Caroline Chevin's echte Gefühle

Text: Sandy
Bilder: www.musicbild.li
Mädchen mit Gitarre - Faszination Caroline Chevin
Welche Band eröffnet schon gerne ein Festival am Sonntagmittag? Die Innerschweizerin Caroline Chevin weiss aber wie, augenzwinkernd erobert sie am diesjährigen Brienzerseerockfestival die Herzen der Besucher. So warm, wie die Sonne, lacht sie in das Publikum, begeistert mit ihrer funkigen Hammerstimme und flirtet kokett mit dem männlichen Zuschauer in der ersten Reihe. Und so nebenbei meistert sie auch den gekonnten Wechsel vom Gitarrenspiel zum Taktklatschen. „Es ist die Musik“, antwortet Caro nach ihrem Auftritt, auf die Frage, wieso sie so verzaubert. „Sobald ich mit meinen Songs auf der Bühne stehe, die Leute sehe, macht das einfach Spass“, sagt die Musikerin weiter und zeigt, wie die Emotionen bei ihr immer noch Hühnerhaut auslösen. Das sei einfach so, egal ob es am Morgen früh sei, oder ob sie eine schlechte Laune habe. Die Kommunikation mit dem Publikum läuft bei der Frontfrau spontan ab. Sie merke sich höchsten ein paar treffende Ansagen zum Song. „Das kannst du nicht vorbereiten“, weiss sie und erklärt wieso: „Die Leute sind immer individuell. Auch der Ort und meine Stimmung sind anders. Genau das darf man spüren.“ Caroline liebt es, wenn die Zuschauer mitmachen, und sie diese sogar einbeziehen kann. Wie heute Helmi, den sie aufforderte, seine Kollegen in das Festzelt zu holen, damit auch sie seine Begeisterung teilen.
Einer von 60 Auftritten im Jahr - am Brienzersee Rockfestival
Im Spätsommer 2008 erschien ihr erstes Solo-Album mit dem schlichten Titel „Feel Real“. Vorher hat sie verschiedene musikalische Rollen gespielt. Sei es als Background Sängerin bei Mash, als Frontfrau einer Coverband oder als Musical-Darstellerin in „Ewigi Liebi“. Unbewusst hat Caroline Chevin so auf ihre Solo-Karriere hingearbeitet. Doch jetzt weiss sie, dass die Arbeit, der Fleiss und der Einsatz ihr nun zugute kommen. „Dank diesen Erfahrungen kann ich jetzt ernten. Das macht die Caro aus, die sie heute ist“, verrät die Musikerin nachdenklich und es scheint so, wie wenn sie von einer anderen Person reden würde. Alle Rollen seien für sie wichtig, und jede lebe sie gerne aus. Ihre eigenen Songs sind ihr aber am nächsten: „Es sind meine Gefühle, die darin stecken“, sagt sie.
Früher sang sie Musicals - heute gilt 'Ewigi Liebi' den eigenen Songs
Ein sehr intensives Jahr hat Caroline Chevin mit ihrer Band erlebt. Sechzig Konzerte haben sie bereits gespielt und jede Menge wunderschöne Momente mit Leuten teilen können. Ein Höhepunkt war sicher der Hallenstadion-Support-Act für Anastacia. Einmal mehr lösen nur schon Erinnerungen bei Caro sichtbare Emotionen aus, sie schwärmt: „Meine erste CD war für den kleinen Kreis geplant. Nie habe ich erwartet, dass der Erfolg so gross wird.“ Dankbar weiss sie: „Für mich ist jedes Konzert einzigartig und wichtig. Ich werte den Auftritt vor grossem Publikum, wie derjenige in Zürich, emotional nicht höher, als den hier in Brienz.“ Lachend doppelt die bodenständige Entertainerin nach: „Im Gegenteil, hier ist es kleiner und viel herzlicher.“ Vergleiche ziehe sie sowieso nicht gerne. Genau so wichtig, wie die Bühne, seien für Caro aber auch die Begegnungen mit den Menschen. „Wenn mir jemand sagt, ‚dieser Song berührt mich‘, dann berührt es auch mich sehr“, sagt sie nachdenklich. Es sei schön, Gefühle nur mit Musik auszulösen. Chevin und ihre Musiker touren noch bis Oktober weiter. Dann gebe es eine kleine Pause und im Frühling 2010 werde voraussichtlich ihr zweites Album erscheinen.
Auch eine Solomusikerin braucht einen Band...
Nicht nur der Sound, sondern auch ihre Texte lösen fröhlich stimmende Gefühle aus. Manche sind gespickt mit einer Portion Witz. Und wenn sie mal nachdenklich sind, schafft es Caro gleichwohl eine positive Stimmung rein zu bringen. Nenner sind immer wieder Zweisamkeiten zwischen Menschen, oder die Wahrhaftigkeit zu den eigenen Gefühlen. Der Albumtitel „Feel Real“ ist deshalb passend. „Schliesslich ist es die Liebe, die berührt und jeder Mensch wird damit konfrontiert“, sagt Chevin zum allgegenwärtigen Thema. Echte Gefühle gebe es jedoch nicht nur dort. Auch Lust, Schreinen oder Weinen seien Emotionen. „Alle diese Bewegungen soll und darf man ausleben“, rät die Songschreiberin. Nur schon ein gemeinsames Lachen mit Wildfremden auf der Strasse, wenn etwas Aussergewöhnliches passiere - lebe.
Hat das Potential zu Everybody's Darling - Caro Chevin
Caroline Chevin spielt nicht nur ihre eigenen Songs, sondern auch Covers, die ihr viel bedeuten. Textlich tief berühre sie der Song „King of Pain“ von The Police. Die Passage „That’s my soul up there“ gehe ihr unter die Haut. „Meine Seele ist dort, wo ein Wal am Ufer strandet und verendet, oder beim Schmetterling, der sich im Spinnennetz verfängt“, übersetzt Caro nachdenklich den Text. Es sei zwar der Lauf der Natur, gleichwohl schmerze ihr das Herz, wenn sie das sehe. Auch die Aussage: „There’s a little black spot on the sun today“ bewegt die Musikerin. Für sie, wie ein Aufruf: „Hey, mach die Augen auf!“ „Es gibt so viele kleine Dinge zum sehen und wahrnehmen. Solche Sachen, machen das Leben aus“, stellt die Frontfrau fest. Und sie weiss auch, dass sie das Festivalgelände hier nicht einfach so verlassen kann, sondern einen Moment verweilen will: Am See, an der Sonne und dabei all die Bewegungen spüren und in sich fliessen lassen.
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