Chica Torpedo - Report mit Hindernissen

Text/Bilder: MonthyChristo
An all jene, die glauben, es könne ja nicht so schwer sein, ein paar Minuten Ton und einige Lichtbilder einzufangen, ist dies gerichtet: Mini Discs beispielsweise können simpel und einfach defekt sein, nicht korrekt aufnehmen oder im falschen Modus bespielt werden oder... der Akku kann sich entladen... Anstatt also ruhigen Gemütes dem Promo-Videodreh von Chica Torpedo und dem magnifiquen Tanzensemble Bailé Magiré zu frönen, schleicht Monthy an diesem Samstag gegen 21.30 Uhr wieder aus dem Tojo-Theater in der Berner Reithalle hinaus, um zuhause das Ersatzgerät auszugraben. Als ich eine gute Stunde später und eine Viertelstunde vor Konzertbeginn wieder vor Ort bin, erwarte ich eine lange Nacht. Doch Eve und Schmidi fangen mich ab, zerren mich beinahe schon an ein stilles Oertchen und los geht´s...
Aus gesundem Misstrauen meinem Aufnahmegerät gegenüber trage ich meistens Kopfhörer während dem Recording. Nach etwa drei Minuten unseres kleinen Gesprächs passierts: KRRCH!!! Wackelkontakt - darum hatte ich das Gerät ja ausgewechselt... Schmidi unterbrechen, neu einstöpseln, weitermachen. "Das musst du nachher schneiden und hoffen, dass es zusammenpasst", meldet der Monthy-Krisenstab aus dem Hinterstübchen und der Frust wächst und wächst. "Kann ich denn heute gar nichts recht machen?" - Jetzt greift Schmidi ein, aber nicht missmutig sondern als rettender Engel: "Hallo, hallo, hier Radio Emme mit Wackelkontakt..." Nervliche Anspannung entlädt sich ja vornehmlich in emotionalen Reaktionen wie beispielsweise Lachen. Meines an dieser Stelle ist ehrlich dankbar. Beim späteren Check stelle ich fest, dass der Schmidi-Monthy-Grundton ein eigentlich sehr witziger ist und der Wackelkontakt mag zwar nicht den besten Eindruck machen, trotzdem wird er in der Sendung vom 9.8.04 - dank Schmidis Spruch - so gesendet. Denn so wie das Leben ist auch Trespass.
Nun aber zum eigentlichen Act des Artikels: Chica Torpedo ist Schmidi Schmidhausers Latino-Projekt und wartet mit liebevoller Instrumentierung und einer Mischung aus Berner Bedächtigkeit und südamerikanischem Temperament auf. Ein nicht unwesentlicher Faktor dieses Genusses sind also Schmidis Companeros, beispielsweise Seb am Vibraphone oder Dani am Alt-Saxophon. Dazu stellt Chica eine Standard-Latin-Rhythm-Section bestehend aus Timbales, Congas und Bongos. Auch Schmidi selbst trägt mit seiner Gitarre, genauer eben einem Tres Cubano, seinen Teil zum Chica-Feeling bei. Zusammen mit den teils Mundart, teils Latino gesungenen Songs kommt Chica Torpedo einem also spanisch vor und das ist gut so.
Wenn Schmidi "i ga abe" oder den ehemaligen MerfenOrange-Sommerhit "dr Summer chunnt" anstimmt, mag man vielleicht denken, dass hier die Shoppers am Werk sind, doch wie Schmidi schon am Stimmen-Festival in Basel zu Protokoll gab, hält er selbst Stop the Shoppers eher für eine Funk-Band. Chica Torpedo dagegen darf die Sauce zum Ueberkochen bringen und dient den Musikern irgendwie schon auch dazu, sich selbst zu verwirklichen. Dazu dienen Eigenkompositionen, aber auch Covers von südlich des Aequators, dazu die angetönten Adaptionen von Mundart-Songs. Selbst vor französisch gesungenen Songs wie "j´étais danser hier soir" - ausgeliehen von den Shoppers - schrecken Chica Torpedo nicht zurück.
Der Name Chica Torpedo übrigens ist sozusagen eine Hommage an die "Ladies out there" und bezieht sich nicht auf die ehemalige Chica-Chica Minna Trost, welche die Band vor kurzem Richtung Brasilien verlassen hat. Auch das fand ich in dem Interview heraus, das eigentlich eine einzige Katastrophe war mich aber gerade deshalb davon überzeugt hat, mittlerweile über einen gewisse Routine zu verfügen und mit Schmidi eine gewisse Chemie zu teilen. Zeuge davon werden kann man am Montag, den 9.8.04 zwischen 8 und 10 abends in unserer Sendung Trespass.ch - Underground Radio auf Radio Emme
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