.“ Sie schauen vorwärts auf das nächste Konzert oder auf den nächsten Studioabend.
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