Shiva's Battle im Volkshaus Zürich

Text: Monthy
Bilder: Monthy/Snaplife.ch
Ein prall gefülltes Volkshaus bot die Kulisse für die Schlacht der Bands
Über Sinn und Unsinn von Band-Contest kann man bekanntlich streiten. Publikumswahlen sind aus Erfahrung leider selten logisch und oft kaum nachvollziehbar. Auch die Battle of the Bands, einer der renommiertesten Band-Contests des Landes mit 2005 über 200 Bands, die sich der Schlacht stellen wollten, ist davor nicht gefeit. Oder sollte für einmal alles anders werden? Ein weiterer Grund, an diesem Samstag ins Zürcher Volkshaus zu pilgern, gaben mir die Walliser Power-Rocker Shiva und die Jurassier Middlecage, die ich anlässlich der Vorrunde im Abart besucht hatte, und die sich wie sechs weitere Bands über Vorrunde und Halbfinale für die finale Battle qualifiziert hatten. Shiva brachten zwecks Unterstützung einen Doppelstöcker und einen normalen Car voll Fans mit, Middlecage setzten auf sichtbare Propaganda und hatten ihre Leute offenbar mit blau-gelben Shirts ausgestattet, womit der Name Middlecage das Bild im Volkshaus visuell klar dominierte. Andere Fans drückten ihren Support mit Transparenten aus, beispielsweise die später tragisch Zweitplatzierten Weep (Plakat: WEep LOVE YOU).
Dani Beck erklärt den BOTB-Wahlzettel mit zwei Optionen
Um zu verhindern, dass einfach die Band gewinnt, die am meisten Leute anschleppt, haben sich die Organisatoren eines einfachen Kniffs bedient. Der Wahlzettel für die Battle verlangt nämlich nicht nur das Benennen einer Band sonder von deren zweien. Über diese Zweitstimmen will man der Realität etwas näher kommen und den Sympathiefaktor eindämmen. Ein wichtiger Faktor fürs Abschneiden einer Band ist der Slot, also der Zeitpunkt wann man auf die Bühne muss. Bei acht Bands - vielleicht zwei zu viel? - musste die erste Band um 19.00 Uhr auf die Bühne und ihr 20minütiges Set spielen. Ein grosser Nachteil gegenüber jenen, die um 22.30 ran dürfen. Müsste man denken... Nun ist es aber offenbar so, dass die Fans taktisch gestimmt haben und sich für die Zweitstimme eine Band gesucht haben, die sie als nicht gefährlich einstuften. Ausserdem ist noch ein Faktor zu berücksichtigen: Mitleid. Einige werden ihre Zweitstimme - sozusagen aus Sympathie für den Underdog - denen gegeben haben, die zu Beginn spielen mussten.
Shiva hatten mächtig Spass auf der Bühne
Shiva musste/durfte um 20.00 Uhr auf die Bühne und gaben wie man im Bild oben erkennen kann alles. Die Gewinner des Freddy Mercury Live Performance Awards waren der Geheimtip im Teilnehmerfeld und können als Referenz immerhin schon einen Auftritt am Openair Gampel aufführen. Doch an der Battle reichte es den Wallissern schliesslich nicht über den sechsten Rang hinaus, gleich hinter Middlecage übrigens, deren optische Dominanz sich schliesslich auch nicht in der Stimmenverteilung widerspiegelte. Trotzdem eine gute Idee. Obwohl Shiva-Shouter Claudi uns an der Trespass.ch-Night verraten hatte, dass sie solche Contests vor allem deshalb spielten, um etwas Publicity zu erreichen, war den Jungs die Enttäuschung bei der Rangverkündigung anzusehen. Im Interview zwischen Gig und Siegerehrung war er noch zuversichtlich: "Wir haben versucht, so viele Leute wie möglich mitzunehmen und sind stolz, zwei Cars gefüllt zu haben. Es berührt uns tief, wieviele Fans uns hier unterstützen."
