Nils Burri – ein weiterer Songwriter-Stern aus Frutigen
Text: Sandy
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Roger Stalder Nils Burri wagte es, bei seiner CD-Taufe gleich ein neues Projekt zu starten. Er tritt zum ersten Mal nicht solo, sondern mit Band auf. „Wir sind schon alle ein wenig nervös“, meint der Berner Oberländer vor dem Konzert. „Es nimmt mich Wunder, wie es kommen wird.“ An der E-Gitarre spielt Beni Weber (Traffic Lights), am Bass Stephan Schmid und am Schlagzeug Manuel Grossniklaus.
Nils' CD „Changing minds“ ist weit weg vom Berner Oberland entstanden, nämlich in Berlin. Durch Stephan Imobersteg, ebenfalls Musiker aus Frutigen, hat Nils den Produzenten Rahburt Price kennen gelernt, und so konnte er seine Lieder bei ihm in Deutschland aufnehmen. „Ich ging einen Monat nach Berlin und habe dort in seiner Künstler-WG gelebt“, erzählt der weit Gereiste. Leider habe die Story nicht unbedingt ein Happy End: „Es ist ein wenig komisch gelaufen und jetzt bin ich eher verkracht mit Rahburt.“ Darum habe er die CD selber fertig gestellt, ohne Vertrieb und ohne Pressung. Sein erstes Werk sei eine Soloplatte geworden, nur bei zwei Songs höre man noch andere Musiker. Nils meint zu seinem Erstling: „Es ist halt alles spontan entstanden. Ich habe auch Lieder in Berlin geschrieben, zusammen mit dem Produzenten.“ Beni, der neue Gitarrist beschreibt die Musik von Nils so: „Es ist ehrlicher Sing-/Songwriter Rock und Pop. Mit der Band wird es halt rockiger und durch die Gitarreneinflüsse noch popiger.“ Nils ergänzt die Aussagen von Beni: „Meine Musik hat auch einen Hauch von Folk.“
In Berlin ist übrigens auch die einmalige Zeichnung auf der Gitarre von Nils entstanden. ‚Elenora’ heisse das Sujet darauf. Neben dem Studio hat der Maler Sebastian sein Atelier eingerichtet. Nils erzählt: „Ich fragte ihn, ob er schon einmal eine Gitarre bemalt habe.“ Seine Antwort war nein, er würde es aber gerne mal machen. „Ich bat ihn, mir eine Frau darauf zu malen“, erzählt Nils und meint verlegen: „Weil ich mit Frauen – ja – so eine spezielle Beziehung habe...“
Beni spürte nebst seinem Engagement bei Traffic Lights das Bedürfnis, noch etwas Zusätzliches und vor allem etwas Neues zu machen. „Ich habe einen musikalischen Ausgleich gesucht und wollte zuerst Funk spielen – dann bin ich auf Nils gestossen“, erzählt Beni. Als Beni Nils zum ersten Mal live gehört hat, dachte er: „Chapeau, das ist geil.“ Vor vier Monaten haben er den Liedermacher zufällig in Bern beim ‚Musigen’ getroffen. Beim anschliessenden Drink haben sie beschlossen, zusammen zu spielen. „Es ist ein sehr kurzfristig entstandenes Projekt. Wir haben nicht oft zusammen geübt“, meint der neue Gitarrist. Die Jungs möchten auch so auf Tour gehen. Nils weiss aber, dass es schwierig ist, ohne Management zu Konzerten zu kommen. Er wünscht sich sowohl Auftritte in Clubs wie an Festivals. „Ich möchte gerne an Open Airs spielen - Kiental zum Beispiel oder natürlich das Vogellisi-Festival in Adelboden wäre so ein Traum“, erklärt er mit leuchtenden Augen.
Der Abendverkauf in Bern gehört auch zum Musikleben vom Nils. Er setzt sich jeweils beim ‚Zytglogge’ hin und spielt seine Lieder. „Ich habe das mal angefangen, mit einem Kollegen zusammen, der Handharmonika spielt“, erzählt Nils. „Irgendwie muss ich ja zu Geld kommen, dass ich mir auch Sachen für die Musik kaufen kann.“ Der erste Abend habe ihm 90 Franken in zwei Stunden gebracht. Da habe er sich gesagt, dass dies gut investierte Zeit sei. „Jetzt war ich bereits dreissig mal dort – und es rentiert“, meint der auch geschäftlich denkende Musiker. Und fast ein wenig verlegen ergänzt er: „Ich reisse den Leuten, das Geld nicht etwa aus. Diejenigen die Freude haben, sollen etwas geben – und die anderen vorbei gehen.“
Die Erwartungen für ihre CD-Taufe und ihre Zukunft sind gross. Die Sitzplätze im Rustico Pub in Frutigen sind schon lange ausverkauft. „Nils ist im Frutigtal ein gefragter Musiker“, meint Beni, „es kommt gut.“ - „Ich möchte heute ein gemütliches Konzert geben, Fehler dürfen passieren - wie im Bandraum eben“, meint Nils. Darum haben sie die Bühne auf der Tanzfläche mitten im Lokal eingerichtet. „So wird es recht intim – und sicher sehr ‚schräg’“, sagt der Newcomer schmunzelnd. „Ich freue mich auf ein gutes Konzert“, begrüsst Nils das Publikum. Nils spielt spontan: Mit Band, solo - oder auch mit dem erst kürzlich angeschafften Loop-Gerät. Das Publikum gehört dazu - bei Improvisationen oder rührenden Dankeshymen an Freunde oder an seine Eltern: „Merci, das ihr mich so erzogen habt, wie ich bin“, gibt Nils herzlich preis. Musikalisch hatte es auch Platz für progressiven Gitarrensound, welcher sich ungewöhnlich mit der akustischen Songwriter-Gitarre vermischt. Die Stimme von Nils geht unter die Haut und könnte auch in der amerikanischen Country-Szene ihren Platz finden. Speziell kommt sein Gesang natürlich auf der Solo-CD zur Geltung. Nils Burri, der Songwriter mit der erotischen Gitarre – ein Name, den man sich merken muss.