Breitbild - Ferien von Breitbild

23.7.2011; Text/Bilder: Monthy
Letzter Einsatz für das aktuelle Tour-Banner von Breitbild
Zuhause ist es doch am schönsten - wie wir alle mit zunehmendem Alter wissen... Speziell am Auftritt von Breitbild am Openair Lumnezia war aber nicht nur, dass es in der Heimat statt fand. Die Bündner Rapper schlossen am grössten Bündner Festival ihren schon fast traditionellen Zwei-Jahres-Rhythmus ab. Das "Was für ä Moment"-Tour fand ihren Abschluss, das Album wird ins Regal gestellt und die Members stieben auseinander und wollen sich in den nächsten Wochen nicht mehr sehen. So jedenfalls die Vorstellung, mit der ich meine Interviewgäste Thom und Vali konfrontiere. "Jetzt ist sicher erstmal eine Pause angesagt", meint Vali nach der letzten Show, "Was nicht unbedingt heisst, dass wir uns nicht sehen. Im Moment ist aber alles offen. Wir müssen die Tour erstmal verdauen. Sie war sehr cool, aber auch sehr intensiv. Irgendwann sitzen wir dann wieder zusammen und diskutieren, wie es weitergeht. Das haben wir schon immer so gemacht und es gehört zum Turnus dazu, dass wir einen Moment lang nicht wissen, wie es weitergeht."
Vali auf der Bühne des Openair Lumnezia
Breitbild gehören also nicht zu den Bands, die bereits während der Tour die Hälfte der Songs des neuen Albums erarbeitet, wie mir Thom bestätigt: "Definitiv nicht. Wir hatten zwar schon auch unveröffentlichte Songs oder Songpremieren auf der Tour. Aber dann mehr als Goodie für die Fans in den Clubs oder an einem speziellen Auftritt wie heute, wo wir einen Song mit Dabu Fantastic gemacht haben. Wir haben aber definitiv noch nichts im Köcher fürs kommende Album." Braucht es eine gewisse Distanz zu dem Programm, mit dem Breitbild die letzten anderthalb, zwei Jahre verbracht haben? - Vali: "Das gehört schon dazu und ich glaube auch, dass man es unseren Alben anhört. Sie sind doch alle recht unterschiedlich, was sicher damit zusammenhängt, dass wir uns nicht in einem ständigen Prozess befinden. Sondern abschalten, herunter fahren und dann neu zusammen kommen, sehen wie der Mood ist, welche Themen wir aufgreifen wollen usw. So entsteht eigentlich jedes Mal etwas total Neues, dass nichts mit den vorangegangenen Alben zu tun hat."
Interviewgast Thom an der 'Arbeit'
Den aktuellen Songs überdrüssig ist Thom deswegen nun nicht, was aber auch damit zu tun hat, dass eine Tour in der Schweiz längst nicht so gedrängt ist wie in anderen Märkten. "Leider kennt man das hier ja nicht...", bedauert Thom und erklärt kurz, wie der letzte Zyklus im Detail ablief, "Wir haben das Album im Mai 2010 heraus gegeben. Mit 25 Konzerten hast du in der Schweiz bereits Clubs und Festivals abgedeckt. Dazu kam noch ein kleiner Abstecher nach Österreich mit einem Konzert... Verleiden konnten mir die Songs gar nicht wirklich - auch nicht die Songs im Programm, die von früheren Alben stammen. Das hatte ich sonst eher nach dem Studio. Früher habe ich das Album nach Abschluss der Produktion nicht mehr oft durchgehört. In den letzten zwei Monaten habe ich aber alle unsere Alben wieder hervor gekramt und sie mir intensiv angehört."
Breitbild spielen seit 6 Jahren mit Live-Band!