Claudi und Monthy im Gespräch
Diese Fans sind zum Teil schon das dritte Mal wegen Shiva nach Zürich gereist, haben Kosten und Reisestrapazen auf sich genommen, um die Band in einem 20minütigen Showcase zu sehen und sie mit ihrer Stimme zu unterstützen. Claudi erzählt: "Aus all diesen Gründen finde ich es so total genial, wieviele mitgekommen sind. Auch schon das letzte und vorletzte Mal, einmal war´s an einem Donnerstag, einmal an einem Sonntag. Meine Schwester, die zum Halbfinale kam, musste am nächsten Morgen in der ersten Stunde eine Prüfung schreiben und liess sich trotzdem nicht davon abhalten. Man sieht einfach, wie wichtig Shiva für diese Fans ist. Wir sind wirklich sehr stolz darauf." Für die Band lohnt sich der Auftritt sowieso, egal wie lange er dauert. - "Ich muss es so sagen: Das waren zwar nur 20 Minuten, aber das ist hier wirklich scheissegal. Wir hatten noch nie so einen geilen Gig. Vor anderthalb Jahren habe ich hier Perfect Circle gesehen und mir sind die Tränen gekommen und jetzt stehe ich selbst auf dieser Bühne und spiele einfach. Es ist ausverkauft, wirklich viele Leute. Als junge Band nimmst du dafür sehr gerne einen grossen Aufwand in Kauf."
11AM, die drittplatzierten
Den ausgelosten, eher frühen, Zeitpunkt des Auftritts kommentiert der energetische Sänger gelassen: "Vielleicht haben wir heute die Arschkarte gezogen, aber that´s life. Wir sind froh, hier spielen zu können. Einmal waren wir als zweitletzte dran, einmal ganz zum Schluss und heute halt als Dritte." Damit überliess ich Claudi und Shiva ihren Hoffnungen und widmete mich meinen Jurassiern, die als zweitletzte einen tollen Gig ablieferten und die Gitarren so richtig krachen liessen. Nach den acht Battle-Bands traten die Vorjahressieger The Shell mit einem 45-Minuten-Set an, hauptsächlich mit Songs der neuen CD Feel Free. Ihr Pech war, dass viele Zuhörer die Pause nutzten, um ihren Ohren und Beinen etwas Abwechslung zu gönnen. Pünktlich zur Rangverkündigung füllte sich das Volkshaus dann noch einmal und alle lauschten gespannt dem Volksentscheid.
Middlecage boten Spektakel
Tja, und dann nahm das Unheil seinen Lauf. Anstelle einer Liste hatten sich der Abart-Speaker und SF Weekend Music Co-Moderator Dani Beck für Couverts entschieden, die man in Hollywood-Style öffnen kann, um das Showelement zu verstärken. Bis Rang drei ging alles gut. Bei nur zwei verbleibenden Bands zog man nun natürlich den Sieger vor. Das Couvert wurde geöffnet und der Name Weep wurde ausgerufen, das Publikum tobte und für einen Moment war meine Theorie von den ungerechten Contests gar nichts mehr wert. Dann allerdings wurde revidiert. Man hatte im Stress das Couvert des zweitplatzierten geöffnet und korrigierte das nun. Sieger der Battle of the Bands, und zwar mit komfortablem Stimmenvorsprung, waren nun plötzlich Pulze, die den Abend eröffnet hatten. Meine Genuugtung hielt sich allerdings in Grenzen. Vielmehr fühlte ich mit dem Speaker, der den Abend mit einem einzigen Wort fast ad absurdum geführt hatte. Und mit Weep. Die Band hatte den Scheck über 25´000 CHF schon fast in Händen, als man ihn ihnen wieder wegnahm. Sicher zahlt auch der zweite Platz, aber ein Nachgeschmack wird bleiben. Die Fans nahmen den Lapsus nicht gerade sportlich. Abschliessend möchte ich betonen, dass ich über die Qualität von Pulze leider nichts aussagen kann. Ich hatte sie nicht gesehen, war erst später gekommen und will deshalb sicher nicht urteilen, ob der Sieg verdient war. Wenig nachvollziehbar war er allemal, denn ich bin mir sicher, dass lange nicht alle Battle-Besucher, Pulze gesehen hatten.
Shiva's Auftritt in einem Wort? - Bullshit
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