Psycho Night mit der Electric Sheep Company

Text: Eve
Bilder: adrenaline-pictures.ch
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
Pädu Anliker eröffnete die Int. Psycho Night im Mokka Thun mit einem Witz über Tampons, den sowieso nur die Frauen verstanden und kündete dann die Punkabilly Gruppe Electric Sheep Company an. Was dann über das arglose Publikum hereinbrach, war ein wilder, temporeicher und lauter Angriff auf die Trommelfelle. Die drei Mann lieferten mit Gitarre, Drum und Kontrabass ein außergewöhnliches Konzert, schräg, ohrenbetäubend aber schlichtweg genial. Nach ihrem Auftritt hatte ich die Gelegenheit, die jungen Heimberger persönlich kennenzulernen. Mättu, Marco, Avi und ihr Rowdy Kevin („Ohne Kevin wären wir auch da, wo wir jetzt sind. Aber mit Kevin macht es viel mehr Spass...“) waren völlig überdreht und es dauerte einen Moment, die Jungs soweit zu bringen, dass sie halbwegs brauchbare Antworten geben konnten. Mättu, der gerade noch mit seiner vom Gitarre spielen blutigen Hand beschäftigt war, meint zum Konzert: „Die Band war Scheisse!", und lacht herzhaft los, "Nein es war toll, wir haben uns total ausgegeben.“ - „Es macht immer extrem viel Spass im Mokka zu spielen“, ergänzt Drummer Avi.
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
Das Trio hat schon einige Bühnenerfahrung, unter anderem hat die Electric Sheep Company das diesjährige Open Air Schwanden gerockt. Dagegen ist das Mokka ja winzigklein, oder? „Da muss ich für die Jungs sprechen“, meldet sich Kevin zu Wort „Ich bin zwar nur der ‚Herumtrage-Typ’ und habe immer Bauchweh wenn sie spielen weil ich so mitfiebere. Aber ich glaube, es spielt ihnen überhaupt keine Rolle, wie viele Leute da sind. Sie machen immer Party auf der Bühne, egal ob drei, dreissig oder dreissigtausend Zuhörer da sind.“ - „Wir spielen hauptsächlich für uns. Es ist uns egal, wer zuhört. Wir geben uns aber schon auch Mühe für unsere Fans. Aber es ist wichtig das wir Drei unseren Spass haben“, ergänzt Sänger Mättu. Der Traumaufritt schlechthin wäre für ihn sowieso mit Bon Jovi, wofür er das entsetzte Geschrei seiner Kollegen erntet. „Nein! Total nicht!!!“, ruft Marco. Avi ist es, der schliesslich mit einer vernünftigen Antwort hervorkommt: „Wir haben keine Ansprüche. Das Mokka ist eigentlich der Ort, an dem wir extrem gerne spielen. Die Atmosphäre ist sehr familiär und man wird regelrecht verwöhnt.“ Merci Avi!
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
Die Band selber bezeichnet ihre Musikrichtung als “Wild Teenage Psycho Punk’o’Billy“. „Eigentlich 80er-Jahre-Punk-Rock“, erklärt Matthias Flury und gesteht: „Mein Gitarrenkönnen ist ziemlich beschränkt, deshalb spiele ich einfach was ich kann. Vielleicht hat es jemand bemerkt, wir spielen genau drei Riffs, immer in einer anderen Reihenfolge und mit anderen Texten.“ Was ja im Punk nicht unüblich ist. Apropos Punk, mich irritiert ihre Aufmachung, vor allem die von Marco mit seiner Stehpartyfrisur. Als ich ihn aber darauf anspreche, trete ich mit dem Ausdruck Teddy voll ins Fettnäpfchen. „Es ist nicht Teddy!“, erbost sich dieser. „Es ist Psychobilly. Also eine Mischung zwischen Punkrock und Rockabilly. Teddyboy ist eher so 50er-Jahre; jene die den alten Zeiten nachtrauern und sehr engstirnig sind. In den 80er-Jahren, als die Neo-Rockabilly-Welle aufgekommen ist, hat es einige Leute angeschissen, den 50ern und 60ern nachzutrauern. Sie haben sich gedacht ‚wir leben jetzt’ und haben begonnen, das Ganze in der Garage mit Punk zu mischen. So entstand ein ganz neuer Stil, eine neue Subkultur.“
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
Auch der Kontrabass gehört zu dieser Subkultur dazu. „Ich habe vorher E-Bass gespielt“, erklärt Bassist Marco, betont aber, er höre privat Psychobilly und der sei fast immer mit Kontrabass gepielt. Das hat ihn gereizt und so hat er angefangen, dieses nicht ganz gewöhnliche Instrument zu lernen. „Seit ich das spiele, habe ich den E-Bass nie mehr in den Fingern gehabt.“ - „Der Kontrabass, den Marco Heute gespielt hat, gehörte früher einem sehr guten Menschen. David Rösti, der unlängst bei einem Töffunfall gestorben ist“, trägt Kevin zum Thema bei. „Aber auch wenn er gestorben ist, sein Kontrabass lebt hier, bei der Electric Sheep Company weiter!“
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
Nach zahlreichen Bandraum-Kasettlis und einem Split-Demo ist die Sheep Company endlich dabei, eine richtige CD aufzunehmen. Dank dem Beistand von Uristier-Urs sind sie zum Tonstudio Necrorecords gekommen. Mehr als ein Dutzend live bewährte Knüller wollen sie auf Scheibe brennen, in etwa das, was sie an diesem Abend auf der Bühne des Thuner Mokka gezeigt haben. „Es wird etwas anders als wir live sind, weil wir die Möglichkeit haben, mehrspurig aufzunehmen“, beichtet Marco Keller. „Wir spielen ab und zu noch eine Melodie darüber, um dem ganzen etwas Feinschliff zu geben.“ - „Wir haben zum Teil zwölf Gitarrenspuren, weil zwölf Gitarristen besser sind als einer... Eigentlich hat das Ganze ja Bon Jovi für uns eingespielt“, lacht Mättu und Avi flunkert frischfröhlich mit: „Nebenbei ist auch mal der Chris von Rohr gekommen und wollte unbedingt mehr Dräck...“ Wie auch immer: Das Trio hofft, die Rondelle bis Ende Jahr fertig zu haben - und ich hoffe, das mindestens ein Teil ihrer Antworten ungefähr der Wahrheit entsprechen.... :-)
Electric Sheep Companie im Mokka Thun
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