Das Face Off Interview mit Dada Ante Portas
27.04.2013; Text: Nico, Bilder: Monthy
Auf das Interview mit Dada Ante Portas freue ich mich schon lange. Es ist eine dieser Bands deren Musik mich schon knapp 10 Jahre lang durch dick und dünn begleitet. Daher schaue ich erst recht zwei Mal, ob ich wirklich alles habe, was ich brauche: Diktiergerät mit voller Batterieanzeige, check, Notizblock samt Fragen, check und für den Notfall einen funktionstüchtigen Kugelschreiber, check. Also nichts wie los in die Härterei zur Plattentaufe von „Bad Weeds Grow Tall“. Da angekommen erwartet mich auch schon Gitarrist Lukas Schaller mit dem ich mich im Bügelzimmer zum Interview treffe. Soeben ist das neue Album mit einem schon fast schockierenden Cover erschienen, welches viele Fragen aufwirft. Die Bandmitglieder präsentieren sich darauf mit nacktem Oberkörper. Ihrem Umfang nach zu urteilen war das ein harter Winter, in dem der kommende Sommer und mit ihmn die Badehosenzeit in Vergessenheit geriet. Zudem wirken Sie runzliger, was sie erheblich älter wirken lässt. Beim Anblick des Covers fällt mir spontan Kunos Textzeile „...alt und fett und glücklich werden“ ein.
Doch jetzt widmen wir uns wieder dem Dadaismus. Ich lege Lukas das Diktiergerät hin und kann einfach nicht anders, als ihm vor laufendem Bändli (oder so – mehr dazu später) erst einmal ein Kompliment in Sachen Aussehen zu machen. Er und seine Bandkollegen sehen toll aus. Eigentlich so, wie ich sie vor dem neuen Album „Bad Weeds Grow Tall“ in Erinnerung hatte. Ich als Frau mit Problemzonen will natürlich unbedingt wissen, wie man es schafft, den Winterspeck in so kurzer Zeit verschwinden zu lassen. Lukas gesteht mir lachend, dass es sich bei den Personen auf dem Cover nicht um die Band handelt, sondern um vier Herren aus einem Altersheim, welche diesen Spass mitgemacht haben und Masken der einzelnen Bandmitglieder tragen, welche extra angefertigt wurden. Als Dank gaben Dada Ante Portas ein Unpluged-Konzert im Altersheim, womit sie den Damen und Herren grosse Freude bereite.
Doch wieso prägt man das Cover seines Albums mit so einem Bild? Fühlen sich die Jungs manchmal vielleicht selbst schon so alt? „Unser Albumtitel heisst ja zu deutsch soviel, wie Unkraut vergeht nicht und zudem sind wir ja nun schon ziemlich lange als Band unterwegs, weshalb wir dieses Cover sehr passend fanden“, entgegnet mir Lukas. Eine ziemlich lustige Idee. Und doch war ich im ersten Moment erstaunt, dass so etwas von einer Band kommt, die auf mich sonst einen eher unschuldigen Eindruck gemacht hat. Die Luzerner scheinen mit dem aktuellen Album so richtig aus sich heraus gekommen zu sein. Der Ausbruch lässt sich auch musikalisch widerspiegeln. Genau, wie beim ersten Anblick des Covers überraschten mich die Songs und deren Reihenfolge. Bei früheren Alben klang alles immer sehr ähnlich und harmonisch. Auf „Bad Weeds Grow Tall“ folgt beispielsweise der grossartigen und berührenden Ballade „Desire And Despair“ der Rocksong „Catcalled“, der einem wieder aus dem Träumen reisst und gleich in die Beine geht.
Der Gitarrist unterstreicht meine Aussage und ergänzt: „Wir haben auch bei den vorherigen Alben immer gerne verschiedene Stilrichtungen auf einer CD vereint, jedoch hatten die Vorgänger von „Bad Weeds Grow Tall“ jeweils einen roten Faden, der sich durch das Album zog. Bei diesem Album haben wir uns einfach gesagt, wenn wir Lust haben, auf die Ballade einen Rocksong folgen zu lassen, dann wollen wir das auch so auf der CD haben.“ Nach dieser Antwort von Lukas richte ich meinen Blick auf mein Diktiergerät und stelle erschreckend fest, dass dies den Geist aufgegeben hat. In der Hoffnung, dass es bis kurz vorher noch aufgenommen hat, konfrontiere ich mein Gegenüber mit der – zu dieser Zeit noch - mittelschweren Tragödie(da wusste ich noch nicht, dass das Tape grade mal 5 Sekunden unseres Gesprächs aufgezeichnet hat) und greife für den Schluss des Gesprächs zu Kugelschreiber und Papier.
Ich weiss nicht, ob es die unkonventionelle Herangehensweise alleine ausmacht, dass mich dieses Album einfach noch mehr berührt, als seine Vorgänger, aber ich weiss jetzt, dass rote Fäden überbewertet werden. Lukas freut's, denn er gesteht, dass die Erwartungshaltung von Album zu Album zunimmt und trotz ihrer langjährigen Erfahrung sei der Drang zur Weiterentwicklung stets Thema. Doch nun die wichtigste Frage zum Schluss. Können wir denn davon ausgehen, dass wir auch noch etwas von euch hören, wenn die Coverabbildung dann tatsächlich mal auch euch zutrifft? Lukas lacht: „Komisch, diese Frage wird uns in letzter Zeit häufiger gestellt. Pee hat darauf letzthin gemeint mit 80 würden wir das selbe Cover, jedoch ohne Masken, nochmals raus geben.“ Da freuen wir uns darauf. Doch jetzt folgt der musikalische Teil des Abends und wie könnte es anders sein, die vier betreten in dämmrigen Licht die Bühne und erschrecken und, als es heller wird mit den grusligen Masken.