Blush - Schneespuren und grosse Melodien

Text: DasSchaf
Bilder: Blush/Musikvertrieb
Im Promotext zum Album steht, eigentlich müssten Blush – gemessen an ihrem Gespür für wunderschöne Melodien – aus Dänemark oder Schweden stammen. Tatsächlich erinnert die tragende Musik der jungen Basler irgendwie an die einzigartige, zerbrechliche Feinheit von Bands wie Saybia oder den dänischen Neeva und sie trägt einen Hauch der melodiösen Sehnsucht der dänischen Perle Grand Avenue. Sie es die skandinavischen Wurzel von Sänger Dominik Sutter, welche die Musik in die melanchlisch-sehnsüchtige, nordische Richtung ziehen? Dominik lacht: „Wir sind sehr lebensfrohe Menschen und keine speziell schwermütigen Zeitgenossen. Und wer die Skandinavier kennt, weiss, dass das auch ein wenig ein Klischee ist mit dieser ewigen Melancholie.“ Sehnsüchtig klingt sie schon, die Musik von Blush. Sehnsüchtig und feingliedrig und zerbrechlich und doch unglaublich stark. Melancholisch und doch optimistisch und leicht. Es ist Musik zum Zuhören und zum Spüren, es ist Musik mit Stil. Musik für ein gemütliches Abendessen im Kerzenschein, Musik für ein warmes Vollbad mit einem guten Buch, Musik für einen Weltschmerztag, die die Welt in ihr weiches, sanft buntes Tuch einhüllt und ihr die graue Farbe nimmt. Ja irgendwie passt sie schon ins skandinavische Klischee. Aber ich muss mir merken, die CD dann im nächsten Sommer an einem lauen Sommerabend zu hören. Wetten die Wirkung bleibt? Einfach klasse. Und als ich die Jungs frage, was sie denn tun würden, wenn sie jetzt sofort einen Flug nach irgendwo nehmen könnten, sagt Bassist Christoph Büchli: „Ich würde nach LA gehen!“ Gar nicht nordisch, bemerke ich von der Seite. Gitarrero Marcel Huber grinst, „er ist noch nicht so lange dabei, das wird dann schon noch mit dem hohen Norden“, und er zeigt auf Dominik und sagt, „wir zwei würden natürlich irgendwo nach Skandinavien fliegen!“
Live: Blush Plattentaufe Kuppel Basel
Das aktuelle Album der sympathischen Band aus Basel heisst „Traces in the Snow“. Eine Metapher für Erlebtes, das wie Spuren im Schnee unser Leben zeichnet, sagt Dominik. Er hat es Mysthisches, dieser Albumtitel. „Spuren im Schnee zeugen ja meist von etwas, das man nicht selbst erlebt hat. Ein Geheimnis, das man nicht kennt, oder eine Geschichte, die man selbst dazu schreiben muss“, erzählt Christoph. Und Dominik ergänzt: „Die Songtexte zeichnen die Spuren in den Schnee.“ Und wenn man die Musik von Blush hört, dann könnte man sich keine besseres Bild vorstellen. Der märchenhafte Schnee, die sanften Spuren, klar, und mit einem Windstoss wieder verwischt.
Promobild: Blush
Es verwundert nicht, dass das Album vom Lovebug Thomas Rechenberger produziert worden ist. Die Lovebugs mit ihrem unverwechselbaren Gespür für Melodien begeistern seit längerem die Schweizer Musikwelt, und Blush müssen sich nicht in deren Schatten verstecken. Rechenberger war auch dementsprechen begeistert von den jungen Musikern – und die Basler Band spielte bereits im Vorprogramm der Lovebugs. Und nicht nur der Lovebugs. Als die britischen Train das Zürcher Kaufleuten Ende Oktober beehrten, durften Blush für sie eröffnen. „Das ist eines der schönsten Komplimente der Musikwelt, das man uns machen konnte: uns ins Vorprogramm von Train zu buchen. Dieses Vertrauen in uns und unsere Musik tut unglaublich gut“, freut sich Christoph. Aber nicht nur den Bookern ist die Band aufgefallen, auch den Radiostationen ist die Basler Perle ein Begriff, und sogar Radio DRS1, das sonst kaum Platz für Schweizer Popmusik findet (jedenfalls nicht von Newcomern), spielt gelegentlich Blush. „Für viele ist der sogenannte musikalische Mainstream ein Schimpfwort. Wir machen die Musik, die uns gefällt – und scheinbar gefällt sie auch anderen Leuten da draussen. Warum gilt nur Nischenmusik als „echte“ Musik? Auch Musik, die viele Menschen erreicht, kann gute Musik sein. Es gibt einen Unterschied zwischen Mainstream und Kommerz“, so Marcel. Und Dominik fügt hinzu, „die hiesige Radiolandschaft liefert im musikalischen Sinne die härteste Kritik. Wirst du nicht gespielt, hast du geringere Chancen, einen Hit zu landen und viele Fans zu erreichen.“ Und Hitpotential hat die Band definitiv. Die Frage ist, ob sie in ihrer so erfrischend sympathischen, unaufdringlichen Art denn wahrgenommen wird. Die Feinheit der wunderbaren Melodien und die sanfte Bescheidenheit in den Songs zeichnen die Basler Band als erstklassige Musiker aus, die es nicht nötig haben, mit einer grossen Klappe um Aufmerksamkeit zu buhlen. Und wo die Lovebugs manchmal eine eher unnahbare Ausstrahlung haben, wirken Blush bodenständig und zum Anfassen. Blush, das ist ein ganz grosser Geheimtipp der Schweizer Musikszene. Eine Perle, die hoffentlich nicht wieder irgendwo von der Bildfläche verschwindet, weil sie weniger grosse Worte als mehr grosse Melodien sprechen lässt. Der Polarstern am Musikhimmel. Wärmer kann ich euch ein Konzert von Blush und die Platte „Traces in the Snow“ nicht empfehlen. Kaufen, sehen, geniessen!
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