Eigenständig, gut und richtig: Boys on Pills

Text: Ko:L
Bilder: Ephraim Bieri
Boys on Pills
„Hie geits nume um Musig – nid um Attitüde u dummi Tussis!“ riefen Baze und Elwont an der Plattentaufe in die gut gefüllte Dampfzentrale. Die beiden sind die Pillen-Buben und luden, gut drei Monate nach dem Release ihres Zweitlings „Supersonisch“, zur Taufe. Trotz Mini-Panne im Vorverkauf füllten die Jungs beim ersten Heimspiel mit den neuen Songs das legendäre Lokal in der Bundeshauptstadt locker – und gaben sich in der Folge auf der Bühne nicht nur beeindruckt, sondern auch gut gelaunt und geladen. Gute Laune und geballte Live-Power konnten auch die eine oder andere technische Panne nicht stoppen; das Publikum in der „Dampfere“ tat es über weite Strecken dem Sound von Boys on Pills (BOP) – angekündigt und am Schluss verstärkt von den Elektro-Freaks One Shot Orchestra – gleich: Es ging an der Feier ab wie Pressluft!
Boys on Pills
Ob der ausgelassenen Party zu später Stunde hallten Baze’s und Elwonts Worte von vor der Show irgendwie wie prophetisch nach: „Ich glaube, wer sich für unseren Sound begeistern kann, der feiert ihn dann auch richtig“, mutmasste Baze – und landete den Volltreffer. Das Publikum feierte den kraftvollen Mix aus Oldschool-Beats, Elektro-Versatzstücken und griffigem Berner-Rap mit viel Liebe zur Haupt- und Heimatstadt bisweilen frenetisch. Trotzdem glaubt Baze: „In Sachen breite Masse, kann man mit unserem Sound kaum wirklich weit kommen.“ – „Es ist ein Nischenprodukt“, fügt Elwont an. Viele blockten halt schon ab, wenn sie „Electro“ hörten, sagt Baze, der „voll überzeugt“ ist vom Sound, den er und Elwont als BOP abliefern. „Was wir heute machen, können wir auch in zehn Jahren noch anhören uns sagen: ‚Das war eigenständig, das war gut und das war richtig.’“
Boys on Pills
Eigenständig, gut und richtig – die Zutaten für einen Hit. Elwont ortet folgende Songs als „BOP-Hits“; als jene Nummern, die beim Publikum noch etwas besser ankommen, als die anderen: „’Supersonisch’, ‚Aus het sech veränderet’ und zu meiner Überraschung ‚No meh’.“ Damit ist denn auch gleich das ganze Themenspektrum der zwei Berner abgedeckt: Von Eigenlob bis hin zu Herzschmerz der an Selbstzerstörung grenzt. „Wir haben in Sachen Themen auf ‚Supersonisch’ eigentlich dort weitergemacht, wo wir auf der ersten Scheibe aufgehört hatten“, sagt Elwont. „Es gibt mit ‚Aus het sech veränderet’, ‚I ha mi veränderet’ und ‚Du hesch di veränderet’ wieder eine Trilogie – und es geht halt vor allem um Beziehungen.“ Und einmal mehr bestätigt sich: „Wenn dir am beschissensten geht, entstehen daraus die besten Songs.“
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Und wenn sie gerade nicht Freud spielen, feiern sich die Jungs selber. „Selbstbeweihräucherung“ nennt Elwont Tracks wie „Supersonisch“, und setzt sich selber ein breites Grinsen ins Gesicht. „Ich glaube, eine gewisse arrogante Attitüde ist überall gesund“, sagt Baze, „solange sie gerechtfertigt ist.“ Understatement ist nicht sein Ding. „Wir sind alles andere als extreme Bluffer. Aber es ist Bestandteil des HipHop, dass man seine eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund rückt.“ Dass dann eine Berner Zeitung plötzlich die Scheibe einen Artikel von beachtlichem Umfang widmet, ist demnach nur die logische Folge: „Ich begreife nicht, warum man eine ganze Seite über Madonna schreibt und lokale Sachen einfach hinten anstehen müssen; respektive ich den Journis die Füsse lecken sollte, damit sie etwas über mich schreiben“, erklärt Baze. „Es mag arrogant klingen: Ich finde, eine Zeitung in einer Stadt, in der soviel so gute Musik produziert wird, sollte dieser auch entsprechende Beachtung schenken. Das gehört sich so! Über das neuste Album von Madonna schreibt eh schon jedes Drecksheft!“
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