Jane Bogaert und Dimensionen

9.8.2011/Text: Sandy, Bilder: Matthias Feusi
Jane Bogaert in Brienz
„Wer ist Jane Bogaert?“ Genau diese Frage haben sich einige Festivalbesucher am Rockfestival in Brienz gestellt. Niemand kann dazu eine bessere Antwort geben, als sie selber: „Das frage ich mich auch immer noch. Diese Frage werde ich wohl nie beantworten können.“ Und doch erzählt sie, wie es dazu gekommen ist, dass erst nach einer über zwanzigjährigen Musikkarriere ihre erste Rock-CD mit dem vielversprechenden Titel „5th Dimension“ erschienen ist. „Als Solothurnerin bin ich mit Krokus aufgewachsen“, verrät die Rockerin. Sie möge sich gut daran erinnern, als sie als 10-jähriges Mädchen das Schulhaus verlassen habe, und feststellte, dass der Krach im Keller unten die Proben dieser Rockband seien. Ihre Eltern waren mit den Eltern von Chris von Rohr befreundet. Er wurde übrigens später ihr Coach. So hat Jane den ganzen Karrieren-Aufstieg von Krokus miterlebt und hat bei jedem Erfolg mit gefiebert. Für sie war schon damals klar: „Ich will mal singen und ein Rockstar werden.“ Fernando von Arb war übrigens ihr Mentor und der Produzent ihrer zweiten Single, welche sie im zarten Alter von 18 Jahre aufgenommen hat.
CD-Cover: Jane Bogaert - 5th Dimension
Aber vom Schulmädchen bis heute liegen dreissig Jahre dazwischen. Jane hat diese Zeit vor allem in München verbracht. Dort habe sie viel Studioarbeit gemacht, eine Musical-Schule besucht. Schlussendlich ist sie in Italien gelandet. „Ich war 14 Jahre lang Background-Sängerin bei Al Bano und Romina Power“, sagt sie mit einem stolzen Augenaufschlag. „So konnte ich mein Traum als Sängerin verwirklichen, aber eben nicht in der Schweiz“, sagt die Musikerin. Im Jahr 2000 hat Jane Bogaert unser Land beim Eurovision Song Contest vertreten. „Da habe ich nach langer Zeit wieder den Sprung von der Chorsängerin an die Front gemacht“, zählt sie einen weiteren wichtigen Part aus ihrer Karriere auf. Dann ging ihr Schaffen weiter mit Synchronisationsarbeiten für Walt Disney Filme. Jane war die singende Stimme von Ariel im Dschungelbuch 2 und macht auch Sing-/Songwriting für ZDF Serien. Und bei uns in der Schweiz ist sie Dozentin an der Hochschule für Künste in Bern.
Jane Bogaert in Brienz
Und irgendwann ist der Rockstar in ihr wieder aufgewacht. Vielleicht weil ihr Geist frei und wild sein will, wie sie im Song „I’m a Rockstar“ so schön besingt. Aber auch weil ihr langjähriger Arbeitskollege, Produzent Robert Papst, sie gepusht hat und zu ihr sagte: „Jane las uns ein Album zusammen machen.“ Eher zufällig entstand der erste rockige Song. Ein Freund von einer Plattenfirma habe dies mitbekommen, und er habe die Stimme von Jane genial gefunden und sofort einen Plattenvertrag angeboten. Er habe dazu nur gesagt: „Ich will nicht mehr Songs hören, ich glaube an sie.“ Und so entstand einfach so, ihr erstes Solo-Album.
Jane Bogaert in Brienz
Bekannte Musiker wie Charlie Morgan (Schlagzeuger Elton John), John „Rhino“ Edwards (Bassist Status Quo) ,Jeff Scott Solo (Sänger Journey) und Joe Lynn Tuner (Sänger Deep Purple) haben auf diesem Album ihre Spuren hinterlassen. Die fünfte Dimension ist Jane also buchstäblich zugeflogen. „Wir haben die Leute nicht mal anfragen müssen, sie kamen von selber auf uns zu“, sagt Bogaert voller Stolz. „Your music is so funking great. I will be a part of it“, war stets das Statement der Beteiligten. „Das war für uns, Produzent Robert und mich, ein Geschenk vom Himmel. Es wurde uns in den Schoss gelegt, ohne dass wir viel dazu beitragen mussten“, sagt die Musikerin und ihre Augen leuchten dabei. „Du merkst, da ist etwas im Fluss und genau das, macht es aus“, weiss sie weiter. „Wenn ich etwas mache, und ich merke, da liegt ein Stein nach dem anderen im Weg, dann weiss ich, dass ist nicht das richtige. Dann schaue ich lieber links und rechts“, outet sich die Lebenserfahrene. Bei der Produktion dieser CD habe es zwar auch Steine im Weg gehabt, aber Jane sei richtiggehend von hinten gestossen worden, alle Hürden locker zu umgehen.
Jane Bogaert in Brienz
Das sich Jane Bogaerts Musik in einer fünften Dimension bewegt, hat ihre Gründe. Die Musikerin versucht die Bedeutung wiefolgt zu veranschaulichen: „Wir leben in der dritten Dimension. Von dieser gilt es wegzukommen, weg davon in einen Bereich, wo sich gewisse Sachen einfach so auflösen.“ Aber um dorthin zu kommen, werden trotzdem die fest verankerten Wurzeln benötigt. Das sei so ein wunderbarer Gegenpart. „Ich gehe zurück zu meinen Wurzeln, um aufsteigen zu können“, bringt es die Musikerin auf einen Nenner. Dass Jane dann gleich in der fünften Dimension landet, ist eher wegen der Aussprache. „The 5th“ ist nicht so ein Zungenbrecher wie „the 4th“ es wäre. Trotzdem ist bei der Aussprache des Albumtitels so oder so ein Training angesagt. In dieser CD steckt übrigens viel musikalischer Power und Janes Songs rocken.
Jane Bogaert in Brienz
Nicht nur vom wild und frei sein singt Jane Bogaert im Song „I’m a Rockstar“, sondern auch davon dass sie auf die Titelseite des Rolling Stone’s Magazin will. Sie lacht zu dieser Aussage: „Es muss nicht gleich die Front sein, aber irgend ein Artikel dort drin wäre nicht schlecht.“ So fern liegt der Traum gar nicht. Jane verrät, dass sie bereits eine Zusage habe, für einen Bericht über die nächste CD. „Wir haben so unglaublich gute Rezessionen gehabt, darum wollen wir dranbleiben und arbeiten schon am nächsten Album“, gibt die Musikerin bekannt. Dies sollte im Herbst 2012 erscheinen. Live ist Jane noch nicht so zum Touren gekommen. Dies hat ganz einen einfachen, überaus schönen Grund: Ihre acht Monate alte Tochter. Die aktuelle CD erschien, als Jane hochschwanger war. Das Kind zwang Mama schon vor der Geburt zu einer Pause. Für Jane war klar: „Mein Baby hat Vorrang.“ Denn genau sie, ihr älterer Bruder und ihr Mann geben der Rockerin immer wieder den Boden - den ruhenden Pol - zu allem, was sonst so um die Karriere der Künstlerin läuft.
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