Tom Beck's Rent-A-Rhythm

Text/Bilder: Monthy

Tom Becks Rent-A-Rhythm

Seit den mit Eve und Zäppu im Unisono durchgeführten Gitarrenlektionen des Crashkurses letzten Frühling ist so einiges ins Rollen geraten rund ums Thema Musikschule. In unserer Radiosendung vom 11. Juli läuft beispielsweise der nun schon sechste Teil der Radio-Gitarrenschule ´Biggest Rock´n´Roll Riffs ever´, in der Slädu Perica jeweils einen internationalen Hit technisch auseinandernimmt und Tips dazu gibt. Bezeichnend in unseren Bemühungen ist die Auswahl der Partner. Weil es nämlich um die Schulung geht und wir auch an die Vermittlung der richtigen Werte denken, legen wir grossen Wert auf Credibility, wenn´s um den jeweiligen Teacher geht. Nach der Gitarre, nehmen wir nun auch das Schlagzeug in Angriff und verkünden nicht ohne Stolz die Zusammenarbeit von Tom Beck´s Drumschule Rent-A-Rhythm und Trespass. Im Laufe des wie schon fast gewohnt dreiteiligen Crashkurses wird Mr. Trespass Monthychristo persönlich auf dem Schemel Platz nehmen und unter Anleitung von Tom Beck (Paul Camilleri, Jazzattakk, Gölä III, Philipp Fankhauser u.a.) erste Schritte auf dem rhythmischen Parkett wagen. Als Startup und zum Kennenlernen will ich aber in diesem Artikel erstmal schildern, was ich in zweieinhalb Stunden als Beobachter des Beckschen Unterrichts für Eindrücke gewonnen habe sowie nach welchen Prinzipien im Rent-A-Rhythm gearbeitet wird.
Ich habe in dieser Zeit drei Schülerlektionen gesehen, das in einem Raum mit zwei ddrums, also digital Drums ohne Kübel, dafür mit sehr sensiblem Sensor-Ring um die Felle. Beck bevorzugt sie für den Unterricht, weil sie den Drummer zwingen sehr präzise zu schlagen, auch was den Druck angeht. Aufnahmen der übungen mit anschliessendem Abhören und Feedback zeigen dem Schüler taktgenau, wo er daneben gehauen hat. Tom Beck schliesst daraus auf eventuelle Problemzonen. ´Zu zweit zu drummen muss ziemlich Spass machen´, haue ich ihn im kurzen Gespräch danach an. Er zupft am coolen Bärtchen: "Was soll ich dir sagen? Es hat Vor- und Nachteile im Vergleich mit Gruppen von acht bis zehn Leuten, wo du halt auch geile Sachen machen kannst. So zu arbeiten, eins zu eins im Unterrichtsstil, erlaubt mir, etwas präziser auf den Schüler einzugehen. Das hast du ja selber gesehen - jeder funktioniert anders, hört anderen Sound, macht anderen Sound... Wenn du es seriös betreiben willst, musst du es eigentlich fast so machen."
Tom Beck spielt dabei selbst mal den Initiator, mal den Pusher, den Störer wenn er neben rein hackt, um den konzentrierten Schüler aus dem Takt zu bringen oder den Kreativen, indem er eine Variante reinspielt, die auch noch gut passen würde. Er ist zurückhaltend und sowas wie Mittelding zwischen Fachlehrer und gutem Kumpel. Beck beratschlagt fast mehr denn zu lehren und sagt dazu: "Das ist Konzeptfrage. Ich bin nicht der Typ Lehrer, der sich erstmal vor die Klasse stellt, mit fünfminütigem Intro anzeigt, was Sache ist und damit jeden gleich bricht. Ich glaube, der Aspekt, dass man sich dabei entwickeln können muss, ist sehr wichtig. Ich arbeite gerne mit Songs, Songteilen, Playalongs oder Playback, so dass schlussendlich auch ein bisschen musikalischer Background vorhanden ist, ein Feeling für Songstrukturen. Akrobatik ist eine Sache, Musikalität eine andere und von mir aus gesehen fast die wichtigere." Der Nutzen ist dabei meist praktischer Natur und darf nicht aus den Augen geraten. "Endziel all dieser Freaks hier ist es, in einer Band zu spielen und die meisten machen das auch jetzt schon. Deshalb arbeite ich mit ihnen auch gezielt in diese Richtung", erzählt Tom mit seinem typischen Lächeln im Gesicht.
Die Evolution des Drums ist eine weniger offensichtliche als zum Beispiel die des Keyboards. Die Fotos der ddrums mögen einen etwas anderen Eindruck vermitteln, aber die Elektrifizierung des Instruments an sich ist immer mehr Tüftlerei denn Bedürfnis geblieben. Jedoch hat sich die Modernisierung und Verstreuung der Musik und ihrer Stile grundlegend auf die Anforderungen an einen Drummer ausgewirkt. Tom: "Erstmal ist zu sagen, dass alle Stilrichtungen über den Beat definiert werden. Metal, Jazz, Blues, Drum´n´Base um etwas moderneres zu nennen, Reagge usw sind alle aus Grooves entstanden. Die Anforderungen an den Drummer haben sich mit der Musik verändert. Noch in den 60er/70er Jahren atmete der Rhythmus viel mehr, in den 80ern wurde Musik fast maschinell. Drummer mussten lernen, auf einen Click hin Tracks zu spielen, also sehr präzise werden. Die Drummaschine wurde beinahe schon zum Vorbild für den Menschen. Davon kam dann langsam wieder weg, der Prozess dauert aber bis heute an. Für den Unterricht heisst das, ich muss mich selber immer weiter entwickeln und diese Dinge in der Stunde aufgreifen und weiter geben. Ich kenne Schulen, die arbeiten seit zwanzig Jahren mit den selben Lehrmitteln und damit ist heutigen Generationen einfach nicht mehr geholfen. Die wachsen in ihre eigene Musik hinein, da kann ich ihnen dann nicht einfach meinen Sound aufzwingen."
Konkret schult Tom Beck seine Rent-A-Rhythm - Schüler, indem er zum gleichen Tune im Hintergrund immer andere, in einem Heft niedergelegte Beat-Variationen drummen lässt. Oder aber er erlaubt ihnen die Auswahl eines Songs ab Auswahl-CD, den sie selbst strukturieren und an einem Präsentationsabend solo vortragen. Dies wird mir glücklicherweise erspart bleiben, aber ich spüre schon jetzt, wie es mir in der Ferse juckt und frage Tom - Hand aufs Herz - wie schwer es wirklich ist, Drummen zu lernen? - "Schlagzeug ist zum Erlernen eines der schwierigsten Instrumente, gleichzeitig eines der faszinierendsten, gerade auch für die Kids. Da ist Bewegung drin, es passiert immer was und hat viel Zeugs dran. Dadurch wollen viele Schlagzeug lernen, sind dann aber frustriert, wenn der linke Fuss nicht mitmachen will oder etwas anderes. Viele Parts musst du dir ganz einfach erarbeiten. Ich versuche eigentlich immer, diese Frust-Sachen so lebendig wie möglich einzubringen, sie in einem Kontext anzugehen, der so weit als möglich den Spass-Faktor beinhaltet. Das geht aber auch nicht ganz immer - manchmal musst du knallhart barfuss über die Kohlen gehen." Ich schmunzle und sage erstmal nur noch: ´Na, die Mühen des Schlagzeug-Erlernens wirst du dann bei mir in Perfektion sehen..." Und zwar in der Drumschule, Crashkurs Teil 1 - 3, über die Sommermonate.
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