Dash macht ernst
Text: Ko:L
Bilder: Arenafestival
Er trat alleine auf die Newcomer-Bühne am Arena Festival 2006 in Biel. Während alle anderen einen auf Crew machten, hatte Dash einzig seinen DJ im Rücken, der ihm die Beats legte und enen Beatboxer, ders vor allem im Intro kräftig hämmern liess. Ansonsten stand Dash alleine auf der Bühne. Aber Dash ist nicht verloren – auch wenn er alleine ist. Wo andere zu dritt keine Präsenz markieren konnten, füllte Dash die Bühne mit seiner gewaltigen Energie: „Hammer, das Publikum gings wenigstens ein bisschen mit, das war sauber“, blickte der 21-jährige nach der Show auf sein Quasi-Heimspiel zurück. „Ich spreche einfach die Sprache der Bieler. Das eine einzigartige Sprache, wie auch Berndeutsch. Da bestehen Unterschiede zwischen Bern und Biel.“ Biel sei eher direkter und frecher. „Es ist eher die Sprache der Gasse, die in Biel gesprochen wird“, glaubt Dash. Der Eindruck, Biele sei die Stadt der Bad Guys im Schweizer HipHop sei sicher nicht falsch, meint Dash. „Aber viele sind auch wie in einem Film hier; sehen die Clips auf Viva und MTV, glauben sie seien in Amerika und wollen alles nachmachen. Das beobachtest du in Biel mehr, als in anderen Städten.“ Deshalb seis auch die Kriminalität in Biel schlimmer, als anderswo: „Die Jungen lassen sich mitreissen von all dem Zeug.“
Auch Dash hat seine Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Heute verurteilt er Gewalt in seinen Texten mit Worten in einer Deutlichkeit, wie sie im HipHop kaum je gehört wurden. „Ich war auch mal härter drauf“, sagt Dash. „Ich war auch im Strudel der Gewalt. Aber dank guten Leuten fand ich meinen Weg weg von Gewalt und Kriminalität.“ Es sei nur logisch, rappe er heute dagegen: „Ich will das nicht mehr und ich wills nicht mehr sehen!“. Seine Aggressionen baue er heute nur noch im Sound ab. „Ich brauche Rap, um alles rauslassen zu können. Ich habe Rap immer gebraucht. All meine Gefühle, meine ganze Jugend habe ich so verarbeitet.“ Für viele sei das Leben in Biel nicht einfach, ist Dash überzeugt, weil Biel oft benachteiligt werde in der Schweiz. „Das ist schade, denn es gibt wahnsinnig viele Talente in Biel, auch im französischen Rap. Das ist extrem!“
Trotzdem hätte auch in Biel selber die Rivalität zwischen deutschsprachigen und französischen Rppern zugenommen. „Eigentlich kämpft in der Bieler Szene jeder gegen jeden“, glaubt Dash, „keiner mag dem anderen was gönnen!“ Es gebe in Biel halt auch wahnsinnig viele verschiedene Kulturen, die aufeinander treffen. Die meisten seien „einfach falsch eingestellt... ke ahnig mann, das chame nid erkläre. Das isch eifach Bieu...“, sagt er – und wirkt dabei fast ein wenig ratlos. „Klar versuche ich, mit meinen Rhymes etwas zu bewegen in der Welt. Ich möchte auch der Schweiz einfach etwas geben, woran sie sich festhalten kann, etwas mit Gefühl, das von Herzen kommt.“ Denn Dash erzählt keine Geschichten auf der Bühne. Dash berichtet über das echte Leben. Denn nicht zuletzt auch dank dem Rap konnte Dash sein Leben neu aufgleisen. „Ich konnte vieles verarbeiten und Schmerzen überwinden.“
Dash gibt Gas, tritt da und dort auf, will weiterkommen. „Wir wollen einfach unser Ding durchziehen, ohne von jemandem abhängig zu sein.“ Einen Termin für sein Album lässt er sich allerdings nicht entlocken. Wohl sei die Sache weit fortgeschritten. „Die Beats sind down, Herbst wäre eine Möglichkeit.“ Denn: Für Dash kommt zur Zeit nur ein Herbst oder ein Winter als Release-Date in Frage: „Mein Sound ist kein Sommersound. Solange es mir nicht besser geht, kann ich keine Happy-Tracks machen.“ Herbst wäre deshalb geil, meint Dash, aber vielleicht ziehe sich die Album-Sache auch bis in den Winter hin. „Meine Tracks sind auch zum Party machen. Vor allem aber sollen die Leute sich Zeit nehmen zuzuhören – und das macht man eher im Winter.“