Kandlbauer – Inside out
Text: Debi
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musicbild.li Der Grindelwalder stülpt sein Inneres nach aussen und beweist mit seinem zweiten Release seit MusicStar, dass er nicht nur mutiger und eigenständiger, sondern auch überlegter geworden ist. Es sei ein langer Prozess gewesen, sagt Daniel Kandlbauer und zieht an seiner Zigarette, länger als bei seinem Erstling. Wobei Erstling eher nach unerfahrenem Musiker klingt und das, hat der junge Rocker immer betont, sei er zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr gewesen. Item, alles alte Geschichten. Für „Inside out“ hat er sich viel mehr Zeit gelassen und das Album nach runden zehn Monaten, die er ins Songwriting steckte, aufgenommen. „Das kann auch gesund sein“, erklärt er. Er sei eher ein Künstler, der Zeit brauche und sie sich nehme. „Egal wo ich war, ich hatte immer eine Gitarre bei mir.“
Aus einer Palette von über 30 Demos haben 11 den Weg auf sein jüngstes Werk geschafft. Um das Resultat vorwegzunehmen: „Inside out“ klingt ebenso mutig wie nachdenklich, genauso soft wie rockig. Unverkennbar Reto Burrells Handschrift, der bei Kandlbauer als Produzent die Finger mit im Spiel hatte. Und nicht nur einen Song beigesteuert, sondern auch an mehreren mitgeschrieben hat. „Man spürt ihn als Produzenten“, bejaht Kandlbauer, auf diesen Einfluss angesprochen. Also in etwa so, wie man Thomas Fessler bei Plüsch und Adi Stern orten könne. „Wir denken ähnlich, schreiben ähnliche Songs“, fährt der Mittzwanziger fort und streicht sich durchs Haar.
Das sind aber längst nicht die einzigen Parallelen, die einzigen Verbindungen zwischen den beiden Vollblutmusikern. Für die letzte Tour hat sich Dani auch die Mitglieder von Burrells Band „ausgeliehen“. Mittlerweile hat der Grindelwalder eine eigene. Sie heisst schlicht „Kandlbauer“ – Parallelen zu „Burrell“ again („Er hats mir abgeschaut“, lacht Dani) – Pele Loriano (spielt bei Sina Guitarre), Chrigel Kyburz und Patrik Meier. „Beim letzten Mal musste alles schnell gehen“, erklärt Kandlbauer bei Kaffee. „Da war die Lösung mit Burrell natürlich super.“ Aber er habe sich natürlich immer nach Leuten für seine Zukunft umgesehen. Diese Komponente hat sich widerum auf „Inside out“ ausgewirkt: Kandlbauer ist zwar ein Soloprojekt, klingt aber ab Scheibe nicht mehr nach solo sondern vielmehr nach Band. Die Band notabene, mit welcher er in die Zukunft gehen möchte.
Er will die Musik machen, die ihm gefällt. Das hat Daniel Kandlbauer zu MusicStar-Zeiten allen gesagt. „Ich mag mich nicht in ein Produkt drücken lassen, das mir nicht entspricht“, sagt er auch heute noch. Die „künstlerisch total freie Hand“, die er während den Aufnahmen seinen Aussagen zufolge hatte, führt er nicht auf den erworbenen Status zurück. „Normalerweise funktioniert das doch eher gegenteilig. Ich musste mich erst beweisen, zeigen, dass ich eigene Songs schreiben kann, damit hatte während MusicStar niemand gerechnet.“
Auffallend ist, dass der Musiker viel Wert darauf legt, die Aussagen seiner Songs im über das Booklet noch zu verstärken. „Das ist nichts Neues“, wiegelt der Angesprochene ab. „Bereits zu Crossfade-Zeiten haben wir mit Bildern unsere Songs unterlegt.“ Damals, zu Zeiten des zweiten Albums „Shame“ hiess das: zu jedem Song ein passendes Bild. „Die visuelle Ausführung hilft manchmal dem Zuhörer zu verstehen, worums geht“, erklärt Kandlbauer, „oder sich selbst wortwörtlich ein eigenes Bild zu machen.“ Die symbolischen Figuren, die er selbst dabei mimt, greifen seine Themen auf. Die Aufnahmen lassen tief blicken: Crossfade und andere gute Freunde sind in die Darstellungen miteingebunden worden. „Das ist gewollt“, erklärt Dani. Gewollt ist auch die Tour die ansteht: 25 Konzerte stehen nach dem gelungenen Start am 14. Oktober in der Alten Taverne Adelboden bis Ende Dezember in seinem Terminkalender. „Ich freu mich“, sagt Kandelbauer und drückt die Zigarette aus.