Beim dem Tour-Namen - "Was für ä Moment" - muss ich natürlich die Frage stellen, welcher Moment Breitbild denn nun in Erinnerung geblieben ist? Thom übernimmt die Antwort, nachdem er kurz mit sich ringt, ob er das nun erzählen will. - "Das weiss eben niemand...", erklärt er und steigert damit nur noch meine Neugier, "Lesley, die bei uns auftritt, ist meine Freundin. Wir sind seit drei Jahren zusammen. Und auf dieser Tour haben wir erstmals miteinander arbeiten und auf der Bühne stehen können. Das bleibt mir definitiv in Erinnerung!" Weiss man am Ende der Tour überhaupt noch, was genau wo war oder sind die Erinnerungen alle auf einem Haufen? Thom bejaht klar, Vali drückt ein "Jein heraus und meint: "Da fragst du den Falschen. Ich habe das schlechteste Gedächtnis in der Band, was solche Sachen angeht." Spezialist dafür ist hingegen Thom: "Ich kann jeden Moment, jedes lustige Ereignis, jeden Spruch und jede Pointe den einzelnen Konzerten zuordnen. Es sind halt starke Momente, die für mich aus der Berufswelt herausragen. Wir sind beste Freunde und wir zelebrieren es auch entsprechend, zusammen auf der Bühne zu stehen. Das bleibt mir dann auch entsprechend im Gedächtnis hängen."
Spiele mit den Zuschauern am Heim-Openair
Damit schliesse ich mich Breitbild an und die Fragen zur Tour ab. Lieber spreche ich sie auf ihre rhytmische Vielseitigkeit an. Viele Rapper begnügen sich ja leider mit einem Markenzeichen und Stil. Vali, Thom, Krause und Hyphen dagegen trauen sich immer wieder an neue Herausforderungen heran und rappen - insbesonder live weil mit Band - über jazzig-chilligen Tunes genauso wie über harten Gitarrenriffs. Ist das eine Frage des Talents oder Wille und harte Arbeit? - Vali: "Es hat schon mit dem Willen zu tun, ob man Dinge ausprobieren will oder nicht. Wir haben diese Gewohnheit vielleicht auch deshalb, weil wir schon früh mit einer Live-Band gearbeitet haben. Das hat uns diese Freiheit gegeben. Die Band gibt uns auch viele Inputs für unsere Songs. Ob man aber immer gleich rappen will, hängt schon mit dem persönlichen Ehrgeiz zusammen." Trotz dieses Charakters sehen sich Breitbild aber immer noch als Hiphop-Band. - Thom: "Im Herzen jedenfalls. Ich würde auch unsere Musik als Hiphop bezeichnen. Die Konstellation mit der Live-Band, die wir schon seit 2005 haben, sorgte für viele Einflüsse. Und wir waren schon immer offen für diese Einflüsse."
Nach 25 Konzerten endete die Breitbild-Tournee zuhause
Wenn man die Band fragen würde, regt Vali mit dem Hinweis an, dass auch die Musiker sich an sie hätten gewöhnen müssen, fände man wohl heraus, dass sich Band und Rapper in der Mitte treffen. Den konkreten Unterschied, was man am Mikrofon anders machen muss, reduziert Vali vor allem auf die Laufstärke: "Am meisten musst du auf die Stimme und die Power schauen. Darauf achten, wie du sie einsetzt." Dazu erfordert ein kräftiger Track mit Lärm auch mehr Artikulation vom Rapper, damit er verständlich bleibt. "Ja, das müsste man schon...", schmunzelt Vali. Thom hat dagegen auch gelernt, mehr auf die Instrumente einzugehen: "Wir kommen ja selbst nicht von den Instrumenten. Und das ist schon ein Prozess." Ob Breitbild ihren Zweijahres-Rhytmus weiterhin einhalten werden, steht in den Sternen. Vali: "Es gibt wirklich keinen Plan. Es hat noch nie einen gegeben!" Und das passt zu den Bündnern. Ganz so wie eine Aussage von gleicheitig sinnvollen und sinnlosen Texten, die ich kürzlich im Zusammenhang mit den Fanta4 gelesen habe. Bevor ich sie in die verdienten Ferien entlasse, frage ich noch schnell nach, ob man Breitbild schon einmal mit Smudo & Co verglichen habe? - Thom: "So explizit jetzt nicht... Ich finde ihre Produktionen aber grossartig. Ich war damals etwa 10 oder 12 Jahre alt und habe zu ihren ersten Hits voll abgefeiert."
DJ Jäger heizt die Fans an
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