Breitbild: „Endlich ein Interview mit Trespass!“

Text: Ko:L
Bilder: adrenaline-pictures.ch
Breitbild im Talk mit Trespass-Ko:L(l. Andri. r. Thom)
„Es isch nid immer alles crazy“ stellen Breitbild zwar im Titel ihres aktuellen Albums fest. Aber irgendwie ist manches eben doch bisweilen verrückt. Etwa wenn man am Sonntag Morgen bereits um 12 Uhr am Openair Gampel Interviews geben muss – wenn man doch noch den Auftritt vom Vorabend in Luzern in den Knochen hat. „Wenn man die ersten kleinen Gigs spielt, hat man noch überhaupt keinen Begriff, was da noch alles auf einen zu kommen könnte, wenn man dereinst in etwas grösserem Rahmen arbeitet“, gesteht Andri. Grösserer Rahmen heisst im Fall von Breitbild 2008 11 Personen auf der Bühne... Nicht ganz überraschend rückt Thom aber mit dem wahren Motivation für sein Schaffen raus: „Ich wollte schon immer Mal hier sitzen und mit Trespass.ch ein Interview machen – und bin wahnsinnig glücklich, dass es jetzt endlich soweit ist. Denn jetzt habe ich all meine Ziele erreicht und kann aufhören mit Musik und nur noch Drogen nehmen.“ Soweit so gut. Der Sonntag ist gerettet – und wir wenden uns nur noch kurz der Musik zu, bevor wir zu den Drogen greifen.
Breitbild live
Anders als andere HipHop-Acts haben Breitbild ihre Band nicht nur auf der Bühne mit dabei. Waren es auf dem ersten Album zwei Songs und auf dem zweiten rund die Hälfte, so spielten die Bündner für „Es isch nid immer alles crazy“ sämtliche Tracks – 19 an der Zahl – mit der Band ein. Ein Faktum, das in der Szene für gewissen Gesprächsstoff sorgt: Während die einen sagen „groovy“, sind andere der Meinung, dass ein HipHop-Album, das nur mit Band eingespielt ist, zu wenig Druck erzeugen kann. „Bisher war mir nicht bewusst, dass dieser Umstand so zu reden gibt“, meint Thom, „aber das ist ein Weg, den wir einst eingeschlagen haben und den wir jetzt konsequent weiter gehen.“ Andri fügt dann aber an, dass es auch bandintern Diskussionen gegeben habe, ob der Sound tatsächlich genug knallt, oder nicht: „Darum haben wir das ganze Album live eingespielt und die Songs dann Claud, dem Produzenten von Sektion Kuchikäschtli, geben, damit er den Sound veredelt, dass es am Ende eben doch knallt.“ Will heissen: „Hatten wir auf dem letzten Album Fifty Fifty Beats und Live-Instrumente nebeneinander, haben wir dieses Mal probiert, durchwegs zu kombinieren.“
Breitbild live
Dass Breitbild ihre Songs ausgerechnet von Sektions-Mastermind Claud haben veredeln lassen, hat nicht nur mit seiner musikalischen Kompetenz zu tun. „Wir sind gute Freunde und Claud weiss, was musikalisch zu uns passt“, sagt Thom. Damit bestätigt er das Klischee von der grossen HipHop Familie in Chur, in der eigentlich jeder mit jedem könnte, wenn er Zeit und Möglichkeit dazu hätte. „Natürlich gibt es auch Zusammenarbeiten mit Künstlern aus anderen Städten“, sagt Andri. „Aber der Rahmen in Chur ist sehr familiär. Auch wenn man nicht rappt, kennt jeder jeden. Wenn man auf so kleinem Raum anfängt, sich gegenseitig zu dissen, wirds sofort mühsam. Wohl gibt es auch mal Konflikte und Meinungsverschiedenheiten – aber weil das Ganze so klein ist, ist man wie drauf angewiesen, dass man zusammen auskommt.“
Breitbild live
Seit dem Release von „Es isch nid immer alles crazy“ sind mittlerweile vier Monate vergangen. Vier Monate, auf welche die Bündner zufrieden zurückblicken. „Unser Ziel war, an 'Legenda' anknüpfen zu können“, sagt Thom, „aber dass das neue Album gleich Top 10 geht, hätten wir nie zu träumen gewagt.“ Die Clubtour im Mai sei ebenfalls gut gelaufen, sind sich die Jungs einig. „Und mit dem Gig von heute hier in Gampel haben wir ein weiteres grosses Ziel erreicht“, fügt Thom an, „denn dieses Festival fehlte noch in unserem Palmares.“ Dass es heuer „nur“ für die Bockbühne gereicht hat, fällt dabei kaum ins Gewicht, im Gegenteil: „So können wir uns noch einmal steigern“, sagt Thom mit einem Lächeln im Gesicht. „Das gilt auch für andere Deutschschweizer Festivals. Aber es ist wirklich toll, dass wir jetzt ziemlich auf allen grossen Festivals spielen durften!“
Breitbild live
In Sachen Erwartungen an einen Album-Release schränkt Andri dann aber doch ein: „Heute darfst du gar nicht mehr zuviele Erwartungen haben, denn der Markt ist sowas von unberechenbar.“ Dabei hat der Aussenstehende der Eindruck, dass HipHop momentan jener Sound ist, der am ehesten noch berechenbar ist – weil beliebt. „Es gibt ein paar wenige Acts in der Schweiz, die sich eine treue Fanbase erarbeitet haben und sich auf diese verlassen können, wenn es darum geht, neue Releases zu kaufen. Darauf kann man sicher aufbauen, um nach und nach auch ein grösseres Publikum zu erreichen“, sagt Thom – und bestätigt damit, was Breitbild schon mit dem Release ihres Albums angedeutet haben: Es ist eben doch (noch) nicht ganz alles crazy.“
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