Drum-Crashkurs, 1. Teil - Schlagtechnik

Text: Monthy
Bilder: Ko:L
Monthy kommt zehn Minuten zu spät. Nicht weil ich nun auch bald Musiker sein werde sondern wegen allgemeinem Stress und peinlichem Verschlafen. Das Gute daran: ich konnte mir vor den Lektionen am Schlagzeug keinen Kopf machen. Tom Beck´s Lächeln ist genauso breit wie sonst und wir kommen nach Einrichtung der Mini Disc zum Mitschneiden der Demo-Lektionen schnell zur Sache. Nach Eve´s letztjährigen Erst-Erfahrungen mit der Gitarre in Zäppu´s Unisono komme diesmal ich dran. Ich habe mir für meinen Crashkurs das Schlagzeug und Tom Beck´s Drumschule Rent-A-Rhythm ausgesucht und lasse mir vom Meister (Jazzattakk, Gölä III live im Hallenstadion) drei der Effizienz und Terminprobleme wegen direkt aneinandergehängte Kurzlektionen Grundschulung angedeihen. Tom klärt mich übers konkrete Programm auf: "Die Zielsetzung ist grundsätzlich sehr wichtig, damit der Schüler besser fokussieren kann. In deinem speziellen Fall schnüren wir ein kleines Package mit drei Zielen. Du hast zwischendurch zwar keine Möglichkeit zu üben, aber nichtsdestotrotz... Erstes Ziel ist, dass du schlagtechnisch einigermassen zurecht kommst; zweitens machen wir uns an die Paradiddles, einen Grundschlag, der dir als Drummer das Überleben sichert und drittens versuchen wir, einen ganz normalen Backbeat zu Playback zu spielen." Die Berichterstattung wird Tom´s Einteilung übernehmen, heisst, heute geht´s erst mal um die Stöcke und die Pedale. Und schon höre ich euch da draussen sagen: Endlich mal hat etwas, das Monthy tut, Hand und Fuss...
"Ganz wichtig ist, dass du diese Dinge für dich spielst und entwickelst und nicht denkst: ´jetzt erwartet er...´ Ich steh dir dann zwischendurch schon auf die Zehen!", instruiert Tom in äusserst lockerem, im Rent-A-Rhythm gebräuchlichen Ton. Zuerst geht es darum, das Set und Monthy aufeinander abzustimmen. Das Snare muss etwas höher gestellt werden ansonsten passe ich sehr gut auf den Schemel. - "Du musst dir vorstellen, du fährst längere Zeit im Auto. Wenn die Position nicht stimmt, wirst du schnell müde und ´es fägt nid´" Tom lehrt mit elektronischem System, den "ddrums", anstelle eines akustischen Sets. Der Vorteil für die Schulung ist, dass die Felle mit Sensorring präziseres Handling verlangen als die sicher schöner anzuschauenden Kübel. "OK, jetzt schlag mal reihum mit rechts immer Snare, Tom 1, 2, 3 - immer weiter so", verlangt Tom und Monthy legt los: Päng - Pang - Pung - Pong - "Schön regelmässig schlagen, kannst ruhig etwas Gas geben..." Päng-Pang-Pung-Pong - "Immer schön ins Zentrum schlagen, du machst das genau richtig!" - Päng-Pang-Pung-Pong - "OK, jetzt versuchst du dasselbe mit links..." päng - pang - pung - pong. "Ist meine schlechte Hand", sage ich fast entschuldigend, was sich in der Schreibweise oben in Kleinschreibung für leise Töne niederschlägt.
"Stocktechnisch -", instruiert Tom, "halte den Stock mit Daumen und Zeigefinger, so als ob du etwas aufheben wolltest. Der Zeigefinger geht ein bisschen ums Holz herum, der Daumen fixiert den Stock und mit den restlichen drei Fingern kontrollierst du ihn. Der Schlag wird durch eine Kombination von Handgelenk- und Fingerkraft erzeugt. Regel ist: die Finger müssen dabei immer am Holz bleiben. Stell dir vor, du schlägst mit der Peitsche ein Pferd, es ist genau so ein Schlag. ´Quasi e Zwick...´ Deine Hand ist noch zu stark nach aussen abgewinkelt - du solltest auf deinen Handrücken sehen können. Das wäre im Prinzip die Ausgangslage. Jetzt gib dem Pferd die Peitsche! Dabei das Handgelenk etwas nach vorne abwinkeln, damit du nicht auf den Beckenrand haust - gut so. Ich muss nur den vom Pferd bringen, dann ist Monthy parat... OK, dasselbe mit der anderen Hand. Links ist natürlich schwieriger, aber das sieht schon viel besser aus. Lass dem Stock genügend Spielraum, damit er zurückfedern kann. Also, nicht in den Kübel hineindrücken sondern spicken lassen. Wenn du dich Backstage an Festivals mal achtest, siehst du viele Becken mit Dellen in den Fellen. Das kommt von technischen Mängeln in diesem Bereich. Nicht hineindrücken, spicken lassen... Oft sind die Kübel durch falsche Schlagtechnik dann auch zu schräg gestellt und bei akustischen Sets leidet halt der Sound, wenn nicht alles möglichst gerade ausgerichtet ist."
"OK, jetzt probier mal mit dem Fuss regelmässige Kicks. Wichtig ist dabei, dass du den Fussballen immer auf dem Pedal hältst und höchstens mit der Ferse hinten etwas Freiheit nimmst." Monthy bemerkt ironisch: "Also genau umgekehrt als ich es gemacht habe..." - Tom erläutert: "Du musst dir vorstellen, wenn du dich vorne vom Pedal wegbewegst hast du zusätzlich zum Weg des Hammers auf die Trommel auch noch den Weg des Fusses aufs Pedal einzurechnen. Das wirkt sich aufs Timing aus. Jetzt kannst du mal ein bisschen Stoff geben, als ob du mit Sepultura auf Tour wärst. Das Gewicht ausnützen und einfach locker bleiben. Ich greif dir jetzt mal an die Füsse. Der Trick für mehr Power ist: Die Ferse etwas vom Pedal weg, vorne Kontakt halten - mit dem Fussballen und nicht ganz vorne auf den Zehen - jetzt einfach den Fuss abstellen. Auch hier ist es wieder ein ´Zwick´ Das ist ein Element, das Zeit braucht, du solltest ein Set zu Hause haben, um das zu einzuüben. Aber du machst dich gut!"
Später lernt mein linker Fuss noch die Hi-Hat kennen und ich empfinde das Timing dort auch mit Kontakt meines Fusseballens und Schwung holen mit der Ferse als äusserst knifflig. Ansonsten verbessern sich meine Skillz als Schläger und Zutreter mit fast jedem Versuch. Bevor wir uns an die Paradiddles machen, genehmige ich mir einen Schluck Wasser. Ich empfinde das Drummen aber bisher keineswegs als grosse Anstrengung, Herausforderung ist es allemal. Wer wissen will, wie sich Monthy mit den Grundlagen des Schlagzeugspiels herumschlägt, erfährt schon bald mehr. Der zweite Teil folgt Ende Monat, der dritte Mitte September und ich verrate erstmal nur soviel dazu: ich hab´s heil überstanden und viel gelernt - in Tom Beck´s Rent-A-Rhythm in Thun.
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