Warum die Gäste ohne Dave kamen
Wer sind Dave Doorslammer & The Guests? Mit dieser Frage im Hinterkopf ging ich ans Stone Hill Festival in Alterswil im Kanton Freiburg. Während des ganzen Konzertes brannte ich auf mein Interview mit dem Mann in der Mitte auf der Bühne (Gesang, Gitarre, Bass, Piano, Flöte und Tasten). Hoffentlich waren meine Fragen präzise genug formuliert, dass ich das Geheimnis um Dave Doorslammer & The Guests lüften konnte?! Am Konzert wurde das Publikum herzlich von vier anzugtragenden Musikern begrüsst: „Wir kommen aus dem grössten Kaff der Schweiz - aus Zürich und möchten euch nun unterhalten!“ Einen suchte man jedoch vergeblich – Dave Doorslammer! Auf der Bühne standen nur The Guests, aber dazu später. Dave Doorslammer, der eigentlich David Langhard heisst und sich auch Admiral James T nennt, ist laut Pressetext nie live dabei. Er sei nach Aussagen von The Guests der einzige Mensch auf der Welt, der auch Drehtüren zuknallen könne. Auf dem Album spielte er nur ein Instrument, wenn man eine Türe und ein Türrahmen als Instrument bezeichnen dürfe. Und dieses Instrument setzte er ein, in dem er auf einem Song die Türe zuknallte. Dave bedeute aber viel mehr für The Guests: Er sei Mentor, Vorbild, Freund und fiktiver Kopf der Band. Vor allem habe er aber das Debutalbum gemischt und den roten Faden eingefädelt.
Wieder zum Liveact. Es folgten Lieder zum Träumen und solche zum Mitwippen. Teils wurden die Zuhörer sogar zum Küssen aufgefordert und bei „Green Fields of Ireland“ wurde das Publikum mit Songtexten ausgerüstet und auf die Bühne zum Mitsingen gebeten. Nach zweimaliger Aufforderung und einem Versprechen für zwei Freibier wagte sich ein Paar auf die Bühne und in den Reihen der Festivalbesucher ertönte Stimme für Stimme.
The Guests machten Werbung für ihr Album und baten die Leute, doch eines zu kaufen, da sie teilweise von diesen Einnahmen leben müssten. Als Ansporn warfen sie ein Album in die hinteren Reihen der Zuschauer. Der Musiker rechts auf der Bühne, zuständig für Bass, Gitarre und Gesang forderte die Festivalbesucher auf sich wie Gentlemen zu benehmen und nicht einen Zirkus wie The Guests zu veranstalten. The Guests waren beeindruckt, dass sie während ihrer Performance fotografiert wurden, denn bis jetzt gab es hauptsächlich Karikaturen von Dave Doorslammer & The Guests. Und der Mann in der Mitte der Bühne meldete sich wieder zu Wort: „Eigentlich würden wir viel lieber Fotoalben verkaufen, aber die sind zu teuer und man hat immer ein Mikrofon oder ein ganzes Schlagzeug vor dem Kopf.“ The Guests hörten pünktlich auf und verabschiedeten sich mit: „Wir gehen jetzt schlafen!“ Das konnten sie auf jeden Fall vergessen, denn jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen und ich machte mich auf den Weg in den Backstagebereich.
Ich hatte Glück und konnte den Mann, der in der Mitte auf der Bühne stand, beim Hinterausgang abfangen. Er stellte mir die drei restlichen Guests vor und wir setzen uns bei Kerzenlicht ins Backstagezelt. Endlich war es so weit. Ich war der Enthüllung ganz nahe. Mehrere Fragen sprudelten durch meinen Kopf. Ich entschloss mich mein Gegenüber direkt zu fragen und nicht lange um den heissen Brei zu reden. Wer seid ihr? Wieso tretet ihr inkognito auf? Und ich erhielt eine ausführliche Antwort, die ich aus Platzgründen nicht vollständig wiedergeben kann. Soviel zu The Guests: Es handelt sich um vier Zürcher Musiker, die auch in anderen Bands spielen. Unter anderem alle zusammen als die Band Diebesbande, eine Mundarttruppe mit einem ersten Album namens „Mit Ihm & Ihre“. Als Diebesbande spielten die vier Freaks mit der Zeit auch englische Songs ein und ein zweiter Bandname musste her. Dass nicht von Anfang an klar war, wer dahinter stecke, wurde die fiktive Band Dave Doorslammer & The Guests ins Leben gerufen. Dave Doorslammer fungierte als Phantom und die vier anderen benannten sich kurzerhand selber um. Statt Fotos liess man wie bereits erwähnt Karikaturen anfertigen und es konnte losgehen.
Mein Gegenüber, Christian Prader „Christyouknowitain`teasy Guest“, spielte viele Instrumente auf dem Album ein. Wie bereits erwähnt Gitarre, Bass, Piano, Flöten und Tasten. Ausserdem singe er gerne, egal ob vorne oder hinten. Er sei ein Musikfreak. Sein älterer Bruder Martin Prader „Martin Luther Guest“, der Mann rechts auf der Bühne, spiele Bass, Gitarre und singe. Lukas Langenegger „Lucky Guest“ lies auf dem Album Spuren von Gitarre, Gesang, Bluesharp und Tasten zurück. Er sei ein Meister seines Fachs und wahrscheinlich einer der besten Gitarristen in Zürich. Und zu guter letzt sei da noch Philipp Bütikofer „Sir Philipp II. Guest“, der Drummer von The Guest. Er spiele Per-Cushion, weil er während dem Song „Green Fields of Ireland“ die anderen mit einem Kissen geschlagen habe. Live töne nicht alles wie auf dem Album, da sich die vier Guests die Freiheit lassen zu improvisieren und die Querflöte werde live nur selten eingesetzt. Alles einfach je nach Lust und Laune, der Situation entsprechend. So entstand eine witzige Bandgeschichte, welche bei Musikkonsumenten und Presse Fragen aufwarf. Chrigi Prader erzählt, dass Diebesbande und Dave Doorslammer & The Guests auch schon im Doppelpack gebucht wurden und die Veranstalter und das Publikum erst vor Ort herausfanden, dass es sich beide Maleum dieselben vier Musiker handelte.
Die Kerzen waren bereits halb heruntergebrannt und es gäbe noch viel zu erzählen. Dass The Guests die drei Katzen von Dave am liebsten auf die Bühne nehmen würden, wenn es nicht zu laut wäre; dass sie Schafe blöd finden, da dies für sie verwandelte mühsame Menschen seien und vieles mehr. Sind wir doch einfach gespannt und auf der Hut wie es weiter geht, denn am Konzert im Freiburgerland in Alterswil konnte man neue unveröffentlichte Songs hören, welche sicher nur noch auf die Pressung warten.