Bob Driller - Wie der Prophet im eigenen Land...
15.2.2013; Text: Monthy, Bilder: Promo
Oft entsteht heute der Eindruck, jeder könne ein Star sein und sich ins Rampenlicht zu spielen sei das einfachste der Welt. Dafür braucht es eigentlich nur ein Medium mit so enormer Reichweite wie das Fernsehen. Über Leistungsausweise wird da nur selten gesprcohen - Ausnahme vielleicht The Voice of Switzerland, wo vornehmlich gestandene Acts antreten. Dass sie zuvor jahrelang in ziemlicher Anonymität herumgedümpelt sind und genau gleich viel konnten (oder fast) - wen kümmert's? Na ja... Vielleicht hatte Bob Driller auch schon solche Gedanken. Wer? fragen sie jetzt und haben damit nicht Unrecht. Bob Driller ist ein Gegenbeispiel zur florierenden Casting-Mentalität. Er hat einen Leistungsausweis aber kaum Popularität, zumal hierzulande. Erreicht hat er etwas, wovon viele nur träumen können. Drillers Song "White No 3" ab seinem aktuellen Album wurde nämlich zur Titelmelodie einer US-Fernsehserie erwählt. Pirmin Marti, Music Supervisor und in der Sache mit Bob tätig, sprach uns an, ob wir dazu eine Story schreiben könnten und lieferte auch gleich ein paar Basis-informationen. Die Serie heisst "Working Girls in Bed", ist so etwas wie eine Reality-Show und handelt von einer Bunny-Ranch, wobei es sich nach meinen Recherchen um zweibeinige Bunnys und das älteste Gewerbe der Welt handelt...
Sei's drum - Ausgestrahlt wird WGiB auf HBO, dem Netzwerk, dass auch uns Europäer auf Umwegen schon mit "Sex in the City" und den "Sopranos" gut unterhalten hat. Marti relativiert aber auf meine Frage, ob denn Chancen bestünden, die Serie einst auch hier im Fernsehen zu sehen: "Die sind immer klein - nur sehr wenige US TV Shows (darunter auch solche die durchaus erfolgreich sind in den USA) werden in Deutschland oder der Schweiz ausgestrahlt." Bob Driller selbst musste natürlich auch Stellung nehmen, allen voran dazu, ob er sich für den Song in eine Frau hinein denken musste. Musste er nicht, weil der Song schon veröffentlicht war, als das Ganze ins Rollen kam.Als Inspiration werden folgende Soundtracks aufgeführt: Ocean's 11 und Quentin Tarantino. Für den pragmatischen Basler sind das aber: "...lediglich Beispiele für gute Filmmusik. - Inspirieren kann mich vieles; ohne Tabu." Damit ist vielleicht auch das Instrumentarium gemeint, das Driller für seine Produktionen verwendet - hauptsächlich Instrumente aus den 60er und 70er Jahren. Warum? - "Weil mir der Sound dieser Instrumente gefällt und mich inspiriert", bleibt Bob eher geheimnisvoll. Er spricht glaub ich auch nicht gerne über das, was er macht. Dennoch beantwortet er meine Frage nach der Essenz seiner Musik: "Essenz bedeutet in der Küche den konzentrierten Fond aus Fleisch, Gemüse und anderen Zutaten. Bei Bob Driller besteht der Fond aus Bossa Nova, Funk, Reggae und einer Prise Humor."
Damit ich mir das noch ein bisschen besser vorstellen kann, habe ich die Tracks des Albums "White" erhalten. Was ich darauf höre ist wirklich aufs Wesentliche reduziert. Clublounge Sounds, die einem entspannen lassen. Viele Clap- und Click-Töne, hie und da eine Funk-Gitarre, die sich in die vor sich hin plätschernde Synthi-Melodie einmischt. Die Tracks sind nicht wirklich zum Tanzen geeignet, dafür aber umso besser, wenn man in einem Lokal eins trinken und dazu mit seinem Gegenüber reden möchte. Ich glaube, so laut aufdrehen, dass dieser Sound störend wird, kann kein DJ! Wie bei Instrumental-Tracks üblich, ist das vielleicht nicht so spektakulär wie die Konkurrenz. Aber es muss ja auch nicht immer "Bigger Better Faster More" sein. Im abgedunkelten Zimmer wird der Inspirierte nämlich selbst zum Inspirierer. Die Musik lässt Platz und versetzt mich in eine gute Stimmung, worauf die Gedanken gleich zu sprudeln beginnen. Vielleicht auch weil Driller nicht nur konventionelles vom Stapel lässt. Viele kleine Geräusche könnten aus dem Alltag stammen und sind interessant eingearbeitet. Experimentelles liegt dem Soundtüftler klar näher als Mainstream. Dies zeigt sich ein letztes Mal als ich Bob auf den von Pirmin verwendeten Begriff "Funkyretrolounge" anspreche. Bob bleibt sich treu und sagt dazu nur: "Ich selber hätte Mühe meine Musik in einem Wort zu beschreiben. Einen Hang habe ich zu vielen Musikstilen..."