Kandlbauer am 3. Festival im HB
Text/Bilder: Monthy
Ein Newcomer wird erwachsen. Daniel Kandlbauer beweist am dritten Festival im HB, dass er Sex, Drugs & Rock´n´Roll in sich trägt. Zum Ende eines anstrengenden Tages stellt er sich nach dem Auftritt auf der Hauptbahnof-Bühne und einer vor allem von Frauen besuchten Autogrammstunde unseren vorwitzigen Fragen. Ich nutze die Gelegenheit und gratuliere Dani zum Gewinn des Newcomer Prix Walo. Dann schiebe ich ketzerisch nach: "Ich dachte, du seist über den Newcomer-Status hinaus?" Kandlbauer mustert mich einen Moment lang neugierig. Dann hat er schnell die richtige Antwort zur Hand: "Der Prix Walo bezog sich auf das Jahr 2005 und damals ist es mit mir losgegangen. Das stimmt schon..."
Ich bohre frech weiter und bemerke, er spiele ja auf der Bühne ein technisch sehr hochstehendes Instrument - die dreireihige Rassel... "Wie lange hast du gebraucht, um sie so perfekt zu beherrschen?" - "Du meinst nebst Gesang und Gitarre...", Dani lacht und bedankt sich überspitzt, "Merci! Die Rassel hat mich ziemlich lange in Anspruch genommen und ich überlege mir immer noch, Unterricht zu nehmen, um vom Ton her noch etwas mehr rauszuholen. Ich muss nur noch rausfinden, an welcher Schraube ich drehen muss, damit es so tönt, wie ich es mir vorstelle. Es ist ohne Frage mein schwierigstes Instrument..." Nun schmunzle ich, frage aber ernsthaft weiter. Dass Bands Musiker wechseln ist ja keine Seltenheit. Dass aber ein Musiker seine ganze Band wechselt, kommt seltener vor. Was war denn die Hauptschwierigkeit in diesem Prozess, Dani? - "Das Schwierigste ist wohl, die richtigen Leute zu finden. Gute Musiker findest du relativ einfach. Viel wichtiger ist aber, dass es harmoniert und dass die Band zusammenwachsen kann. Das braucht seine Zeit. Das hier war der dritte Gig, den wir zusammen gespielt haben. Es wird sicher noch besser, wir finden noch tiefer hinein. Aber ich bin zufrieden und überzeugt, die richtigen Leuten beisammen zu haben. Wir sind auf dem besten Weg."
Frei heraus frage ich, ob es Kandlbauer und seiner neuen Band vielleicht sogar entgegen kam, dass sie im HB als Anheizer für Gotthard nur 45 Minuten spielen durften. Dani widerspricht: "Die ersten zwei Gigs dauerten jeweils 90 Minuten. Von dem her können wir schon das ganze Set spielen. Das wäre nicht das Problem." Kandlbauers Stunde schlug zwar früh, sein kurzweiliges Programm mit neuen und alten Songs und einigen gut gewählten Covers traf aber genau den Geschmack des Publikums, das davon unbedingt noch mehr hören wollte. Genauso stürmisch ging es nachher am Cede.ch-Stand zu und her, wo der angehende Star Autogramme verteilte.
Bei aller Tauglichkeit für diesen Job steht Kandlbauer aber eigentlich für die hehren Ideale des Rock´n´Roll. Ich frage, ob sein Bekannt-Werden via Musicstar nicht auch zu Reaktionen von irritierten Fans geführt hat. Dani: "Ich habe zwar bei Musicstar mitgemacht, was aber nicht heisst, dass ich jetzt auch solche Songs singen muss. Ich habe mitgemacht, um einen Plattenvertrag unterschreiben zu können, der beinhaltet, dass ich meine eigenen Songs schreiben und meine eigene Musik machen darf. Das ist heutzutage sehr schwierig und Musicstar war für mich eigentlich die einzige Möglichkeit, mein Ziel, zumal im kleinen Schweizer Markt, zu erreichen. Ich mache, was ich will und fühle mich wohl dabei"
Das Problem wird mit Erscheinen des zweiten Kandlbauer-Albums wohl auch nicht mehr gegeben sein. Schliesslich kennt man ihn und seinen kompromisslosen Rock nun schon als eigene Marke. Welche Gedanken hat sich Dani zu den neuen Songs gemacht? - "Wir haben sicher einen grossen Wiedererkennungswert zum ersten Album. Die Songs werden noch persönlicher, auch ausgereifter, weil wir viel mehr Zeit dafür hatten. Beim letzten Album musste alles immer sehr schnell gehen, was auch gesund sein kann für eine Zusammenarbeit. Jetzt konnte ich mir mehr Zeit nehmen, diese Songs zu schreiben. Bin auch immer noch dran. Wenn ich dann schliesslich einmal 25 davon habe, kann ich elf für das Album auswählen, die es wirklich wert sind." Den Auftritt am von Free Power Music hervorragend beschallten Festival im HB fand Kandlbauer "recht cool" und zeigt mir nochmals sein schelmisches Lächeln: "Es war cool, hier spielen zu dürfen. Ich hatte etwas mit dem Monitoring zu kämpfen, also mit dem Knopf im Ohr, was passieren kann, wenn man nur kurze Soundchecks hat, aber ich bin zufrieden."